INTERVIEW Andrea Nahles, Vorsitzende des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit Wir gestalten den Strukturwandel aktiv mit Frau Nahles, in Bereichen wie Pflege, Bildung, Handwerk und IT herrscht Fachkräftemangel, während in Teilen der Automobil-, Stahl- und Chemieindustrie Arbeitsplätze verloren gehen. Welche Konsequenzen hat diese Disruption für den Arbeitsmarkt und die Flexibilität von Beschäftigten und Arbeitgebenden? Dekarbonisierung, Digitalisierung und Demografie verändern den Arbeitsmarkt, dazu kommt die aktuelle wirtschaftliche Gesamtlage. Die Transformationsprozesse des Arbeitsmarktes zeigen sich zum Beispiel in den veränderten Tätigkeits- und Qualifikationsanforderungen. Es entstehen neue, vor allem höhere Anforderungen an jeden Einzelnen, sowohl aufseiten der Beschäftigten als auch der Unternehmen. Schon jetzt ist es häufig so, dass offene Stellen nicht zu den Profilen der arbeitslosen Menschen passen. Genau da kommen wir als BA mit unseren Angeboten ins Spiel: Wir gestalten den Strukturwandel aktiv mit. Das beginnt schon mit der Berufsorientierung. Außerdem spielen passende Qualifizierungen und eine qualitativ hochwertige Beratung eine Schlüsselrolle. Unsere Angebote richten sich dabei nicht nur an arbeitslose Menschen, sondern mit der Berufsberatung im Erwerbsleben zum Beispiel auch an Beschäftigte. So kann Arbeitslosigkeit präventiv begegnet werden und wir können die Menschen passend für neue Aufgaben qualifizieren. Der öffentliche Dienst ist der größte Arbeitgeber Deutschlands mit einer Vielzahl an Berufsfeldern. Dennoch gelingt es in Mangelbereichen nicht, genügend Personal zu binden. Welche Stellschrauben müssen gedreht werden, damit die öffentliche Hand noch attraktiver für Berufs- und Quereinsteiger wird? Gut ein Drittel der Beschäftigten im öffentlichen Dienst geht in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand. Das stellt uns alle vor enorme Herausforderungen. Wir brauchen moderne Arbeitsbedingungen mit Möglichkeiten zu mobiler Arbeit, flexiblen Arbeitszeitmodellen und einer guten Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Wir müssen auch in die Digitalisierung investieren und eine zeitgemäße IT ermöglichen. Wir brauchen bessere Einstellungsverfahren. Wir müssen Bewerberinnen und Bewerbern schnell eine Rückmeldung geben, sie nicht lange auf Antworten warten lassen und gut „onboarden“. Und wir müssen unsere Arbeitgebermarken stärken. Dazu gehört neben einer modernen Führungskultur auf Augenhöhe auch die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung. Wir sollten Stellen nach Kompetenzen besetzen, nicht danach, ob eine bestimmte Laufbahnqualifikation abgelegt wurde oder nicht! Was tut die Bundesagentur, um Personal für das eigene Haus, besonders im Führungskräftebereich, zu gewinnen? Wir drehen genau an den „Stellschrauben“, die ich gerade beschrieben habe: Wir haben uns eine „Zukunftsagenda“ gegeben und damit verbessern wir nicht nur die Arbeit für unsere Kundinnen und Kunden, sondern wir entwickeln auch unsere internen Prozesse weiter, in die wir gerade ebenso intensiv investieren wie in Digitalisierung. Wir haben eine Dienstvereinbarung „Lernen“ auf den Weg gebracht, wir bieten flexible Arbeitszeitmodelle an, Führung in Teilzeit ist möglich, und wir ermutigen unsere Kolleginnen und Kollegen, sich weiterzuentwickeln. Unseren Beschäftigten stehen fast alle Tätigkeitsfelder offen und dabei sind allein persönliche Eignung und die Kompetenzen wichtig, nicht Formalien. Zudem haben wir eine ganze Reihe von Programmen, um Talente zu fördern und sie auf ihrem persönlichen Entwicklungsweg zu begleiten. Und das Interesse an der BA als Arbeitgeberin ist da – das sehen wir an steigenden Zahlen bei der Ausbildung und auch in den Studiengängen an unserer BA-eigenen Hochschule. Letztlich überzeugen wir mit unseren Aufgaben. Deshalb ist der Kern unserer Arbeitgebermarke auch der gesellschaftliche Auftrag der BA. Unser Slogan „WIR MACHEN CHANCEN.“ transportiert das: Wir verkaufen nicht irgendein Produkt, wir schaffen soziale Sicherheit. „Selbstverwaltung stärkt den sozialen Dialog und die Mitbestimmung der verschiedenen Interessengruppen.“ © BA/Sonja Och 12 FOKUS dbb magazin | März 2025
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