dbb magazin 10/2019

reportage von 1989 geführt haben.“ Bei­ spielsweise werden die Verän­ derungen nach Honeckers Amtsübernahme nur marginal betrachtet. Es stehe zwar im Lehrplan, aber für vieles fehle die Zeit, so Jannasch. Lehrpläne legen die Lehrinhal­ te fest und beschreiben die Lernziele. Sie werden von Ex­ pertengremien erstellt, die aus Wissenschaftlerinnen und Wis­ senschaftlern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Vertreterinnen und Vertretern aus der Verwal­ tung bestehen. Das sächsische Kultusministerium hatte erst Ende Juni bekannt gegeben, dass neue Lehrpläne mit dem neuen Schuljahr in Kraft tre­ ten. Das Ziel: „Mehr politische Bildung, Medienbildung und Bildung für nachhaltige Ent­ wicklung im Unterricht.“ Eine Änderung: Wahlpflichtbe­ reiche heißen künftig Wahlbe­ reiche. Es ist also optional, ob die Themen behandelt werden. Eric Buchmann sagt: „Das war eigentlich eine logische Folge, weil wir oft mit dem Stoff im Lehrplan insgesamt nicht hin­ terherkommen, wenn wir die Wahlpflichtbereiche abdecken.“ Ist das denn Ausdünnung des Stoffes im Geschichtsunter­ richt? „Nein“, ist sich Eva Jannasch sicher. „Wahlpflichtbereiche sind eine Vertiefung innerhalb eines Themenkomplexes.“ Im Unterricht über die deutsch- deutsche Geschichte hieß der Wahlpflichtbereich „Alltags­ erfahrungen und Mentalitäten in beiden deutschen Staaten“. << Lebendige Geschichte in Leipzig „Wir sprechen hier von vier bis sechs Unterrichtsstunden im gesamten Schuljahr, im Leis­ tungskurs maximal zehn Stun­ den. Außerdem leben wir ge­ rade bei dem Thema in Leipzig in einer komfortablen Situati­ on. Es gibt das Zeitgeschichtli­ che Forummit seiner Dauer­ ausstellung. Da können wir viel über das Leben in der DDR lernen.“ Ein paar Meter weiter läuft der Ring um die Innen­ stadt, auf dem die Montags­ demos gezogen sind; ein au­ thentischer Geschichtsort, „den ich gerne mit Klassen besuche“, sagt Buchmann. Der Orte, an denen es DDR-Geschichte zum Anfassen gibt, seien es viele in Leipzig; von der Nikolaikirche bis zur 1989 von Demonstranten ge­ stürmten Stasizentrale. Das Geschichtsbild über die DDR ist nach wie vor umstrit­ ten. Die einen sprechen von einem „Unrechtsstaat“, die anderen sehnen sich zurück nach der beruflichen Sicher­ heit, nach Betriebskitas und den Produkten, die bald nach der Wende aus den Regalen verschwunden sind. Auch wenn die Schülerinnen und << Eric Buchmann << Eva Jannasch 19 dbb > dbb magazin | Oktober 2019

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