dbb magazin 9/2019

reportage Sachsen-Anhalt: Protokollreferat des Ministerpräsidenten Die Staat Macher „Roten Teppich ausrollen – fertig!“, ist keine treffende Kurzbeschreibung des Ab­ laufs staatlicher Repräsentation, sondern ein krasser Irrtum. Bis der Teppich hochgestellten Gäs­ ten zu Füßen liegt, wurden minutiöse Planungen durchgeführt. Vom Protokollreferat der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt erfuhr das dbb magazin, wie aufwendig die Vorbereitungen eines Staatsbesuches sind und was die „Staat Macher“ sonst noch auf dem Schirm haben müssen: zum Beispiel Gästen über diplomatischen Glanz und Höflichkeit hinaus auch (politi­ sche) Eindrücke und Botschaften aus Sachsen-Anhalt mitzugeben. Hat sie gerade „Party-Referat“ gesagt? Angesichts der nüch­ ternen Regalwand, an der sich mehrere Meter von Aktenord­ nern ausbreiten, und der Stapel von Kladden aus grüner, grauer und blauer Pappe, die auf dem Tisch am Fenster liegen, muss das ein Hörfehler gewesen sein. Aber Petra Penning hat diesen Begriff benutzt. „Ge­ messen an den Maßstäben der allgemeinen Verwaltung sind wir hier schon die Exoten und werden gelegentlich angefrot­ zelt, dass wir ja immer nur Party machen. Dabei sieht die Wirklichkeit ganz anders aus“, sagt die Protokollchefin der Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen- Anhalt in Magdeburg und nimmt eine dicke grüne Mappe in die Hand: „Hier drinnen ist zum Beispiel alles abgelegt, was mit der zurückliegenden Israelreise des Ministerpräsi­ denten zu tun hat: E-Mails und Korrespondenz mit allen an der Organisation beteiligten Stel­ len, Programmentwürfe, Ab­ laufpläne, Teilnehmerlisten, Hotel- und Reisebuchungen.“ Die Geschäftsstelle, die von zwei Mitarbeiterinnen gema­ nagt wird, ist offensichtlich Zentrum und administratives Archiv eines sehr präzise arbei­ tenden Referats. Sind Nobles- se und Eleganz, die wie gold­ durchwirkte Schleier über dem protokollarischen Zeremoniell liegen, letztlich Erzeugnisse sehr guter, aber per se glanz­ loser Organisation? Petra Pennings sachlich einge­ richtetes Büro, das in kühlen Weißtönen gehalten ist, steht als Antwort für sich: Wer „Party“ organisiert, so die Botschaft, kann selbst keine machen und darf sich nicht ablenken lassen. „Wir müssen das große Ganze ständig im Blick behalten“, sagt die studierte Sozialwissen­ schaftlerin mit Magisterab­ schluss in Politikwissenschaf­ ten, Geschichte und Staatsrecht, die seit 1993 als Angestellte im Landesdienst tätig ist und unter anderem in den Jahren 2011 bis 2016 Büroleiterin des Minister­ präsidenten Dr. Reiner Haseloff war. Nach einjähriger Interims<< Im Sekretariat werden die Arbeitsabläufe des Protokollreferats koordiniert und dokumentiert. Wo es um staatliche Repräsentation geht, soll der Zufall keine Chance haben. © Colourbox.de © Jan Brenner (4) 12 > dbb magazin | September 2019 dbb

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