dbb magazin 9/2019

reportage auch den Chemiepark Leuna.“ „Das Hervorheben der Region und ihrer wirtschaftlichen, his­ torischen, kulturellen und kuli­ narischen Besonderheiten ist auch Kernaufgabe der staatli­ chen Repräsentation des Lan­ des Sachsen-Anhalt“, sagt Küs­ ter und Scheithauer ergänzt, dass die regionale Herkunft bei der Auswahl der Gastgeschen­ ke eine ebenso große Rolle spiele, wie bei den Speisen und Getränken, die von der Staats­ kanzlei anlässlich offizieller Essenseinladungen serviert werden. „Wir müssen uns nicht verstecken: Sachsen-Anhalt hat kulturell und wirtschaftlich vieles zu bieten.“ << Fünf Vorausreisen ins Gartenreich Im Vergleich zum „Blitzbesuch“ aus der Volksrepublik China hat das Team um Petra Penning den Aufenthalt seiner Königlichen Hoheit des Prinzen von Wales am 8. Mai 2019 im UNESCO- Welterbe Gartenreich Dessau- Wörlitz als weniger stressig in Erinnerung behalten. „Wir hat­ ten rund zehn Wochen Zeit für die Vorbereitung. Hinzu kam, dass sich der Prinz den Besuch in Wörlitz gewünscht hatte, weil er Schirmherr des Garten­ reiches ist. Und da wir sehr ger­ ne auf die Wünsche von Gästen eingehen und versuchen, dafür passgenaue Lösungen anzubie­ ten, konnte viel Sorgfalt auf die Organisation und Absprache des Ablaufs verwendet wer­ den“, sagt Petra Penning. Fünf Vorausreisen wurden durchgeführt, bis alles vorbe­ reitet war. Die erste Reise un­ ternahmen Petra Penning und Roland Küster allein. Sie plan­ ten zunächst den Rundgang des britischen Thronfolgers und seiner 40-köpfigen Entou­ rage zusammen mit demMi­ nisterpräsidenten und seiner Delegation. „Beim ersten Be­ such ging es darum, in die Tie­ fe zu schauen, Machbares und Mögliches auszuloten“, sagt Roland Küster. Bei der zweiten Reise wurden Penning und Küster von einer Mitarbeiterin der Protokoll­ abteilung der Britischen Bot­ schaft begleitet. Sie kommu­ nizierte den Protokollbeam- ten des „Clarence House“, Charles’ offizieller Residenz in London, Einzelheiten des entstehenden Programm­ ablaufes. Anlässlich der dritten Reise traf sich Petra Penning im Gartenreich mit Protollver­ antwortlichen der Britischen Botschaft und des englischen Hofes. Und bei der vierten Reise traf sich Roland Küster mit seinen Ansprechpartnern bei Bundes- und Landespoli­ zei, um alle relevanten Sicher­ heitsfragen zu klären und abzustimmen. Danach stand für die Magdeburger das Pro­ gramm. Eine fünfte Voraus­ reise wurde von Mitarbeitern der Britischen Botschaft in eigener Initiative durchge­ führt. Wie es war, als Prince Charles im Gartenreich weilte, lässt sich auf der Internetseite der „Gartenreich“-Stadt Oranien­ baum-Wörlitz nachlesen. << Kein Strampler für den Kronprinzen „Mehrere Hundert Menschen empfingen den Prinzen im Des­ sau-Wörlitzer Gartenreich. In vorderster Reihe waren unsere Kinder der Kita Villa Sonnen­ schein und der Luisen Grund­ schule aus Wörlitz, um fleißig kleine britische Flaggen zu schwenken. Der britische Thronfolger zeigte sich sehr volksnah und begrüßte viele Gäste persönlich mit Hand­ schlag. Gemeinsammit der Di­ rektorin der Kulturstiftung Des­ sau-Wörlitz, Frau Brigitte Mang, demMinisterpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Herrn Dr. Rei­ ner Haseloff und dem Staats- und Kulturminister Herrn Rai­ ner Robra ging es anschließend ins Wörlitzer Schloss. Danach gab es für den Prinzen eine Gondelfahrt auf demWörlitzer See. Zum Abschluss des Besu­ ches wurde im Park ein Maul­ beerbaum gepflanzt, und der Ministerpräsident überreichte dem nun vierfachen Großvater eine einheimische deutsche Ei­ che als Geschenk“, schreibt der kommunale Chronist. Kein Wort über die Leistungen der beteiligten Protollbeschäf­ tigten, keine Einzelheiten über den Steckling der 500 Jahre al­ ten Wörlitzer Eiche, den Petra Penning in letzter Minute beim Schlossgärtner ausfindig mach­ te und in einem Blumenladen zum „Enkelbaum-Geschenk“ stylen ließ, weil ihnen das briti­ sche Protokoll bedeutet hatte, dass der Prinz bereits genug Strampler für seinen jüngsten Enkel bekommen habe. „Wer sich für diesen Beruf entschei­ det, muss bereit sein, die eige­ ne Person zurückzunehmen“, sagt Petra Penning. „Wir kom­ men den Gästen, die wir proto­ kollarisch betreuen, zwar nah, offiziell wahrgenommen wer­ den wir aber nicht. Wir sind Arbeitsebene.“ Christine Bonath << Stabwechsel im Protokollreferat Dass die Tätigkeit beim Protokoll kein „Nine-to-five-Job“ ist, hat Michael Scheithauer vermutlich geahnt, als er Anfang 2014 in der Staatskanzlei an­ fing. Nach gut fünf Jahren, in denen der promovierte Politikwissenschaft­ ler und Soziologe sich zuletzt als stell­ vertretender Protokollchef eingesetzt hat, das Bundesland Sachsen-Anhalt und seinen Regierungschef protokolla­ risch ins stets richtige Licht zu rücken, weiß er es genau. „Die Arbeit ist erst dann beendet, wenn wirklich alles er­ ledigt ist. Gerade wenn der Ministerpräsident auf Reisen geht, ist der begleitende Protokollmitarbeiter der Erste, der morgens aufsteht, und der Letzte, der abends zu Bett geht.“ Zum hohen Zeitinvestment wird der 36-jährige Oberregierungsrat künftig auch mehr Verant­ wortung zu schultern haben. Seit der Verabschiedung von Petra Pen­ ning in den Ruhestand vor wenigen Tagen ist Michael Scheithauer für die Protokollangelegenheiten der Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes-Sachsen Anhalt verantwortlch. << Der Prince of Wales trägt sich, flankiert vomMinister­ präsidenten, der Garten­ reich-Direktorin Brigitte Mang und Staats- und Kul­ turminister Rainer Robra, in das Gästebuch der Kultur­ stiftung Dessau-Wörlitz ein: Zeitpunkt und Ablauf wur­ den natürlich vom Protokoll penibel vorgeplant. © Jan Brenner 15 dbb > dbb magazin | September 2019

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