dbb magazin 12/2019

online aus dem Urlaub zurück. Das Unterfangen, die Polizei be- liebt zu machen, gelingt, denn in den Kommentarspalten zu seinen Videos vergeben Bürge- rinnen und Bürger regelmäßig „Likes“ oder bedanken sich für den einen oder anderen Hin- weis. Auch die Polizei in Nordrhein- Westfalen ist im Internet aktiv und reagiert dabei sogar auf ak- tuelle Online-Trends: „War ges- tern noch Snapchat das nächste heiße Ding, sind es heute Insta- Stories. Über soziale Netzwerke erreicht die NRW-Polizei so vie- le Menschen wie über kaum ein anderes Medium. Praktisch in Echtzeit. Zudem bieten Face- book, Twitter, Instagram und Co die Möglichkeit, mit Men- schen ins Gespräch zu kommen. Das bedeutet: Dieser Kommu- nikationsweg ist keine Einbahn- straße“, heißt es auf der Inter- netseite der Polizei NRW. Wenn jede Polizistin und jeder Polizist mit Smartphone bei ei- nem Amoklauf, bei Demos oder schweren Verkehrsunfällen zum Livereporter werden kön- ne, verändere das aber auch die Arbeit der Presse und damit auch die Öffentlichkeitsarbeit der Polizei. Diese Arbeit müsse heute vor allem schnell, trans- parent und zuverlässig sein. Seit 2013 gibt es in NRW die Landesredaktion Online-Diens- te der Polizei im Innenminis­ terium. Dort wird die interne und externe Öffentlichkeits­ arbeit im Intranet der Polizei, im Internet und in den Social- Media-Kanälen landesweit ko- ordiniert. Aktuell nutzen alle Polizeipräsidien und zuneh- mend auch die Landratsbehör- den Facebook und Twitter. Dazu kommt ein zentraler You- tube-Kanal der NRW-Polizei. < Imagekampagne auf hohem Niveau Professionell gibt sich auch die Bundespolizei auf ihrem You- tube-Kanal „Bundespolizei. Karriere“, der hauptsächlich der Nachwuchsgewinnung dient. Kurze Videos in Fernseh- filmqualität sollen jungen Leu- ten die verschiedenen Einsatz- bereiche der Bundespolizei von der spektakulär in Szene ge- setzten Spezialeinheit GSG 9 bis zur Bahnpolizei nahebrin- gen. 30000 Abonnenten hat der Kanal, das Präsentations­ video zur GSG 9 bringt es auf knapp 1,7 Millionen Aufrufe. Neben den offiziellen Internet­ angeboten der Polizei gibt es aber auch viele, die echten poli- zeilichen Angeboten täuschend ähnlich sehen, aber nicht von der Polizei stammen. Presse- meldungen, Bilder und Wappen werden dort genutzt, um den Eindruck zu erwecken, es würde sich um eine Seite der „echten“ Polizei handeln. Nutzerinnen und Nutzer erkennen die offizi- ellen Angebote der Polizei zum Beispiel an einheitlichen Na- mens- und Adresskonventio- nen, die Zertifizierung durch den Plattformanbieter (Haken im blauen Kreis) und daran, dass Daten zur Kontaktauf­ nahme außerhalb des sozialen Netzwerkes angegeben sind. Dass Social Media aber auch mal nach hinten losgehen kann, belegte zum Beispiel ein Tweet der Polizei Berlin vom Februar 2019, in dem ein Poli- zist nach einer Passantin such- te, die er gern wiedersehen wollte: „Er trug Uniform – Du hast ihm zum Abschied ein Lä- cheln geschenkt“, hieß es da. Die Passantin solle sich doch melden. Das hat nicht allen ge- fallen, die Vorwürfe reichten von Verletzung der Grundsätze der Aufgabenerfüllung bis zum Eingriff in Persönlichkeitsrech- te. Der Fall zeigt, wie schmal der Grat zwischen dienstlichem Auftrag und Bürgernähe sein kann. Diesen Balanceakt müssen Kolleginnen und Kollegen der Polizei, die sich jenseits der of- fiziellen Angebote privat in den sozialen Medien präsentieren und dafür auch ihre Uniform nutzen, noch besser beherr- schen als ihre „amtlich“ agie- renden Pendants. Eine von ih- nen ist Mehtap Öger, die auf Instagram als „melos.vanello- pe“ unterwegs ist und derzeit 32000 Follower hat. Dort prä- sentiert sich die Polizeikom- missarin aus Berlin teils in ihrer Polizeiuniform, teils zivil, aber immer stylish. Mit ihrem Äuße- ren macht sie sogar profane Ausrüstungsgegenstände wie eine Schulterklappe oder die Schussweste zu modischen Accessoires. Ihre Postings sind weder politisch noch empfiehlt sie Modemarken. < Balance zwischen dienstlich und privat Positive Aussagen sind ihr Pro- gramm: „In erster Linie möchte ich mit dem Instagram-Auftritt Werbung für die Polizei ma- chen und die Menschen zum positiven Denken anregen“, sagt Öger, deren Familie türki- sche Wurzeln hat. Den Aus- schlag für dieses Engagement hätten Presseinterviews zu ih- rer Ernennung gegeben. „Die positive Resonanz darauf hat mich bewegt, in den sozialen Medien weiterzumachen.“ Allein steht sie damit nicht, denn auf der ganzen Welt prä- sentieren Kolleginnen und Kol- legen der Polizei ihre Arbeit im Internet. Auch den Spagat zwi- schen Dienst und Privatleben schafft die Polizistin gut, denn einerseits gib es bei der Berli- ner Polizei nicht nur klare Re- geln dafür, was online geht und was nicht, sondern mitt- lerweile sogar entsprechende Schulungen für den polizeili- chen Nachwuchs. „Das ist so- gar Teil der Ausbildung an der Hochschule für Recht und Wis- senschaft Berlin.“ In Uniform sei sie auch auf Instagram im Dienst, „meine Kennung ist schließlich zu se- hen. Zudem haben die Kollegin- nen und Kollegen vom Berliner Social-Media-Team der Polizei meinen Account auf dem Schirm und achten zum Bei- spiel darauf, dass keine Infor- mationen zu Delikten, Tatorten oder Personen veröffentlicht werden“, erzählt Mehtap Öger. Bei ihren privaten Posts achtet sie natürlich darauf, dass keine Details zu ihremWohnort oder zur Familie online gehen. „So- lange die Regeln und Dienstan- weisungen befolgt werden, hat auch mein Dienstherr kein Pro- blem damit“, freut sich Öger, die ihren Job genauso liebt wie ihr Engagement für ein positi- ves Image der Polizei. br < Kommissarin Mehtap Öger macht auf Instagram Imagewerbung für die Berliner Polizei. © Mehtap Öger dbb > dbb magazin | Dezember 2019 41

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