dbb magazin 11/2019

aktuell Personal für die Umsetzung der Digitalisierung von Behörden und Verwaltungen zu finden, müssten attraktive Arbeitsbe­ dingungen geschaffen werden, so Görlich, zugleich sei indes eine massive Stärkung der IT- Kompetenzen im gesamten Bil­ dungsbereich angezeigt: „Wir müssen schon in der Schule da­ mit beginnen, nachhaltige Digi­ talkompetenzen auszubilden, und dies dann auch konsequent über alle nachfolgenden Aus- und Weiterbildungen fortfüh­ ren“, forderte er. „Die Zeit des Kaputtsparens muss vorbei sein“, machte Juso Sepp Parzinger deutlich. Die Di­ gitalisierung sei eine der her­ ausragenden Zukunftsaufga­ ben, und digitale Infrastruktur koste nun einmal Geld: „Hier muss der Bund Mittel in die Hand nehmen, die Politik der schwarzen Null ist keine Lö­ sung.“ Investitionen verlangte Parzinger auch für die Verbes­ serung der Arbeitsbedingungen und die Qualifizierung der Be­ schäftigten im öffentlichen Dienst. Der digitale Staat wer­ de von den Bürgerinnen und Bürgern nur dann akzeptiert werden, „wenn die Beschäftig­ ten des öffentlichen Dienstes Sicherheit und Vertrauen in dem, was sie tun, ausstrahlen. Dafür müssen sie entsprechend qualifiziert werden, und zwar dauerhaft“, forderte Parzinger. In der besseren Vernetzung der einzelnen Verwaltungsebenen sieht der Junge Grüne Max Lucks eine drängende Heraus­ forderung der Digitalisierung. Insbesondere in sensiblen Be­ reichen wie der inneren Sicher­ heit müssten technische Sys­ teme regionalübergreifend sinnvoll kommunizieren und dazu beitragen, zwischen den Behörden wichtige Hinweise auszutauschen. Der Fall des At­ tentäters Amri habe eindrück­ lich gezeigt: „Das muss Priorität haben.“ Um der Angst vor Stel­ lenabbau durch die Einbindung intelligenter Systeme in Verwal­ tungsprozesse zu begegnen, be­ dürfe es einer positiven Vision des digitalen Wandels. Dies sei aber auch eine Frage der be­ darfsgerechten Weiterbildung. Digitale Angebote der Verwal­ tungen müssen nach Ansicht von Maximilian Schulz, linksju­ gend, niedrigschwellig, intuitiv im Zugang und in leichter Spra­ che verfasst sein, um alle Bür­ gerinnen und Bürger zu errei­ chen. „Es muss überall einfach sein, einen Reisepass zu bean­ tragen“, betonte Schulz, räum­ te allerdings zugleich ein, dass der Staat stets einen „Spagat zwischen Rechtssicherheit und einfacher Sprache“ leisten müsse. Die technischen Grund­ lagen müssten in allen Bundes­ ländern einheitlich, mindes­ tens aber kompatibel sein, forderte Schulz. Die Digitali­ sierung erfordere zudem eine Neudefinition des Arbeitsbe­ griffs. Beschäftigte sollten dort entlastet werden, wo Arbeits­ aufkommen durch technische Innovation eingespart werden könne. Gleichzeitig müssten die Arbeitsergebnisse als Maß­ stab für Arbeitsleistung aner­ kannt werden und nicht, wie bisher, die Anwesenheitszeit am Arbeitsplatz. << Workshops zum Paradigmenwechsel Nach einem auflockernden Break mit dem Improvisations­ theater „Die Gorillas“ kamen die Campus-Teilnehmenden in drei Workshops zusammen, um spe­ zifische Digitalisierungs-Aspekte zu vertiefen. Jürgen Böhm, stell­ vertretender dbb Bundesvorsit­ zender, diskutierte in seiner Gruppe „Notwendige Änderun­ gen in den Ausbildungs- und Prüfungsordnungen aufgrund der Digitalisierung“. Fazit: Ände­ rungen sind zwingend notwen­ dig, sowohl in der Ausbildung des öffentlichen Dienstes als auch an den ausbildenden Hoch­ schulen. „Das bedeutet nicht weniger als einen fundamenta­ len Paradigmenwechsel in Aus- undWeiterbildung“, machte dbb Vize Böhmdeutlich. Den „Blick über den Tellerrand“ warf die Gruppe um Jana Gall imWorkshop „Digitale Verwal­ tung international“. Die Län­ derbeispiele Estland, Norwe­ gen und Südkorea zeigten: „Es geht doch! Es gibt interna­ tional viele gute Beispiele, von denen man in Deutschland ler­ nen kann. Hier muss vieles nun gemeinsam, zielgerichtet und mutig angegangen werden“, fasste Gall zusammen. Christina Dahlhaus, Bundes­ vorsitzende der Kommunikati­ onsgewerkschaft DPVKOM, überlegte sich mit ihren Work­ shop-Teilnehmenden, was Digi­ talisierung für Personalvertre­ ter(innen) und Betriebsräte bedeutet. Wichtigstes Ergebnis: „Die Lösungen der Herausfor­ derung Digitalisierung für die Beschäftigten liegen im Bereich der Mitbestimmung“, so Dahl­ haus, und dementsprechend sei eine Erweiterung der mitbestim­ mungsrechtlichen Kompeten­ zen für Betriebs- und Personal­ räte unabdingbar. „Digitalisierung war bislang weder Thema noch Regelungstatbestand im Perso­ nalvertretungs- und Betriebs­ verfassungsgesetz, das müssen wir ändern.“ bas, cri, iba << In der Fishbowl diskutierten Sepp Parzinger von den Jusos (Zweiter von links), Maximilian Görlich von der Jungen Union, Ria Schröder von den Jungen Liberalen, Max Lucks von der Grünen Jugend und Maximilian Schulz von der linksjugend verschiedene Themen, die von den Campus-Teilnehmenden aufgerufen wurden – auf diesem Bild hatte sich dbb jugend Vize Philipp Mierzwa (ganz rechts) zum Thema Fachkräftemangel zu Wort gemeldet. << Jürgen Böhm << Christina Dahlhaus << Jana Gall 10 > dbb magazin | November 2019 dbb

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