da können Sie ohne Kontrolle direkt zur Bürgermeisterin durchgehen. Dann geht es konkret ums Handling bei Sicherheitsstörungen: Wer kommt eigentlich, wenn jemand den Alarmknopf drückt? Der Büronachbar oder der Sicherheitsdienst? Und zuletzt sollte es eine umfassende Nachsorge geben. Welche Reaktionen folgen? Das Sozialamt in Wuppertal etwa verschickt Briefe, um klarzustellen, dass es bestimmte Verhaltensweisen nicht duldet – und macht damit sehr gute Erfahrungen. Auf der Website von #sicherimDienst wird ein Ingenieur mit den Worten zitiert, dass es das Netzwerk eigentlich gar nicht geben sollte, die aktuelle Lage es jedoch erforderlich mache. Wie können wir als Gesellschaft darauf hinarbeiten, dass es gar nicht erst zu Übergriffen kommt? Gegenseitiger Respekt sollte immer die Prämisse sein! Das gilt für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Wer mit autoritären Gedanken unterwegs ist und die Menschen als Bittsteller sieht, die sich einzureihen haben, vertritt eine Sichtweise, die längst der Vergangenheit angehört. Eine ähnliche Frage hat mir jemand auf einem Ärztekongress gestellt, wo ich Handlungsempfehlungen für das Gesundheitswesen gegeben habe: „Kann das Problem nicht einfach aufhören?“ Natürlich wäre das ideal. Bloß angesichts der aktuellen Entwicklung wäre es Wunschdenken, sich darauf zu verlassen, dass es von allein so kommt. Deshalb ist die Prävention ein so wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Aber damit ist es noch nicht getan: Wir müssen die Ursachen genauer erforschen, um die gesellschaftliche Situation nachhaltig zu verbessern. Wenn es zu Übergriffen kommt, muss die Frage immer auch lauten: Was war der Kontext? Wie kann eine solche Forschung aussehen? In dem Projekt „AMBOSafe“ wurden Situationen, in denen es zu Übergriffen gekommen ist, umfassend analysiert. Was ist genau passiert? Wie sind die Beteiligten mit der Situation umgegangen? Was hat sich bewährt und was hätte man besser machen können? Entstanden ist ein Erfahrungsschatz, von dem heute das gesamte Netzwerk profitiert. Nehmen wir an, jemand arbeitet in einer Behörde, in der die Prävention nur unzureichend ist. Was würden Sie der Person mit auf den Weg geben? Mein wichtigster Rat: Machen Sie das Thema zum Thema! Das ist der erste Schritt. Wer am Ball bleibt und immer wieder hartnäckig nachfragt, wird Veränderungen bewirken, da bin ich mir ganz sicher. Stichwort Ärztekongress: Dort werden jetzt Gewaltschutztrainings angeboten. Die Fragen stellte Christoph Dierking. FOKUS 23 dbb magazin | April 2025
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