dbb magazin 11/2019

mitgliedsgewerkschaften << GDL DB-Berateraffäre: Nur Spitze des Eisbergs „Wer glaubte, die Berateraffäre bei der DB sei nun offengelegt, der irrt. Tatsächlich wurde bis­ her nur die Spitze des Eisberges untersucht, denn die festgeleg­ ten Regeln zeigen nur Beratungs­ verträge, welche oberhalb von 100 000 Euro liegen. Die syste­ matische Umgehung der Kon­ trollgremien ist jedoch auch in den Tochter- und Enkelunter­ nehmen des Staatskonzerns be­ trieben worden“, kommentierte der Bundesvorsitzende der Ge­ werkschaft Deutscher Lokomo­ tivführer (GDL), Claus Weselsky, am 17. Oktober 2019 den Com­ pliance-Skandal bei der Deut­ schen Bahn. Die GDL fordere eine vollständige Aufklärung der skandalösen Vorgänge und verlange, dass die Verantwortli­ chen zur Rechenschaft gezogen werden: „Dieser Sumpf muss ein für alle Mal trockengelegt werden“, so Weselsky weiter. Der GDL-Bundesvorsitzende kritisierte zugleich den „un­ lauteren Angriff gegen ein aufrechtes GDL-Mitglied“. Weselsky: „Wir lassen nicht zu, dass durch eine ‚angebliche Unachtsamkeit‘ in der Online­ ausgabe des Handelsblattes vom 10. Oktober 2019 unser einziges Aufsichtsratsmitglied Mario Reiß zur Zielscheibe der­ jenigen wird, die zur Rechen­ schaft gezogen werden müs­ sen. Sein geplanter Ausschluss aus dem Aufsichtsrat soll die Träume derjenigen vollenden, welche die systematische Um­ gehung der Aufsichtsgremien, Geldverschwendung und Un­ moral in einem Unternehmen des Bundes zum Tagesgeschäft gemacht haben.“ Die freigiebige Vergabe von Beraterverträgen an frühere Führungskräfte sorgt seit ge­ raumer Zeit für Unruhe im Konzern. Eine von der DB be­ auftragte Untersuchung ent­ sprechender Verträge von 29 Personen durch die Wirt­ schaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young ergab, dass die DB mit diesen zwischen 2008 und 2018 insgesamt 60 Bera­ terverträge im Volumen von rund 13 Millionen Euro abge­ schlossen hat. 58 und damit fast alle Verträge wurden ohne Zustimmung des Kon­ zernaufsichtsrats vergeben – ein klarer Verstoß gegen das Aktienrecht. << DPhV Reform der Kultusminister- konferenz gefordert Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzen­ de des Deutschen Philologen­ verbandes (DPhV), fordert von der Kultusministerkonferenz, ein zukunftsfähiges und auf Ex­ pertise beruhendes System zur Steuerung der Bildungspolitik zu entwickeln. Kernpunkte die­ ses Systems sollen eine kriti­ sche Rückschau, eine bessere Steuerung sowie eine Reform der Konferenz mit einer drei­ jährigen Amtszeit des Präsiden­ ten oder der Präsidentin sein. „In der Bildungspolitik müssen die dicken Bretter langfristig gebohrt werden, das kann solide nicht in einer einjähri- gen Amtszeit gelingen!“, kriti­ sierte die DPhV-Vorsitzende am 16. Oktober 2019 die bis­ lang auf ein Jahr beschränkte Amtszeit der rotierenden KMK-Präsidentschaft. Ein Bildungsstaatsvertrag wer­ de die anstehenden Probleme nicht lösen können, betonte Lin-Klitzing. „Aber er und die Ergebnisse der Kultusminister­ konferenz werden zeigen, wie ernst es den Ländern und der KMK tatsächlich damit ist, strukturelle Bildungsungleich­ heiten zwischen den Ländern endlich anzugehen. << VDR Schule als Ort der Auf­ klärung und Demokratie Jürgen Böhm, Bundesvorsit­ zender des Deutschen Real­ schullehrerverbands (VDR), mahnt aufgrund der neuen Shell-Jugendstudie einen stärkeren Fokus auf Bildung an. Die Vermittlung von Wis­ sen über naturwissenschaft­ liche und gesellschaftliche Zusammenhänge für Jugend­ liche sei wichtiger denn je, so Böhm, der auch stellver­ tretender dbb Bundesvorsit­ zender ist. „Junge Menschen dürfen nicht zum Spielball von Populisten und Extremisten werden oder billigen, gut zu verkaufenden Fake News aufsitzen“, betonte Böhm anlässlich der Vorstel­ lung der Studie am 16. Oktober 2019 in Berlin. „Gefordert ist ein kritisches Herangehen an gesellschaftliche Entwicklun­ gen und keine Panikmache oder die Suche nach einfachen Sündenböcken.“ Böhm fordert in diesem Zusammenhang eine klare Stärkung der Schulen und der Bildung in unserem Land. „Jugendliche von heute wollen sich austauschen, diskutieren, die Zukunft gestalten, den ei­ genen Weg finden. Dazu müs­ sen wir ihnen in den Schulen entsprechende Freiräume schaffen und ihnen Lehrkräfte zur Seite stellen, die hervorra­ gend ausgebildet sind, Ant­ worten auf drängende Fragen geben und Leistung fördern und fordern können.“ In der Untersuchung werden alle vier Jahre etwa 2500 Ju­ gendliche zwischen zwölf und 25 Jahren zu ihrer Lebenssitua­ tion, ihrem Interesse an Politik und zu ihren Ängsten befragt. Die Studie wurde von Bundes­ familienministerin Franziska Giffey zusammen mit Sozial­ wissenschaftler Mathias Albert in Berlin veröffentlicht. << kurz notiert Udo Beckmann, der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), setzte sich auf dem 3. „International Sympo­ sium on Handwriting Skills“ am 11. Oktober 2019 in Berlin für eine stärkere Förderung der Handschrift ein. „Das Handschreiben ist Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, es unterstützt Lernprozesse und bleibt auch in Zeiten der Digitalisierung wichtig.“ > Claus Weselsky, Bundesvorsitzender der GDL > Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des DPhV > Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des VDR 42 dbb > dbb magazin | November 2019

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