dbb magazin 7-8/2019

jugend Jugendpolitisches Seminar der Friedrich-Naumann-Stiftung Betreff: Equal Pay und Frauenförderung Dreimal im Jahr organisiert die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung in Gummersbach ein jugendpolitisches Seminar, bei dem sich jeweils rund 100 Teilnehmende aus dem gesamten Bundesgebiet in verschiedenen Arbeits­ kreisen zu diversen Themen austauschen. Für die dbb jugend (Bund) nahm Mitte Juni 2019 Teresa Froitzheim, stellvertretende Landesvorsitzende der dbb jugend nrw, im Arbeitskreis 3 (Gender und Diversity) teil. Sie referierte zu den Themen Equal Pay und Frauenförderung. Folgend ihr Bericht. Zunächst ging es darum zu klä­ ren, was Equal Pay überhaupt ist. Equal Pay bedeutet die fi­ nanzielle Gleichstellung zwi­ schen allen Beteiligten am Ar­ beitsmarkt. Aber was bedeutet eigentlich Gleichstellung? Es geht darum, dass Menschen unabhängig von ihrem Ge­ schlecht die gleichen Möglich­ keiten haben, ihre Vorstellung von einem guten Leben zu ver­ wirklichen. Dazu gehören bei­ spielsweise die gleichen Mög­ lichkeiten in der beruflichen Entwicklung und in der Familie und gesellschaftliche Teilhabe. Und dazu gehört auch, dass es unabhängig vom Geschlecht gleiches Geld für gleiche Arbeit geben muss. Derzeit gibt es in Deutschland allerdings einen Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern in Höhe von 21 Prozent. Selbst im öf­ fentlichen Dienst beträgt der Unterschied – auch Gender Pay Gap genannt – noch sechs Pro­ zent bei gleicher formaler Qua­ lifikation und ansonsten glei­ chen Merkmalen. Ein Umstand, der vollkommen inakzeptabel ist und besser gestern statt heute oder, schlimmer, morgen zwingend beseitigt werden muss. Hierzu wird die dbb jugend auch weiterhin ihren Beitrag leisten und nicht leise sein, bis Equal Pay erreicht ist. << Ursachen erkennen und verändern Im Arbeitskreis wurde rege diskutiert, woher diese Unter­ schiede kommen und wie dage­ gen vorgegangen werden kann. Vor allem den Jüngeren war es noch nicht klar, dass es diese Unterschiede in der Bezahlung überhaupt gibt. Insofern muss an dieser Stelle das Bewusst­ sein noch stärker geschärft werden, damit das Thema wei­ ter vorangetrieben wird – gera­ de von den jungen Kolleginnen und als Zeichen der Wertschät­ zung auch von den männlichen Kollegen. Denn eine weitere Er­ kenntnis lautet: Viele Themen, bei denen es sich vordergründig um „Frauen“-Themen handelt, sind grundsätzlich viel weitrei­ chender. Deshalb ist die Thema­ tik Einkommensgerechtigkeit global anzusetzen, Lösungsstra­ tegien müssen möglichst weit­ räumig und umsichtig entwi­ ckelt werden. Ein Beispiel für diese Problema­ tik im öffentlichen Dienst sind die Beurteilungen, die fairer gestaltet werden müssen. Teil­ zeitanteile und Elternzeitantei­ le betreffen nicht nur Frauen, aber wirken sich vor allem für Frauen negativ auf Beurteilun­ gen und Beförderungsmöglich­ keiten aus. In Nordrhein-West­ falen fordern Beurteilungs- richtlinien ein hohes Maß an „Unvoreingenommenheit und Gewissenhaftigkeit“ von den Beurteilenden. Andere weisen darauf hin, dass „unbewusste Tatsachen, wie das Vorliegen ei­ ner Teilzeitbeschäftigung oder das Geschlecht der Beschäftig­ ten Einfluss auf die Beurteilung haben können“ beziehungswei­ se dass „geschlechterspezifi­ sche Ausgangsbedingungen und Auswirkungen angemes­ sen reflektiert werden sollen“. Gemeinsames Ziel dieser For­ mulierungen ist es, das Be­ wusstsein der Beurteilenden für eine mögliche Benachteili­ gung zu schärfen und dadurch einer, möglicherweise auch nur unterbewussten, Voreingenom­ menheit entgegenzuwirken. Problematisch an diesen grund­ sätzlich guten Ansätzen ist je­ doch – auch das muss gesagt werden – vor allem, dass sie unpräzise sind. So warnen sie zwar vor einer Benachteiligung, führen aber nicht konkret aus, wie sich diese ausdrücken könn­ te. Damit bleibt das Thema der subjektiven Wahrnehmung und Bewertung der beziehungswei­ se des Beurteilenden überlas­ sen. Beim Vergleich des Be­ schäftigungsumfangs mit den Beförderungsquoten lässt sich feststellen, dass besonders Frauen im Alter von 31 bis 47 Jahren, also während der Fami­ lienphase, häufig ihre Arbeits­ zeit reduzieren und gleichzeitig besonders selten bei Beförde­ rungen berücksichtigt werden (Quelle: vierter Landesgleich­ stellungsbericht NRW) – genau das gilt es ja zu vermeiden. Ziel ist es nicht, dass der Spieß jetzt umgedreht werden muss und nur noch Frauen in Führungs­ positionen vorhanden sein sol­ len. Vielmehr ist ein Gleichge­ wicht in allen Aspekten der Thematik erstrebenswert. Auch beim Abendprogramm ging die lebhafte Diskussion, nicht nur zu diesem Thema, in Gummersbach weiter. Von Poli­ tikmüdigkeit oder gar -verdros­ senheit keine Spur! Die Semin­ arteilnehmenden waren sich einig, dass politische Willens­ bildung für einen lebendigen demokratischen Staat essenzi­ ell ist – und, mit Blick auf das Thema Gleichstellung, weitere Wege beschritten werden müs­ sen, damit junge Menschen und insbesondere junge Frauen begeistert werden, sich zu en­ gagieren und ehramtlich tätig zu werden. Teresa Froitzheim << Johannes Dallheimer, der Leiter des Bundesarbeitskreises Gender und Diversity bei den Jungen Liberalen (JuLis), hatte Teresa Froitzheim von der dbb jugend zum Seminar eingeladen. © dbb jugend 28 dbb > dbb magazin | Juli/August 2019

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