dbb magazin 4/2025

ONLINE Cybermobbing Überall vernetzbar, überall verletzbar? Cybermobbing ist längst kein reines Jugendproblem mehr. Die Zahl der betroffenen Erwachsenen nimmt ebenfalls zu – auch am Arbeitsplatz. Cybermobbing bedient sich des gleichen Werkzeugkastens wie klassisches Mobbing – Beleidigen, Einschüchtern, Bloßstellen – und wendet ihn auf digitalem Wege an. Angriffe können damit unabhängig von der Uhrzeit und dem Ort erfolgen. Für Betroffene kann es sich schnell so anfühlen, als wären sie nirgendwo mehr sicher, weil die digitalen Quälgeister omnipräsent sind: Gerüchte, Beleidigungen, private oder verspottende Bilder und Videos erlangen im Internet größere Reichweiten als bei normalem Mobbing. Und sie sind schwieriger einzudämmen. Das verstärkt bei Betroffenen das Ohnmachtsgefühl. In manchen Fällen wissen sie nicht, von wem die Attacken kommen, da Täterinnen und Täter anonym bleiben. Diese können derweil unerkannt weitermachen, oft, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Wer ist von Cybermobbing betroffen? Laut einer Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing waren im Jahr 2021 11,5 Prozent der Befragten in Deutschland schon einmal Opfer von Cybermobbing. Das ist ein Anstieg von 25 Prozent im Vergleich zu 2018. Frauen und Männer sind dabei nahezu gleich häufig von Cybermobbing betroffen. Cybermobbing ist besonders bei Jüngeren weitverbreitet: Die Hälfte der Opfer ist unter 25 Jahre alt. Es ist mit Blick auf die Altersgruppen keine Überraschung, dass Cybermobbing vorwiegend in der Schule, im Studium oder in der Ausbildung passiert. Hier gaben 19 Prozent an, bereits Opfer gewesen zu sein. Beschäftigte in Serviceberufen haben das höchste Cybermobbing-Risiko (16 Prozent), soziale Berufen befinden sich mit zwölf Prozent im Durchschnitt. Am sichersten sind Beschäftigte in Büroberufen (acht Prozent). Bei Erwachsenen (in der Studie 18 Jahre oder älter) erfolgt die typische Cybermobbing-Attacke entweder über einen sehr langen oder sehr kurzen Zeitraum. In den meisten Fällen hielt das Cybermobbing länger als ein Jahr an oder es war nach weniger als einem Monat vorbei. Franz Beitzinger, stellvertretender Vorsitzender des Bündnisses gegen Cybermobbing und Co-Autor der Studie, erklärt die Zahlen gegenüber dem dbb magazin: „Vielfach verlieren die Mobber schnell das Interesse, vielleicht weil sich das Opfer geschickt verhält, oder es werden schnell Gegenmaßnahmen eingeleitet, die wirken.“ Gelingt es nicht, die Angriffe schnell zu stoppen, dauern sie an. „Dies ist ja das Tückische hieran. Wird Mobbing nicht schnell gestoppt, verstetigt es sich.“ Aus Tätersicht haben Opfer Mobbing verdient Die Studie fand auch heraus, dass bei den Attacken Cybermobbing und Mobbing häufig parallel laufen. Cybermobbing kommt in verschiedenen Formen vor: Am häufigsten sind Beschimpfungen (haben 67 Prozent der Betroffenen erlebt) und Hänseleien 20 FOKUS dbb magazin | April 2025

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