dbb magazin 10/2019

hintergrund kann das einer Erhöhung der Arbeitsproduktivität imWege stehen. In Zeiten des Fachkräf­ temangels sollte Wirtschafts­ förderung deshalb nicht um jeden Preis für Arbeitsplätze sorgen, sondern für Produkti­ vitätssteigerung, so das IWH. Ein weiterer interessanter Be­ fund ist, dass starke Städte das ganze Land voranbringen. Die Produktivität unterscheidet sich zwischen den ost- und westdeutschen Städten dem­ nach mehr als zwischen den ländlichen Regionen. Die Grün­ de: Konzernzentralen sind häu­ fig in den (westdeutschen) Städten angesiedelt, und drei Viertel der Beschäftigten im Westen arbeiten in Städten, während es im Osten nur die Hälfte ist. Wenn sich die Wirt­ schaftskraft in Ost und West weiter annähern soll, müssen vor allem die Städte gestärkt werden, denn dort entstehen hochwertige Dienstleistungen, die die Wirtschaft mehr und mehr bestimmen. In der Wis­ sensgesellschaft sind Städte die zentralen Orte von For­ schung, Innovation und Wert­ schöpfung – und damit für Wohlstand. Eine dritte wesentliche Diag­ nose betrifft den Fachkräfte­ mangel. Für mehr Fortschritt braucht es hinreichend Fach­ kräfte. In Ostdeutschland herrscht dem IWH zufolge zwar kein genereller Mangel mehr an Sachkapital. Aber es fehlen dort zunehmend Fach­ kräfte. Dafür geben die For­ scher vier Gründe an: Der Os­ ten hatte bis zum Anfang der 2000er-Jahre einen größeren Anteil hoch qualifizierter Be­ schäftigter als der Westen; dieser Vorsprung ist mittler­ weile fast überall verlorenge­ gangen. Die Schulabbrecher­ quoten sind höher als in Westdeutschland. Die Zahl der Personen im erwerbs­ fähigen Alter nimmt in den ostdeutschen Flächenländern in Zukunft deutlich schneller ab als in den westdeutschen. Hoch qualifizierte Zuwanderer, die zum Beispiel eine Blaue Karte EU haben, ziehen viel eher in west- als in ostdeut­ sche Regionen. Nur Berlin zieht überdurchschnittlich viele von ihnen an. << Strukturwandel erfordert Kreativität Für die Politik bedeutet das Handlungsbedarf, den sie nach Auffassung des IWH meistern kann. Orte mit attraktiven Wohn- und Arbeitsbedingun­ gen und einem breiten An­ gebot von Wissenschafts-, Bildungs- und Kultureinrich­ tungen können den Struktur­ wandel in Ostdeutschland voranbringen, wenn sie sich als weltoffen und attraktiv profilieren. Zu einem ähnlich diversen Bild kommt die aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirt­ schaft (IW), „Die Zukunft der Regionen in Deutschland – Zwischen Vielfalt und Gleich­ wertigkeit“. IW-Direktor Michael Hüther und seine < Einwohner mit Migrationshintergrund © Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) © Colourbox.de/Thomas Limberg 13 dbb > dbb magazin | Oktober 2019

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