Steuern korrekt abgeführt werden. Und dann unterbindet er gegebenenfalls die Einfuhr von Gütern, für die Beschränkungen und Verbote gelten.“ Etwa von gefälschter Markenkleidung, geschützten Tieren und Waffen. Oder eben Rauschgift. Der Kapitän legt die Liste vor. Kaffee, Spirituosen, Zigaretten – alle Mengen, die sich offiziell auf dem Schiff befinden sollen, sind aufgeführt, darunter 7 000 Zigaretten. Hinter manchen Gütern steht der Vermerk „NIL“. „Mit dem Fluss hat das nichts zu tun, es handelt sich um das Kürzel für Not in List“, erläutert Tom. Heißt: offiziell nicht an Bord. Die gemeldeten Güter muss die Crew im sogenannten Zolllast, einem separaten, verschlossenen Raum aufbewahren, solange sich das Schiff nicht in internationalen Gewässern aufhält. Und das überprüft der Einsatzleiter als Nächstes. Stimmen die Angaben auf der Liste mit den tatsächlich vorhandenen Waren überein? Oder fehlt etwas? An der Tür zur Zolllast gibt es etwas zu beanstanden. Das Schloss ist verschraubt. Wer etwas mitgehen lassen will, könnte es einfach abschrauben, die Tür öffnen und das Schloss wieder anschrauben, ohne dass jemand etwas mitbekommt. Deshalb ist die Montage mit Nieten vorgeschrieben. „Dann wären im Fall der Fälle Spuren sichtbar“, sagt der Beamte und fordert den Offizier auf, den Fehler zu beheben. „Wir wollen ja nicht, dass Alkohol und Zigaretten im Hafen Beine bekommen!“ Im Lager selbst ist alles in Ordnung. Ein routinierter Blick in die Kisten mit den Zigaretten, 200 Stück pro Stange. „Fünf Stangen ergeben 1 000, insgesamt sieben Reihen, macht 7 000 Zigaretten. Passt!“ Nun beginnt die eigentliche Schiffskontrolle. Die Beamtinnen und Beamten schwärmen aus. Ist Schmuggelgut auf dem Containerschiff, das zuletzt in einem polnischen Hafen war? Womöglich Rauschgift? In den schmalen Fluren öffnen die Kontrolleure stichprobenartig Klappen und Schränke. In der Kombüse werfen sie einen Blick in den Kühlraum. Zwischenruf von Felix: „Heute gibt es Ente mit Orangensauce!“ Und auf der Brücke schauen sie mit einem Spiegel hinter die Deckenverkleidung. Von hier oben wirken selbst die gigantischen Van-Carrier klein, die auf dem Hafengelände ihre Runden ziehen. „Für die Motivation unserer Leute ist es gut, wenn wir etwas finden“, sagt Felix, während er seinen Blick über den Außenbereich des Schiffes schweifen lässt. „Die Organisierte Kriminalität passt ihre Strategien immer wieder an. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel.“ Der erfahrene Beamte hat in seinen Dienstjahren schon einiges erlebt. Drogen in Belüftungsanlagen von Containern. Eine Zeit lang waren Baumaschinen ein populäres Versteck. Und auch in Rettungsringen hat er schon etwas gefunden. „Wer schmuggelt, will schnell auf die Ware zugreifen können“ – deshalb gehen viele Kriminelle nach dem folgenden Prinzip vor: Containertür auf, Sporttasche mit dem Rauschgift Fünf Stangen ergeben 1 000, insgesamt sieben Reihen, macht 7 000 Zigaretten. Hier sollten sich eigentlich keine Schrauben, sondern Nieten befinden. Baumaschinen, Obstkisten, Rettungsringe: Die Organisierte Kriminalität denke sich immer neue Verstecke aus, berichtet Felix. Der Zoll muss stets am Ball bleiben. 26 FOKUS dbb magazin | April 2025
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==