dbb magazin 11/2019

frauen wertungssystem nicht zufrie­ den sind, dann müssen wir ge­ meinsam daran arbeiten. Wir brauchen Lösungen, die ge­ richtsfest sind“, so Behrens. Sie setze hierbei auf eine enge Zusammenarbeit mit den Sozi­ alpartnern im Sinne einer soli­ darischen Wertegemeinschaft. „Die Gleichstellung ist unter Druck, wir haben rechtspopu­ listische Debatten, wir haben Anträge auf die Abschaffung von Gleichstellungsbeauftrag­ ten, wir haben ein europäi­ sches Umfeld mit Ländern, die Gleichstellung runterfahren. Hier sind wir als Ministerium und hier ist auch die dbb bun­ desfrauenvertretung sehr ge­ fordert“, appellierte Behrens. << Sich heute für morgen engagieren All diese drängenden Fragen standen im Zentrum der sich anschließenden Zukunftswerk­ statt zur Vorbereitung des dbb bundesfrauenkongresses am 24. und 25. April 2020. Die dbb Frauenvertreterinnen erarbei­ teten gemeinsame Positionen zur Gestaltung der öffentlichen Verwaltung von morgen und diskutierten Konzepte für einen gendergerechten öffentlichen Dienst der Zukunft. Es ent­ flammte eine konstruktive Debatte darüber, wie auch innerhalb der dbb Mitglieds­ gewerkschaften und in der Dachorganisation mehr Frauen in Führungsfunktionen gebracht werden können. Insbesondere die Strukturen innerhalb der gewerkschaftlichen Arbeit müssten auf den Prüfstand, so der Tenor. „Nur mit mehr Frauen in der Leitung hat die Organisation auch langfristig Bestand und wird als Vertre­ tung der Wahl für alle gesell­ schaftlichen Gruppen und Ge­ schlechter wahrgenommen“, stellte Silberbach heraus. bas Sexismus am Arbeitsplatz Bessere gesetzliche Regelungen notwendig Zwei von drei Frauen in Deutschland haben schon einmal sexuelle Belästigung im beruflichen Um­ feld erlebt. Das zeigt eine aktuelle europäische Umfrage. Die dbb bundesfrauenvertretung und der Gleichstellungs- und Frauenausschuss der CESI (FEMM) fordern bessere gesetzliche Regelungen, um Sexismus am Arbeitsplatz zu begegnen. „Sexistisches Verhalten, das zu körperlichen und seelischen Verletzungen führt, darf nicht länger geduldet werden. Die Lage ist ernst. Wir brauchen wirksame gesetzliche Mittel, die zum Handeln gegen sexisti­ sches Verhalten zwingen. Die von uns geforderte Reform des Antidiskriminierungsgesetzes und die Zulassung von Ver­ bandsklagen ist hier ein ent­ scheidender Faktor, um Opfern von sexistischem Verhalten und geschlechterbedingter Diskriminierung besser den Rücken zu stärken“, machte Helene Wildfeuer am 16. Ok­ tober 2019 deutlich. Auch im öffentlichen Dienst müssten Arbeitgebende und Dienstherren proaktiv auf ein gewaltfreies und wertschät­ zendes Arbeitsklima hinwirken. Denn auch hier seien sexuelle Übergriffe und Benachteiligun­ gen aufgrund des Geschlechts keine Seltenheit. „Wir brau­ chen in den Dienststellen ge­ zielte Maßnahmen, die eine diskriminierungs- und sexis­ musfreie Behördenkultur för­ dern“, betonte Wildfeuer. Unterstützung erhält sie vom Gleichstellungs- und Frauen­ ausschuss der CESI, der bereits vor der Europawahl imMai eine vollständige Umsetzung der EU-Gleichstellungsrichtlinie an­ gemahnt hatte. „Sexistisches Verhalten am Arbeitsplatz steht nicht im Einklang mit geltender EU-Gesetzgebung. In allen Mit­ gliedstaaten müssen diese Vor­ schriften vollständig umgesetzt werden, alles andere ist eine Verletzung der EU-Verträge. Es ist ein Armutszeugnis, dass aus­ gerechnet in Deutschland die Rechtsdurchsetzung bei sexu­ eller Gewalt gegen Frauen am Arbeitsplatz nicht greift“, so die Ausschussvorsitzende und stell­ vertretende dbb Bundesvorsit­ zende Kirsten Lühmann. << Frauen in Deutschland am häufigsten betroffen Die Brüsseler Stiftung Founda­ tion for European Progressive Studies (FEPS) und ihre fran­ zösische Partnerorganisation Fondation Jean-Jaurès hatten je 1000 Frauen aus Italien, Spanien, Frankreich, Groß­ britannien und Deutschland zu ihren Erfahrungen mit se­ xueller Belästigung befragt. 68 Prozent der befragten Frauen in Deutschland gaben an, schon einmal ernste oder weniger ernste Übergriffe er­ lebt zu haben. Die berichteten Belästigungen reichten von anzüglichen Kommentaren über eindeutige E-Mails oder SMS bis hin zu handgreiflichen Übergriffen. Nur 17 Prozent der sexuell berührten und 13 Prozent der zu sexuellen Beziehungen gedrängten deutschen Frauen hatten dies bei Vorgesetzten ange­ zeigt. © Colourbox.de 29 > dbb magazin | November 2019

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