dbb magazin 10/2019

online Erste Ergebnisse können Muse­ umsgäste bereits erleben, zum Beispiel im VRLab des Deut­ schen Museums in München: Mithilfe von speziellen Virtual- Reality-Brillen und Controllern können sie sich über weite Ent­ fernungen „beamen“ oder di­ rekt mit Objekten interagieren. So wird zum Beispiel der Dampf­ kreislauf der Sulzer Dampf­ maschine lebendig, Besucher fliegen mit Otto Lilienthals Lilienthalgleiter, rattern auf einem Benz-Motorenwagen durch die virtuelle Landschaft oder steuern einen Rover über die Oberfläche des Mondes. << Museen in neuen Dimensionen Zurück nach Berlin, wo ein wei­ teres spannendes Digitalisie­ rungsprojekt betrieben wird. In dem vom Bundesministeri­ um für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Aus­ schreibung „Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes: eHeritage“ geförderten Projekt „BeWeB-3D – Bewe­ gungsbücher digital“, wird an der Staatsbibliothek zu Berlin in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für digitale Kulturgü­ ter in Museen (ZEDIKUM) eine Konzeptstudie zur Digitalisie­ rung dynamischer Buchobjekte entwickelt. Das besondere Merkmal der sogenannten Be­ wegungsbücher ist die Inter­ aktion. Die ältesten Zeugnisse des Mediums „movable books“ reichen bis in das 13. Jahrhun­ dert zurück. Ziel des Vorhabens ist die Erstellung eines generi­ schen Konzepts zur Digitalisie­ rung von Bewegungsbüchern mit 3-D-Elementen, ausgehend von Bewegungsbüchern aus der Kinder- und Jugendbuch­ abteilung. << Virtuelle Museen für zu Hause Besitzerinnen und Besitzer von VR-Brillen können damit zu Hause nicht nur in virtuelle Spielwelten eintauchen. Auch der Besuch in virtuellen Muse­ umswelten ist mittlerweile möglich. So präsentiert zum Beispiel der Louvre Paris in Kooperation mit dem Smart­ phone- und VR-Brillenherstel­ ler HTC das Projekt „Mona Lisa: Beyond the Glass“. Statt im Be­ suchergedränge vor der Pan­ zerglasvitrine wird das wohl berühmteste Gemälde der Welt vom heimischen Sofa aus erlebbar. Dabei bietet die VR-Animation Einblicke, wie Leonardo da Vinci das Gemälde erschaffen hat und welche De­ tails der Entstehung für das menschliche Auge eigentlich nicht sichtbar sind. Wenn es ein paar Gemälde mehr sein sollen, die zudem mit allen erhältlichen VR-Bril­ len angeschaut werden kön­ nen, empfiehlt sich die „Kremer Collection“. Das Besondere an diesemMuseum ist, dass seine Räumlichkeiten zwar von dem New Yorker Architekten Johan van Lierop entworfen wurden, diese aber ausschließlich im virtuellen Raum existieren. << Ein Museum ohne Raum Die holländische Familie Kre­ mer, Eigner einer beeindru­ ckenden Sammlung alter nie­ derländischer Meister, wollte ursprünglich ein Museum aus Stein für ihre Sammlung bau­ en, entschied sich aber letztlich für die digitale Variante. „Ein Museum ohne Schwerkraft-, Sanitär- oder Kodiervorschrif­ ten zu entwerfen, ist ein Traum für jeden Architekten. Ich den­ ke, VR ist für das 21. Jahrhun­ dert das, was der niederländi­ sche Realismus für das Goldene Zeitalter war, und erlaubt es dem Betrachter, in eine alter­ native Realität oder Denkweise zu flüchten“, sagt Architekt van Lierop. Für die Schaffung des Muse­ ums wurde jedes der 74 ge­ zeigten Gemälde zwischen 2500- und 3500-mal mit der Technik der Photogrammetrie fotografiert. Das ist eine Grup­ pe von Messmethoden und Auswerteverfahren der Ferner­ kundung, um aus Fotografien und genauen Messbildern ei­ nes Objektes seine räumliche Lage oder dreidimensionale Form zu bestimmen. Im Regel­ fall werden die Bilder dazu mit speziellen Messkameras aufge­ nommen. So entstand für jedes Gemäl- de ein ultrahochauflösendes visuelles Modell, das es den Besuchern des Museums er­ möglicht, eine tief greifende Erfahrung mit den Bildern zu machen. Mithilfe der VR-Tech­ nologie können sie die Oberflä­ che und die Farben der Kunst­ werke sowie die Rückseiten der Gemälde aus nächster Nähe betrachten, um die einzigar­ tigen Herkunftsstempel der einzelnen Werke zu erkunden. Sogar die Höhen der verschie­ denen Farbschichten werden durch die Technik sichtbar. „Auf unserer Reise als Sammler ging es immer darum, Kunst­ werke von höchster Qualität und gleichzeitig Wege zu fin­ den, sie mit so vielen Men­ schen wie möglich zu teilen“, erklären Illone und George Kremer, die zu diesem Zweck lieber in Bits und Bytes statt in Mörtel investiert haben. „Das Kremer Museum ist ein kombi­ niertes Ergebnis dessen, was wir als Sammler und Kunstlieb­ haber schätzen, wie die perfek­ te Beleuchtung, die Möglich­ keit, auf die Rückseite der Gemälde zu schauen, und ei­ nen perfekt gestalteten Raum << Virtuelle Gemäldegalerie Kremer Collection << TimeRide lässt den Palast der Republik wieder auferstehen. © Kremer Collection © TimeRide GmbH 33 dbb > dbb magazin | Oktober 2019

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