dbb magazin 7-8/2019

interview Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung Wir werden auch in Zukunft in Technologiefeldern Weltklasse sein dbb magazin In Deutschland herrscht Fach­ kräftemangel. Gleichzeitig haben etwa 1,5 Millionen Menschen zwischen 20 und 30 Jahren kei­ nerlei berufliche Ausbildung. Wie passt das zusammen? Und was muss sich ändern? Anja Karliczek Wir müssen die Zahl der Ge­ ringqualifizierten deutlich ver­ ringern. Das müssen wir tun, um diesen Menschen eine bes­ sere Teilhabe am gesellschaft­ lichen Leben zu ermöglichen. Das ist auch ein Beitrag gegen den Fachkräftemangel. Das ist nur über Aus- und Weiterbil­ dung zu schaffen. In der Natio­ nalen Weiterbildungsstrategie haben wir mit unseren Part­ nern hier eine Reihe von Maß­ nahmen vereinbart. Zum Bei­ spiel den nachträglichen Erwerb des Berufsabschlusses zu erleichtern, aber auch die Möglichkeit, Schritt für Schritt über den Erwerb von Ausbil­ dungsbausteinen eine Ausbil­ dung zu absolvieren. Außerdem wollen wir, dass beruflich ge­ wonnene Erfahrung besser an­ erkannt wird. Wir versuchen im Jahr der Berufsbildung an vie­ len Stellschrauben zu drehen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, aber auch die Chan­ cen der Menschen zu steigern, die bisher keine oder nur eine geringe Qualifizierung besitzen. Sie kritisieren, dass die berufliche Bildung viel zu lange im Schatten der aka­ demischen Ausbildung an den Hochschulen stand. Was unternimmt die Bun­ desregierung dagegen? Die berufliche Bildung bie­ tet ein breites Angebot von attraktiven und anspruchsvol­ len Berufen. Entwicklungen wie die Digitalisierung und die weitere Internationalisierung der Wirtschaft spielen auch dort eine immer größere Rolle. Dabei entstehen neue Berufe und Zusatzqualifikationen. So arbeiten wir zum Beispiel am Fachwirt für E-Commerce und beraten mit Sozialpartnern über eine Zusatzqualifikation für eine internationale Hand­ lungskompetenz. Mit der Mo­ dernisierung des Berufsbil­ dungsgesetzes machen wir die geregelte Fortbildung ab 2020 durch einheitliche Abschluss­ bezeichnungen verständlicher und transparenter. Über diesen Weg werden sich künftig be­ rufliche Abschlüsse gegenüber akademischen Bildungswe­ gen im internationalen Vergleich besser einordnen lassen. Dadurch un­ terstreichen wir die Gleich© BMBF/Laurence Chaperon 4 dbb > dbb magazin | Juli/August 2019

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