dbb magazin 10/2019

online von einemWeltklasse-Archi­ tekten“, so George Kremer. << Unterwegs mit TimeRide Eine weitere Museumserfah­ rung der virtuellen Art ermög­ licht das Unternehmen Time­ Ride mit seinen Häusern in Köln, Dresden, Berlin, München und demnächst auch in Frank­ furt amMain. Dabei liegt allen Standorten ein anderes inhalt­ liches Konzept mit direktem historischen Bezug zur jewei­ ligen Stadt zugrunde. Allen Attraktionen gemein sind die liebevolle, detaillierte und historisch korrekte Gestaltung der virtuellen Welten, zwei vorbereitende Museumsräume mit passenden Videoinstallati­ onen sowie das abschießende virtuelle Erlebnis. Gründer Jonas Rothe zeigt mit TimeRide, was die Darstellung von Vergangenheit heute sein kann – alles andere als museal. Der gebürtige Dresdner mach­ te zunächst einen Bachelor Kul­ turmanagement in Freiburg und absolvierte anschließend den Masterstudiengang Kul­ tur- und Musikmanagement an der Hochschule für Musik und Theater in München. Bereits in seiner Masterarbeit hatte sich Rothe mit Konzepten für das „Museum der Zukunft“ be­ schäftigt und theoretisch ein High-Tech-Museum entwickelt, in dem historische Situationen über 360-Grad-Projektionen dargestellt werden. Nach dem Studium nutzte er als Mitarbeiter eines Münche­ ner Beratungs- und Vermark­ tungsunternehmens für Kultur, Unterhaltungs- und Bildungs­ einrichtungen nach eignen Angaben die Chance, weitere „spannende Kultur- und Unter­ haltungsmodelle“ kennenzu­ lernen. Doch erst 2014, als er zum ersten Mal durch eine Virtual-Reality-Brille schaute, habe es „Klick gemacht“, blickt der heute 32-Jährige zurück: „Es hat einfach alles zusam­ mengepasst“, sagt Rothe. „Die Virtual-Reality-Technolo­ gie gibt uns die Möglichkeit, zumindest virtuell die Illusion einer echten Zeitreise zu schaf­ fen und in eine andere Lebens­ welt einzutauchen.“ << Virtuelle Schlüsselerlebnisse Mit dem VR-Brillen-Klick be­ ginnt die Geschichte des Unter­ nehmens TimeRide, das „Rei­ sende“ seit 2017 mithilfe von VR-Brillen und haptischen Ele­ menten wie Wind, Bewegung und realer Vehikel, in denen sie Platz nehmen, in eine andere Zeit versetzt. Die erste Zeitrei­ se, die Jonas Rothe mit einem Team von Kulturwissenschaft­ lern, Kunsthistorikern, Tüftlern, Organisationsentwicklern so­ wie Marketing- und PR-Exper­ ten entwickelte, führt Besucher seit 2017 durch die Stadt Köln zu Beginn des 20. Jahrhunderts – also vor den massiven Zerstö­ rungen durch Bombardierun­ gen des Zweiten Weltkriegs: Für die virtuelle Präsentation wurden an die 600 Häuser der Altstadt anhand von Quellen aus der Kaiserzeit rekonstru­ iert. Hinzu kommen 3000 ani­ mierte Figuren, die das histori­ sche Straßenbild beleben. „Bei uns arbeiten vom Historiker bis zum Netzwerkspezialisten, vomMaschinenbauer bis zum 3-D-Artist viele Leute daran, dass wir dieses komplexe Werk gestalten können“, sagt Pro­ duktionsdirektorin Lisa Schulz. So setze man zum Beispiel tat­ sächlich eine reale Person ein, die einen Sensoranzug trage, um Bewegungen realistisch auf die virtuellen Personen in der VR-Animation übertragen zu können. Das aufwendige Projekt erreg­ te Aufsehen und überzeugte die Jury des Deutschen Tou­ rismuspreises. Sie zeichnete „TimeRide VR Cöln – Mitten im Damals“ wegen der „Kombina­ tion aus historischer Herlei­ tung und modernster Technik in authentischer Kulisse“, der „tollen Aufbereitung einer Destination mit aufwendiger Contentproduktion“ und des „übertragbaren Konzeptes mit professioneller Vermarktung“ 2018 mit dem 2. Preis aus. Ende 2018 wurde in Dresden die zweite TimeRide-Station er­ öffnet. Dort werden Zeitreisen­ de Zeugen der prachtvollen „Jahrhunderthochzeit“ zwi­ schen dem Sohn Augusts des Starken, Friedrich August II., und Maria Josepha von Öster­ reich im Jahr 1719. Seit Ende August 2019 bietet sich Einhei­ mischen und Besuchern auch in Berlin die Möglichkeit, virtuell in die düstere Realität Ostber­ lins vor demMauerfall zurück­ zukehren. Mit einem DDR-Tat­ ra-Bus führt die Zeitreise nach dem Passieren des „Checkpoint Charly“ über die Friedrichstra­ ße, den noch völlig zerstörten Gendarmenmarkt und die sozi­ alistischen Vorzeigebauten der Leipziger Straße zum Palast der Republik. Und seit Mitte Sep­ tember 2019 können Besuche­ rinnen und Besucher während eines Fluges im legendären „Pfauenwagen“ des bayeri­ schen Märchenkönigs Ludwig II. rund 5 000 Jahre bayerischer Geschichte überblicken. Weitere lokalhistorische At­ traktionen in anderen Städten sind in Planung, wobei pro Standort für Recherche, Pro­ grammierung und Aufbau, wie schon bei den bestehenden Projekten, jeweils rund neun Monate veranschlagt werden. VR wird auch in den nächsten Jahren eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der TimeRide- Themen einnehmen, da Rothe sie für „die beste Technologie für unser Konzept“ hält. Inzwi­ schen kommen aber auch in seinen „Zeitgeschichten“ weite­ re Technologien, wie zum Bei­ spiel „Augmented Reality“ (AR) zum Einsatz: AR ermöglicht üb­ rigens den Gästen der Fürsten­ hochzeit in Dresden schon jetzt, standesgemäße brocke Klei­ dung in magischen Spiegeln anzuprobieren. br/cri << Besucherinnen stimmen sich auf den Besuch von Ostberlin mit TimeRide ein. © Marco Urban © Marco Urban 34 dbb > dbb magazin | Oktober 2019

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