BILDUNG Bildungspolitische Gespräche Beschäftigte garantieren Leistungsfähigkeit Im Vorfeld der Bundestagswahl haben Expertinnen des dbb mit führenden Bildungspolitikern über Konzepte für eine nachhaltige Politik diskutiert. Wie zukunftsfähig ist das deutsche Bildungssystem? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines länderübergreifenden Austauschs zwischen den Bildungsministerinnen aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. Ergebnis war das Impulspapier „Bessere Bildung 2035“, das messbare Ziele, Indikatoren und Maßnahmen für die kommenden zehn Jahre vorschlägt. Im Gespräch mit Simone Fleischmann, stellvertretende Bundesvorsitzende des dbb und des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), sowie mit Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV) und der dbb Fachkommission Schule, Bildung und Wissenschaft, nahm Karin Prien Stellung. Prien ist stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU und Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur in Schleswig-Holstein. Bildung im Wahlkampf vernachlässigt „Bildungsthemen haben im Wahlkampf eine erschreckend kleine Rolle gespielt“, kritisierte Simone Fleischmann am 17. Februar 2025. „Dabei sind die Folgen des überlasteten Bildungssystems längst Realität: Kitaplätze sind Mangelware, der Lehrkräftemangel führt zu Unterrichtsausfällen und die Beschäftigten arbeiten seit Jahren am Limit. Bildungsstudien liefern regelmäßig alarmierende Ergebnisse, doch der große Wurf bleibt aus.“ Susanne Lin-Klitzing betonte: „Als gewerkschaftliche Spitzenorganisation des öffentlichen Dienstes verstehen wir uns als kritisch-konstruktiver Partner der Politik. Wir benennen Probleme und treiben kluge Reformen voran. Die aktuellen parteiübergreifenden Vorschläge für ein besseres Bildungssystem bis 2035 sind eine gute Diskussionsgrundlage, müssen aber durch konkrete Maßnahmen untermauert werden.“ Zu den Vorschlägen gehören eine stärkere Verzahnung von Elementarbereich und Grundschule, eine gezielte Kompetenz- und Leistungsförderung sowie mehr Bildungsgerechtigkeit. Fleischmann forderte: „Die Kolleginnen und Kollegen an Kitas, Schulen und Hochschulen sind der Schlüssel zu einem zukunftsfähigen Bildungssystem. Sie erwarten zu Recht bessere Arbeitsbedingungen, die ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden.“ Eine bessere Personalausstattung, spürbare Entlastung, qualitativ hochwertige Aus-, Fort- und Weiterbildungen sowie eine angemessene Bezahlung seien die Basis eines leistungsfähigen Bildungssystems. Prien unterstrich die Bedeutung frühkindlicher Bildung und eines nahtlosen Übergangs von der Kita zur Grundschule. Sie bekannte sich zum Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter, lehnte jedoch verbindliche Qualitätsstandards ab. Die gemeinsame Erklärung von Bund und Ländern zum DigitalPakt 2.0 wertete sie als Verhandlungserfolg und betonte die Notwendigkeit rasch wirksamer Vereinbarungen. Handlungsbedarf bei digitaler Ausstattung Gegenüber Ria Schröder, bildungspolitische Sprecherin der FDPBundestagsfraktion, forderte Fleischmann am 30. Januar 2025 entschlossene Maßnahmen und umfangreiche Investitionen, um das Bildungspotenzial voll auszuschöpfen. Lin-Klitzing betonte: „Bildung ist Ländersache, kann aber nur gelingen, wenn alle Ebenen eng zusammenarbeiten.“ Bürokratische Hürden müssten abgebaut, die Kooperation effizienter gestaltet und die Finanzierung verstetigt werden: „Wir erwarten ein klares Bekenntnis der Politik zu einer bedarfsgerechten Ausstattung des Bildungssystems.“ Für eine bessere digitale Ausstattung der Schulen setzte sich Fleischmann am 4. Februar 2025 bei Thomas Jarzombek, bildungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, ein. „Bildungsgerechtigkeit erfordert einen hohen digitalen Standard in ganz Deutschland. Nur so können wir gleichwertige Bildungsangebote nachhaltig sichern“, erklärte die dbb Vertreterin. Bund und Länder hatten sich bereits im Dezember 2024 auf Eckpunkte für einen DigitalPakt 2.0 verständigt. Diese sind jedoch nicht bindend und hängen von späteren Haushaltsentscheidungen ab. Gespräche mit Bildungspolitikern der SPD sowie von Bündnis 90/ Die Grünen waren zum Redaktionsschluss für die Zeit nach der Bundestagswahl geplant. os © Jan Brenner Susanne Lin-Klitzing, Karin Prien und Simone Fleischmann (von links). AKTUELL 9 dbb magazin | März 2025
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