dbb magazin 1-2/2020

online Kurier-, Express- und Paketdienste haben im Jahr 2000 knapp 1,7 Milliarden Sendungen zugestellt. 2018 waren es bereits mehr als 3,5 Milliarden und bis 2023 sollen es sogar über 4,4 Milliarden Sendun- gen pro Jahr sein. Vor allem der Online-Handel ist für den Anstieg verantwortlich, der die Zustellerin- nen und Zusteller an ihre Grenzen bringt. Zahlen des Handelsverbandes Deutschland (HDE) illustrieren den Boom: Allein 2018 haben die Umsätze im Internethandel um rund 4,7 Milliarden Euro ge- genüber dem Vorjahr zugelegt. Von 2008 bis 2018 stiegen die Umsätze von 12,6 auf 53,4 Mil- liarden Euro – Tendenz stei- gend. Und was online bestellt wird, muss auch verschickt wer- den. Besonders Branchenpri- mus Amazon sorgt dabei mit seiner Marktmacht und mit ausgeklügelter Logistik für ei- nen Gewöhnungseffekt bei den Verbrauchern: Sie freuen sich nicht nur über ein quasi unbe- grenztes Sortiment sowie ver- gleichbare, günstige Preise, son- dern auch über eine immer schnellere Zustellfrequenz: Ge- gen Aufpreis können Kunden in Ballungsräumen ihre Artikel je nach Uhrzeit der Bestellung noch am gleichen Tag erhalten. Nutzer des Premium-Service „prime“ bestellen versandkos- tenfrei und erhalten ihre Liefe- rung oft bereits am Folgetag. Weil die Versandkosten bei die- sem Service über eine pauscha- le Jahresgebühr abgegolten werden, verführt der Dienst dazu, selbst Kleinigkeiten für den täglichen Bedarf einzeln zu bestellen. Ein paar Bleistifte, eine Flasche Glasreiniger oder ein Kehrblech – klick, kein Prob- lem. Dazu setzt Amazon in Bal- lungsräumen bereits einen ei- genen Lieferdienst ein, greift aber auch auf die Kapazitäten von DHL zurück. Aber auch DHL selbst rüstet auf, damit die durchschnittliche Laufzeit von einem bis zwei Werktagen auch künftig gehal- ten werden kann. Dazu hat die Deutsche Post DHL Group ihr Paketnetz in Deutschland wei- ter verstärkt und zuletzt ein hochmodernes Mega-Paketzen- trum in Bochum eröffnet. Mit einer Sortierleistung von bis zu 50 000 Sendungen pro Stunde ist das Paketzentrum Bochum neben dem 2016 eröffneten Pa- ketzentrum Obertshausen bei Frankfurt amMain das bislang größte Paketzentrum deutsch- landweit und zudem eines der leistungsfähigsten Paketzentren in ganz Europa. Mit Erreichen der vollen Kapazität im Jahr 2020 sollen an dem neuen Standort insgesamt rund 600 sozialversicherungspflichtige und tarifgebundene Arbeits­ plätze entstehen. Nach Anga- ben von DHL handelt es sich dabei um direkt beschäftigte Arbeitnehmer in einemmit­ bestimmten Betrieb. << Haustürzustellung bald seltener? Auf der anderen Seite versucht DHL neue Wege bei der Zustel- lung zu gehen. Wege, die im Zeichen von Entzerrung und Entlastung stehen. So will das Unternehmen sein bestehendes Netz aus derzeit rund 4 000 Au- tomaten bis 2021 um 3 000 neue DHL Packstationen ergän- zen. „Die DHL Packstation ist für viele der über zwölf Millio- nen registrierten Kunden ein fester Bestandteil ihres Online- Einkaufs und aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Wir investieren daher massiv in den weiteren Ausbau unserer Pack- stationen, und zwar überall – auf dem Land und in der Stadt. Damit reagieren wir nicht nur auf das anhaltend starke Paket- wachstum, sondern sind auch für unsere Kunden noch besser erreichbar als je zuvor“, sagt To- bias Meyer, Vorstand des Unter- nehmensbereichs Post & Paket Deutschland bei DHL. Die 3 000 zusätzlichen Packstationen er- gänzten die derzeit 28 000 Pa- ketannahmestellen des Unter- nehmens, bestehend aus 4 000 Packstationen und 24 000 Filia- len und DHL Paketshops. Damit übertreffe die Deutsche Post die regulatorischen Vorgaben deut- lich. „Mit dem Ausbau unserer Packstationen liegen wir direkt auf dem Kurs unserer Konzern- strategie 2025, für deren Um- setzung das anhaltende Wachs- tum des E-Commerce ein Online-Handel und Paketzustellung Raus aus der Dumping-Spirale << Vor Weihnachten sind nicht nur Privatkunden auf die Dienste der großen Logistiker angewiesen, sondern auch der Einzelhandel. © Deutsche Post DHL Group 40 > dbb magazin | Januar/Februar 2020 dbb