dbb magazin 9/2021

mitgliedsgewerkschaften < BDF Artenvielfalt imWald för- dern, Bodenschutz stärken Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) hat am 13. August 2021 ein Forderungspapier zur Bun- destagswahl veröffentlicht, in dem er zur Umsetzung der Biodiversitätsziele durch die zukünftige Bundesregierung auffordert. Die dort angestrebten fünf Prozent Wälder ohne Bewirt- schaftung sollten erreicht wer- den, auch unter Einbeziehung bereits brachliegender Privat- waldparzellen. „Mehr als fünf Prozent der Waldfläche sollten allerdings nicht aus der Wald- bewirtschaftung herausge- nommen werden“, so Bundes- vorsitzender Ulrich Dohle. „Vielmehr brauchen wir für alle bewirtschafteten Wälder, ob privat oder öffentlich, konkrete Strategien zur Erhöhung der Artenvielfalt mit einem regel- mäßigen Erfolgsmonitoring.“ Weiter fordert der BDF gemein- same Anstrengungen zum Schutz der Waldböden. „Die vorhergehende dreijährige Dürre und nun die diesjährige Flutkatastrophe sollten uns alle daran erinnern, auch die Wasserhaltefähigkeit unserer Wälder durch Verbesserung der Bodenstruktur und Humus- bildung zu erhöhen“, beleuch- tet der Bundesvorsitzende am aktuellen Beispiel die Bedeu- tung der Waldböden. Diese sei- en zudem in ihrer ungeheuren Artenvielfalt intensiver zu er- forschen. „Die winzigen unter- irdischen Arten und ihre kom- plexen Lebensgemeinschaften müssen stärker untersucht werden, um unsere Waldöko- systeme besser zu verstehen.“ Die künftige Bundesregierung soll nach den Vorstellungen des BDF die Biodiversitätsstrategie für den Wald bis 2030 umset- zen. Wenn dabei das Natur- schutzprogramm zumNationa- len Naturerbe um zusätzliche Flächen erweitert wird, sollten diese in Besitz und in Betreuung durch den Bund bleiben. „Wir haben hier langjährig bewährte Lösungen und Kooperationen, die auch auf künftige Flächen angewandt werden sollten“, so Dohle. Für die notwendige naturnahe Bewirtschaftung von Wäldern in Privatbesitz soll der Bund eine Förderstrate- gie entwickeln, die wie beim Ökolandbau ein Umsteuern erleichtert, so der BDF. < BvLB Niederschwellige Impfangebote begrüßt Der Bundesverband der Lehr- kräfte für Berufsbildung (BvLB) hat den Impuls einiger Landesministerien, nieder- schwellige Impfangebote an berufsbildenden Schulen (BBS) anzubieten, ausdrücklich be- grüßt. „Denkbar sind hier Impfbusse auf den Schulhöfen oder Impfzentren in den Turn- hallen, um die beruflichen Schulen zu einemmöglichst sicheren Ort zu machen und so den wichtigen Präsenzun- terricht allerorts stattfinden lassen zu können“, sagte der BvLB-Bundesvorsitzende Joa- chimMaiß am 19. August 2021. „Im Grunde ist das ein gut ein- geübter Prozess, der seit Jah- ren bei Blutspendenaktionen praktiziert wird. Der organisa- torische Aufwand für die Schu- len dafür ist leistbar.“ Wichtig sei allerdings, dass es sich hier- bei nicht um eine Impfpflicht durch die Hintertür handeln dürfe, sondern es immer eine freiwillige individuelle Ent- scheidung für oder gegen eine Impfung bleibe. „Einmal mehr zeigt sich auch hier, dass berufsbildende Schu- len differenziert von allgemein- bildenden Schulen betrachtet werden müssen. An berufsbil- den Schulen lernen überwie- gend volljährige Schüler, die nicht mehr das Einverständnis ihrer Eltern benötigen, sondern eigene Entscheidungen treffen wollen und können“, so Maiß weiter. Bei den berufsbildenden Schu- len schütze die sichere Schule auch die Ausbildungsbetriebe und damit den Kern des wirt- schaftlichen Lebens. < DPhV Neue Schulfinanzierung gefordert Der Streit um die Kosten der Luftfilter in den Schulen sei nur ein Symptom der ungleichen Schulfinanzierung, betonte die Chefin des Deutschen Philolo- genverbandes (DPhV) und Vorsitzende der dbb Fachkom- mission Bildung, Susanne Lin- Klitzing, am 9. August 2021. „Egal ob bei der aktuellen Dis- kussion um die Finanzierung der Luftfilter oder beim 2019 geschlossenen DigitalPakt Schule: Zuschüsse vom Bund sind zwar unverzichtbar“, sagte Lin-Klitzing. „Diese Maßnah- men allein lösen jedoch die Probleme nicht, sondern be- kämpfen vielmehr deren Symp- tome.“ Die Pandemie wirke wie ein Brennglas auf die bereits lange bestehende, ungleiche Schulfinanzierung. Deren Kern- problem sei die grundsätzliche Finanzierung der Schulen durch die kommunalen Schulträger. „Nun fehlen in Ländern und Kommunen die Gelder, die es aktuell für die Kofinanzierung der Bundesgelder braucht. Der Ist-Zustand führt zu immer grö- ßeren Ungleichheiten in den Rahmenbedingungen für die schulische Bildung“, erklärt die Bildungsexpertin. Lin-Klitzing sprach sich deshalb für eine Neuausrichtung der Schulfinan­ zierung in Deutschland aus. Lin-Klitzing forderte einen Schulpakt: „Wir müssen über die Kofinanzierung und einen föderalen Schulpakt reden, der einen unbürokratischen Ausgleich sicherstellt.“ Das gegenwärtige System von In- vestitionen in die schulische Infrastruktur verstärke die Un- gleichheit zwischen den Schu- len in Deutschland. „Wir ze- mentieren sonst ungleiche Lebensverhältnisse in unserem Land, die unser Grundgesetz eigentlich ausschließt. Die kommunalen Schulträger be- nötigen dringend zweckgebun- dene Ressourcen, unabhängig von der allgemeinen Finanzla- ge der jeweiligen Gemeinden.“ Bei dieser Frage gehe es nicht nur um Chancengleichheit für die Kinder, sondern auch um die Perspektiven regionaler Entwicklung. > Ulrich Dohle, Bundesvorsitzender des BDF > JoachimMaiß, Bundesvorsitzender des BvLB > Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des DPhV 44 dbb > dbb magazin | September 2021

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