Frühjahr. Und größere Funde geben sie oft erst verzögert bekannt. Teils, um bei Kriminellen keine Begehrlichkeiten auf eingelagerte Drogen zu wecken. Teils aus ermittlungstaktischen Gründen. Beispiel: Den Rekordfund von 35 Tonnen Kokain, das Ermittler 2023 im Hamburger Hafen zwischen Obstkisten entdeckt hatten, machte die zuständige Zentralstelle für Organisierte Kriminalität bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft erst im vergangenen Juni öffentlich. Marktwert: etwa 2,6 Milliarden Euro. Diese Gemengelage führt bei den Kontrolleinheiten des Zolls zu erhöhter Wachsamkeit. Schutzweste, Reizstoffsprühgerät – umgangssprachlich Pfefferspray – und Dienstwaffe gehören ohnehin zur Ausstattung. Mögliche Konfrontationen mit Kriminellen, bei denen sie zur Waffe greifen müssen, trainieren die Beamtinnen und Beamten regelmäßig. Auch die Politik ist alarmiert: In einer als vertraulich eingestuften Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der CDU-Bundestagsfraktion heißt es, dass sich der Zoll auf eine „verschärfte Bedrohungslage“ einstellen müsse, die von der Organisierten Drogenkriminalität ausgehe. Das berichtete tagesschau.de. Um besser im Kampf gegen den Rauschgifthandel gewappnet zu sein, soll der Hamburger Zoll zwei weitere mobile Röntgengeräte erhalten, mit denen sich Container schnell und effizient prüfen lassen. Bislang steht lediglich eine Röntgenanlage zur Verfügung. Manchmal gibt es eine Eskorte zum Schiff Die beiden Kleinbusse biegen rechts ab, Fenster runter, Felix nickt in Richtung Pförtner, dann öffnet sich die Schranke und gibt den Weg zum Containerterminal frei. „Auch wenn wir hoheitliche Rechte ausüben, sind wir hier zu Gast“, sagt Tom. Aber: Obwohl es sich um Privatgelände handelt, ist jeder Liegeplatz gleichzeitig der Amtsplatz des Hauptzollamts Hamburg. Auf den Dächern der Einsatzfahrzeuge leuchten gelbe Warnblinker auf. Gesehen werden, das ist entscheidend, um Unfälle zu vermeiden. Manchmal eskortieren Spezialautos den Zoll. Sie sind mit antennenartigen Vorrichtungen ausgestattet, die in die Höhe ragen. Daran befestigte Fähnchen und Lampen erregen die Aufmerksamkeit der Van-Carrier-Fahrer, die etwa zehn Meter über dem Boden sitzen. Van-Carrier sind die Maschinen für die Containerlogistik im Terminal. Bei Star-Wars-Fans können sie durchaus Assoziationen zum imperialen AT-AT-Walker wecken. Allerdings stampfen sie nicht, sondern fahren auf Rädern. Sie haben keinen Kopf, sondern lediglich kleine Fahrerkabinen. Und sie schießen nicht, sondern transportieren und stapeln Container wie Bauklötze. Immer drei übereinander in langen Reihen, die lediglich schmale Gassen trennen. Wenn Lkw die Container holen, bauen die Van-Carrier die Formation wieder ab – ein Vorgang, der sich unzählige Male wiederholt. Allein 2024 war der Hamburger Hafen Umschlagort von 7,8 Millionen Standardcontainern. Die Kleinbusse halten am Kai, Tom und Felix steigen aus, nehmen noch zwei Rucksäcke und Sicherheitshelme mit. Prompt schreiten sieben Beamtinnen und Beamte an der Hafenmauer entlang, anschließend die schmale Gangway hinauf zum Containerschiff, wo aus dem Schreiten eher ein konzentriertes Balancieren wird. Alle senken ihre Blicke auf die schmalen Stufen. Hier das Gleichgewicht zu verlieren, würde schmerzhaft enden. Oben empfängt der Watchman den Zoll. Tom meldet sein Team an. „Die Gangway muss immer unter Aufsicht stehen, 24 Stunden am Tag, damit niemand unbefugt aufs Schiff kommt“, erklärt Felix. „Wenn wir keinen Watchman antreffen, gibt’s Ärger“ – in diesem Fall handelt es sich um eine Watchwoman. Sie verständigt einen Offizier, der die Schiffskontrolleure zum Kapitän bringt. An Bord mischt sich Dieselgeruch unter die ansonsten frische Brise an der Elbe. Die Uniform ist auf Frachtschiffen eher ein Auslaufmodell, nur wenige Kapitäne tragen sie. Auch in diesem Fall empfängt der wichtigste Mann an Bord den Zoll in dunkler Jeans und hellgrauem Sweatshirt. Kurze Begrüßung, die Sprache auf See ist Englisch. Tom fordert freundlich, aber bestimmt die Liste mit den Gütern an, deren Einfuhr nach Deutschland zollpflichtig wäre. Eine Standardprozedur, die Crew ist gesetzlich zum Mitwirken verpflichtet. Zollpflichtige Waren unter Verschluss „Unsere Hauptaufgabe ist immer noch fiskalischer Natur“, erklärt der Beamte. „Zunächst kontrolliert der Zoll, ob Abgaben und Anfahrt zur Schiffskontrolle: Es geht quer über das Hafengelände. Van-Carrier im Einsatz: Die Fahrer sitzen etwa zehn Meter über dem Boden. FOKUS 25 dbb magazin | April 2025
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