dbb magazin 7-8/2019

forum ÖFFENTLICHER DIENST rungsmaßnahmen am Ende der Legislaturperiode kein Ge­ genstand der Haushaltskonso­ lidierung mehr sein. „Bürgerin­ nen und Bürger sollen ihrer Verwaltung wieder etwas zu­ trauen können, und das kostet natürlich auch Geld. Es muss zur Selbstverständlichkeit wer­ den, dass wir moderne Technik genauso bezahlen müssen wie den Strom, den wir verbrau­ chen“, bekräftigte Smentek. Dazu gehöre auch, die Attrak­ tivität der Verwaltungsberufe für Nachwuchskräfte zu stei­ gern und die kreative Kraft der Beschäftigten dazu zu nutzen, neue Technologien aufzuneh­ men und weiterzuentwickeln. << „Versuchslabore“ für den öffentlichen Dienst Mehr Mut zu unkonventionel­ len Lösungen forderte dbb Chef Ulrich Silberbach, der in seinem Impulsvortrag „Mit­ nehmen und Gestalten“ die Schwerpunkte des dbb zur Di­ gitalisierung vorstellte. Schon das Onlinezugangsgesetz (OZG), das Bund, Länder und Kommunen verpflichtet, bis 2022 ihre Dienstleistungen auch elektronisch über Verwal­ tungsportale anzubieten, zeige die Komplexität des Unterfan­ gens. „Nun kann man sagen: So ist das staatliche Gefüge in Deutschland, alle Ebenen müs­ sen mitgenommen werden“, sagte Silberbach. „Trotzdem stellt sich die Frage: Wie sollen Bürgerinnen und Bürger be­ greifen, was hier passiert, wel­ che Zuständigkeit an welcher Stelle für welche Aufgabe ge­ geben ist? Das können sie nicht verstehen – und ganz ehrlich: Das müssen sie auch nicht.“ Hier müsse vielmehr der Staat neue Wege gehen und dürfe sich nicht hinter eingefahrenen Strukturen verstecken. „Wenn wir konstatieren, dass staatli­ ches Handeln sich nachhaltig verändert und der Staat ver­ mehrt als Dienstleister wahr­ genommen wird, können wir auch über neue Infrastruk­ turen nachdenken“, so der dbb Chef. Denkbar, so Silberbach weiter, seien auch Ideenwerkstätten und Experimentierräume, in denen „Verwaltung, Bürgerin­ nen und Bürger, Wissenschaft und Start-ups gemeinsam an der digitalen Zukunft arbei­ ten“. Wichtig sei dabei aber, dass die so entwickelten Lö­ sungen dann auch wirklich flächendeckend umgesetzt würden. „Versuchslabore kön­ nen neue Impulse setzen – weitere Insellösungen, wie wir sie bisher bei der Digitalisie­ rung der Verwaltung so oft kennengelernt haben, müssen dagegen unbedingt vermieden werden“, machte der dbb Bun­ desvorsitzende deutlich. „Für uns ist klar: Der öffent­ liche Dienst in Deutschland kann Vorreiter für eine moder­ ne, digitale Verwaltung sein. Dafür müssen aber Strukturen und Zuständigkeiten geklärt werden“, so Silberbach. „Wir brauchen einen klaren Fahr­ plan, der die Beschäftigten mitnimmt – nicht nur im Hin­ blick auf ihre Sorgen. Sondern auch und gerade mit einem Ohr für ihre Expertise und ihre Ideen. Und dem Versprechen, dass wir mittels Qualifizierung eine gute Perspektive schaffen. Für die Kolleginnen und Kolle­ gen ebenso wie für die Bürge­ rinnen und Bürger.“ << Digitaler Wandel als „realistische Euphorie“ Ein aktuelles Lagebild zum digitalen Wandel in den Be­ hörden und Verwaltungen lieferten Jörn Riedel, Chief Information Officer (CIO) und stellvertretender Leiter des Amts für IT und Digitalisierung der Hansestadt Hamburg, so­ wie Ernst Bürger, Unterabtei­ lungsleiter Verwaltungsdigi­ talisierung im Bundesinnen- ministerium (BMI). Sowohl in Hamburg als auch im Bund arbeitet man derzeit mit Hochdruck an der Umset­ zung des E-Governments. Ins­ besondere gilt es, die Vorgaben des Onlinezugangsgesetzes (OZG) zu erfüllen: Bis 2022 sol­ len insgesamt 575 Dienstleis­ tungen von Bund, Ländern und Kommunen online angeboten werden. Mit dem gemeinsa­ men Ziel vor Augen arbeiten daran mittlerweile mehr als zwei Dutzend interdisziplinäre und interföderale Teams, be­ richtete Ernst Bürger – und die Rückmeldungen und Fort­ schritte seien „durchaus ermu­ tigend“. Erstmals gehe man den Transformationsprozess nach der „Multi-Stakeholder- Methode“ an: Alle Beteiligten, von den Juristinnen und Juris­ ten über die Sachbearbeiten­ den, die IT-Designenden bis hin zu Bürgerinnen und Bür­ gern, sitzen sinnbildlich an einem Tisch und gestalten die digitalen Dienstleistungen gemeinsam, nutzerorientiert und agil. „Die Fortschritte, die wir hier erzielen, stimmen op­ timistisch, dass wir jetzt wirk­ lich etwas bewegen und auf die Beine stellen“, so Bürger. Aus Hamburg berichtete CIO Jörn Riedel ähnlich Positives und beschrieb die Gemütslage der „Digitalisiererinnen und Digitalisierer von Amts wegen“ als „realistische Euphorie“. Am Ende werde nicht alles digitali­ siert sein. „Aber das Wichtigs<< Sabine Smentek << Ulrich Silberbach << Jörn Riedel 13 dbb > dbb magazin | Juli/August 2019

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