dbb magazin 3/2025

FRAUEN Frauen in der Selbstverwaltung Höhere Flexibilität für mehr Engagement Unsichtbare Barrieren für Frauen gibt es auch im Ehrenamt. Zwar ist die Beteiligung an ehrenamtlichen Tätigkeiten bei Frauen und Männern ungefähr gleich hoch. In den Entscheidungspositionen besteht jedoch ein großes Ungleichgewicht. Bei ungleichen Geschlechterverhältnissen schwindet die Sichtbarkeit von Frauen im Ehrenamt“, macht Elke Janßen, stellvertretende GdS-Bundesvorsitzende und Beisitzerin in der Geschäftsführung der dbb bundesfrauenvertretung deutlich. So lag der Frauenanteil in der Vertreterversammlung der Rentenversicherung Bund vor der Sozialwahl 2023 bei gerade mal 30 Prozent. Die Verwaltungsräte der Ersatzkassen standen mit 37 Prozent Frauenanteil nicht viel besser da. Zum Vergleich: Der Frauenanteil der Beschäftigten in der Sozialversicherung liegt bei 75 Prozent. Wie wichtig es ist, dass Frauen gleiche Chancen bei der Mitgestaltung haben, erklärt Janßen, die auch Mitglied des Verwaltungsrats der AOK RheinlandHamburg ist: „Es ist immer wichtig, verschiedene Perspektiven zu haben. Gerade in der Gesundheitsversorgung ist es essenziell, dass die Stimmen der Frauen gehört werden.“ Früher seien die medizinische Forschung und Versorgung zum Beispiel fast ausschließlich auf Männerkörper ausgerichtet gewesen. „Das kann für Frauen fatale Folgen haben“, warnt Janßen. Sie reagieren anders auf Medikamente und zeigen andere Symptome, beispielsweise bei einer Früherkennung bei einem Herzinfarkt. „Frauen haben schlicht andere gesundheitliche Fragen und Bedürfnisse.“ Erste Erfolge gegen die Diskriminierung Um etwas gegen die Diskriminierung von Frauen in der Selbstverwaltung zu unternehmen, wurde im Februar 2021 das „Gesetz zur Verbesserung der Transparenz in der Alterssicherung und der Rehabilitation sowie zur Modernisierung der Sozialversicherungswahlen“ beschlossen. § 48 SGB IV regelt nun, dass mindestens 40 Prozent der Listenplätze mit Frauen zu besetzen sind, ebenso wie mindestens zu 40 Prozent mit Männern. Es wurde ein Schutzmechanismus eingebaut, um zu verhindern, dass Frauen auf die hinteren Listenplätze verbannt werden, ohne reelle Chance, gewählt zu werden. Von drei aufeinanderfolgenden Listenplätzen muss mindestens einer mit einer Frau besetzt werden. Das Gesetz hatte Erfolg: Bei der Sozialwahl 2023 stieg der Frauenanteil in den Verwaltungsräten der Ersatzkassen von 37 auf 44 Prozent und in der Vertreterversammlung der DRV Bund von 30 auf 41 Prozent. Der dbb hat einen guten Start hingelegt und wird dieses Mal in der Vertreterversammlung der DRV Bund von einer Frau vertreten. Auch bei den ehrenamtlichen Versichertenberatern und -beraterinnen (Versichertenälteste) hat der dbb die gewünschte Frauenquote – als eine der wenigen Listen – erfüllt und entsendet zurzeit 44 Prozent Frauen. „Das ist ein gutes Signal für die Zukunft, und da geht sicher noch mehr“, betont Janßen. Familienfreundliche Strukturen Ehrenamtliche Tätigkeit kostet Zeit und Energie. Da Frauen weiterhin den Großteil der Familien- und Sorgearbeit zu Hause stemmen, bleiben ihnen weniger Kapazitäten für ehrenamtliches Engagement. Janßen fordert mehr Flexibilität, um Ehrenamt, Familie und Beruf besser vereinen zu können: „Hier ist schon sehr viel geholfen, wenn die Treffen zu familienfreundlichen Zeiten oder digital stattfinden. Ehrenämter können in vielen verschiedenen Formen ausgeübt werden, so sind auch zeitlich begrenzte Tätigkeiten denkbar.“ Außerdem müsse es endlich eine rentenrechtliche Anerkennung für ehrenamtliches Engagement geben, um sicherzustellen, dass Frauen für ihre Arbeit im Ehrenamt auch im Alter abgesichert sind. „Wir haben über die vergangenen Jahrzehnte gesehen, dass sich immer mehr Frauen ehrenamtlich engagieren und erfolgreich kandidieren. Das darf so gerne bleiben.“ Der fünfte deutsche Freiwilligensurvey aus dem Jahr 2019 habe gezeigt, dass der Anteil freiwillig engagierter Frauen seit 1999 von 26,3 auf 39,2 Prozent gestiegen ist und so knapp mit den Männern gleichzieht. Jetzt gehe es darum, mehr Interesse auch in den verschiedenen Zweigen der Sozialversicherung zu wecken, hebt Janßen hervor. „Sie bieten eine große Bandbreite an Möglichkeiten, sich einzubringen und mitzugestalten. Wir brauchen mehr engagierte Frauen, die etwas bewegen wollen. Dann wird es auch gelingen, die gesellschaftlich dringend notwendigen Aspekte bekannter zu machen und durchzusetzen.“ dsc Elke Janßen © Inga Haar 34 INTERN dbb magazin | März 2025

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