dbb magazin 3/2020

Equal Care Mehr Fürsorge für Sorgearbeit Seit 2016 unterstützt die dbb bundesfrauenver­ tretung eine unabhängige Initiative, die familiärer Sorgearbeit, dem Kitt unserer Gesellschaft, zu hö- herem Ansehen und mehr Wertschätzung verhel- fen will. Anlässlich des von der Initiative ins Leben gerufenen „Equal Care Day“, der am 29. Februar 2020 stattfand, hat das dbb magazin die wichtigs- ten Fakten rund um den „Gender Care Gap“ und die „Care-Arbeit“ zusammengestellt. Wer pflegt und versorgt, wer kocht und füttert, wer putzt, räumt auf, wäscht und kümmert sich – und zu welchem Preis, fragt die unabhängige Initiative, in der sich Einzelpersonen, Insti- tutionen und Verbände zusam- mengeschlossen haben. Noch immer sind es überwiegend Frauen, die diese Aufgaben übernehmen – oft unbezahlt und auf Kosten der eigenen finanziellen Absicherung. << Was ist mit „Care“ oder „Care-Arbeit“? gemeint? Der Begriff „Care“ (englisch für Pflege, Betreuung, Sorge, aber auch sich kümmern) be- ziehungsweise „Care-Arbeit“ umfasst alle Tätigkeiten, die rund um die Familie anfallen. Neben Hausarbeit und Kinder- betreuung werden auch Gar- tenarbeit, Reparaturen oder Einkäufe berücksichtigt. Der „Gender Care Gap“ ist ein weiteres Instrument – ergän- zend zum „Gender Pay Gap“ und zum „Gender Pension Gap“ –, um geschlechtsspezifische Ungleichheiten zu messen. Laut zweitem Gleichstellungs- bericht der Bundesregierung sind es vorrangig Frauen, die sich privat wie beruflich der „Care-Arbeit“ widmen. In den Bereichen soziale Arbeit, haus- haltsnahe Dienstleistungen, Gesundheit, Pflege und Erzie- hung liegt der Frauenanteil bei bis zu 80 Prozent. Allein in Pfle- gediensten sind rund 87 Pro- zent der Beschäftigten Frauen. << Was ist der „Gender Care Gap“? Zum ersten Mal taucht eine Definition des „Gender Care Gaps“ im zweiten Gleichstel- lungsbericht der Bundesregie- rung auf. Er beschreibt, wie viel Zeit Frauen im Durchschnitt mehr für unbezahlte Sorgear- beit aufwenden als Männer. Diesem zugrunde liegt die Zeit- verwendungserhebung, die zu- letzt 2012/13 durchgeführt wurde. Danach verwenden Frauen täglich etwa vier Stun- den und 15 Minuten für unbe- zahlte „Care-Arbeit“, Männer dagegen nur etwa zwei Stun- den und 45 Minuten. Das er- gibt einen „Care Gap“ von 52,4 Prozent, sprich Frauen verbrin- gen durchschnittlich pro Tag 52,4 Prozent mehr Zeit mit „Care-Arbeit“ als Männer. Wie hängen „Gender Pay Gap“ und „Gender Pension Gap“ mit dem „Gender Care Gap“ zusam- men? Der „Gender Pay Gap“ be- schreibt laut des Statistischen Bundesamtes (Destatis) die Differenz des durchschnittli- chen Bruttostundenverdiens- tes (ohne Sonderzahlungen) der Frauen im Verhältnis zum Bruttostundenverdienst der Männer. 2018 lag der Ver- dienstunterschied bei 21 Pro- zent zu Ungunsten der Frauen. Die Unterschiede fielen in Westdeutschland (und Berlin) mit 22 Prozent deutlich höher aus als im Osten des Landes (sieben Prozent). Überall ver- dienen Männer also mehr als Frauen. Sogar im öffentlichen Dienst besteht trotz Tariflöh- nen und Beamtenbesoldung ein „Gender Pay Gap“ von rund acht Prozent. Die Folge der niedrigeren Erwerbseinkünfte von Frauen summieren sich über den Lebensverlauf zu re- levanten Vermögenseinbußen und führen teilweise zu erheb- frauen © Colourbox.de © Colourbox.de © Colourbox.de/von Lieres 24 > dbb magazin | März 2020

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