dbb magazin 11/2019

Manuel Sarrazin MdB, Vorsit­ zender der interfraktionellen Parlamentariergruppe der Eu­ ropa-Union Deutschland, be­ grüßte die mehr als 400 Teil­ nehmenden im dbb forum berlin und betonte, dass die Europäische Union die Bedeu­ tung der Nähe zwischen Euro­ pa und Afrika in den vergange­ nen Jahren in einem positiven Sinne neu bewertet habe. „Deswegen sollten wir unsere künftige Zusammenarbeit auf eine noch bessere gemeinsame Basis stellen“, forderte der Bundestagsabgeordnete. << Afrika verstehen heißt differenzieren „Wir müssen mit Verstand über Afrika reden“, war das Credo des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammen­ arbeit und Entwicklung, Gerd Müller. Und wer Afrika diffe­ renziert betrachten wolle, müsse wissen, dass die koloni­ ale Ausbeutung von Mensch und Natur in der „Wiege der Menschheit“ spätestens im Jahr 1884 begonnen habe, als die Teilnehmer der Kongokon­ ferenz Afrikas Grenzen nach ihren Interessen auf der Land­ karte neu zogen – mit Auswir­ kungen bis in die heutige Zeit. Afrika sei, so Müller, „nicht ein Land“, sondern ein Kontinent, 100-mal größer als Deutsch­ land, der 25 Prozent der Land­ fläche unserer Erde ausmache und auf demmindestens 3 000 Sprachen gesprochen würden. Während China und Indien heute eine dominierende wirt­ schaftliche Rolle in Afrika spiel­ ten, habe auch Europa starke wirtschaftliche und kulturelle Verbindungen mit Afrika und trage daher Verantwortung. Müller, der den Kontinent oft bereist hat, forderte eine „neue Qualität der Zusammenarbeit zwischen Afrika und Europa. Wir dürfen Afrikas Entwicklung nicht anderen Staaten überlas­ sen, deren wirtschaftliche Inte­ ressen und Projekte eindeutig auf Ausbeutung der Ressour­ cen und nicht auf Partnerschaft abzielen.“ Da sich die Afrikani­ sche Union strukturell stark an Europa orientiere, sei es uner­ lässlich, in Brüssel einen allein für Afrika zuständigen Kommis­ sar in der europäischen Kom­ mission als Ansprechpartner einzusetzen, um die Zuständig­ keit zu präzisieren. Anhand von drei Beispielen il­ lustrierte Müller die bevorste­ henden Aufgaben: Bis ins Jahr 2050 werde sich die Bevölke­ rung in Afrika verdoppeln. Die damit einhergehende Land­ flucht stelle den Kontinent vor gewaltige Herausforderungen für die Ernährung. In der Folge müsse sich die EU dafür stark, machen, Subventionen in Inves­ titionen umzuwandeln und fai­ ren, freien Handel fördern, um die lokale Nahrungsmitteler­ zeugung zu stärken: „Wir brau­ chen neue Strukturen eines fai­ ren Handels. Und weil weder Deutschland allein noch die EU es schaffen können, mit allen 54 Staaten Afrikas gleicherma­ ßen zu kooperieren, müssen wir weiter auf Leuchtturmprojekte setzen, mit denen wir die Ent­ wicklungszusammenarbeit bei­ spielsweise schon mit Ghana, Botswana oder Ruanda erfolg­ reich betreiben.“ Der Energiebedarf Afrikas werde sich bis 2050 nicht nur verdoppeln, sondern auch vor­ europa 30. Europäischer Abend des dbb Afrika – der „Zukunfts-Kontinent“? Auf europäischer Ebene gibt es eine Afrika­ strategie. Dennoch wirkt vieles wie Stückwerk. Eine zukunftsfeste Idee stabiler und fairer euro­ päisch-afrikanischer Beziehungen scheint es nicht zu geben – oder etwa doch? Unter dem Titel „Die EU und Afrika“ beleuchteten Experten aus Politik und Organisationen am 21. Oktober 2019 im dbb forum berlin das Afrikabild Euro­ pas und diskutierten Strategien der internatio­ nalen Zusammenarbeit. << Manuel Sarrazin << Gerd Müller © Simone M. Neumann (9) 30 dbb > dbb magazin | November 2019

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