dbb magazin 11/2019
gießer. Außerdem sollte die Politik sich auf EU-Ebene für eine verstärkte Koordination der europäischen Wirtschafts investitionen in Afrika einset zen. Anders werde man mit demmassiven chinesischen Engagement auf dem Konti nent ohnehin nicht mithalten können. << Zivilgesellschaften stärken Mit Sorge betrachtete Heike Spielmans, Geschäftsführerin des Verbandes Entwicklungs politik und humanitäre Hilfe deutscher Nichtregierungsorga nisationen (VENRO), den Ein fluss klimatischer Veränderun gen auf den afrikanischen Kontinent. „Afrika hat keinen Anteil an der Klimakrise, es lei det aber stark darunter.“ Beson ders ländliche Regionen Afrikas seien sehr anfällig für klimati sche Einflüsse. Daher lassen sich ihrer Auffassung nach Entwick lungs- und Klimapolitik nicht voneinander trennen: „Die wei tere Entwicklung Afrikas kann nicht wie die Europas verlaufen, weil die Welt das nicht verträgt. Wir müssen daher selbst bereit sein umzusteuern.“ Als weiteres grundsätzliches Problem der Entwicklungspoli tik skizzierte Spielmans, dass die Zivilgesellschaften Afrikas zum Teil stark eingeschränkt seien. In manchen afrikani schen Staaten gebe es kaum politische Partizipationsmög lichkeiten. Stattdessen stün den Korruption und schlechte Staatsführung auf der Tages ordnung. Hier stehe Europa vor der Herausforderung, dass die notwendige Förderung der De mokratie nicht ohne Zivilge sellschaften funktioniere. Mit Blick auf die Ursachen von Flucht und Migration warb Spielmans für eine positive Herangehensweise. Während Flucht in Deutschland zu Recht mit Schutzbedürftigkeit assozi iert werde, hafte Migration ein negatives Image an und wecke stets entsprechende Abwehr mechanismen. „Dabei ist Mig ration fest in der Menschheits geschichte verankert. Wir können sie nicht verhindern und sollten das auch nicht.“ << Afrika ist nicht der Klimakiller Bei der wirtschaftlichen Zu sammenarbeit zwischen Afrika und der Europäischen Union forderte der ehemalige Bun desumweltminister und Direk tor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Klaus Töp fer, den Fokus auf Nachhaltig keit zu legen: „Wirtschaftspoli tik ohne Berücksichtigung der Ökologie ist schlechte Wirt schaftspolitik.“ Dabei seien aber insbesondere die reichen Industrienationen auch zu Fair ness aufgefordert und müss ten mit gutem Beispiel voran gehen. Zu einer nachhaltigen Wirt schaft gehöre außerdem, die lokalen Märkte in Afrika zu stärken. „Wir betrachten afri kanische Länder immer nur als Märkte und Rohstofflieferan ten. Wir müssen aber die Wert schöpfung vor Ort viel stärker in den Fokus rücken“, erklärte Töpfer. Dabei sollten Unter nehmen aktive Partner sein, die auch selbst auf die Einhal tung sozialer und ökologischer Standards drängen. << Partnerschaften für die Zukunft „Viele europäische Zukunftsfra gen wie die Migration oder der Klimawandel können nur in ei ner geregelten Nachbarschaft mit Afrika bewältigt werden. Grundsätze dafür müssen Res pekt und Augenhöhe sein“, sag te dbb Chef Ulrich Silberbach in seinem Schlusswort. Der Erfolg Deutschlands und Europas hin gen zu einem beträchtlichen Teil von der Gestaltung der Nach barschaft mit Afrika ab. Daher brauche es eine Afrikastrategie, die eine nachhaltige wirtschaft liche und soziale Entwicklung auf beiden Seiten des Mittel meeres bewirke. In diesem Zu sammenhang müsse der öffent liche Dienst eine stärkere Rolle spielen – jenseits der klassi schen Entwicklungszusammen arbeit. Silberbach: „Europäisch- afrikanische Kooperationen, Behördenpartnerschaften, Ver waltungsnetzwerke: All das ist vorstellbar und kann für beide Seiten eine gewinnbringende Investition in die Zukunft sein.“ br, cri, ef, iba, dro, zit europa << Der 30. Europäische Abend . . war eine Kooperationsveranstaltung von dbb beamtenbund und tarifunion, der Europa-Union Deutschland e. V. mit ihrem Landes verband Berlin, dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft, dem Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe deutscher Nichtregierungsorganisationen, dem Bundesnetzwerk Bürger schaftliches Engagement sowie der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland. << Klaus Töpfer << Heike Spielmans << Ulrich Silberbach 32 dbb > dbb magazin | November 2019
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