dbb magazin 3/2020

„Was wird mit mir?“ „Wann wird sich mein Smartphone in mich verlieben?“ „Wann beamt Scotty uns alle rauf?“ Ganz still ist es im spacig- dunklen Raum der Fragen, der quasi das Portal in die Zu- kunftswelten des Futuriums in Berlin bildet, nachdem die Besuchenden das hypermo- derne dunkelverglaste Gebäu- de an der Spree durch ein hel- les minimalistisches Entree im Erdgeschoss betreten und das Obergeschoss erklommen haben. Während man über die vielen Zukunftsfragen sin- niert, die da auf schmalen Pa- nels in bunter Leuchtschrift aufleuchten und wieder ver- schwinden, spürt man im Rü- cken die mächtige Installation „Tornado“, die den Luftraum des Treppenaufgangs ein- nimmt und die enorme Be- schleunigung der Verände­ rungen symbolisiert, die das menschliche Dasein und den Planeten in den vergangenen 200 Jahren geprägt haben. So werden die Gäste des Futu- riums geradezu hineingewir- belt in die Zukunft: Auf über 3000 Quadratmetern macht die Ausstellung Zukunftsideen erlebbar. In den drei großen Denk­ räumen Mensch, Natur und Technik entdecken die Besu- cherinnen und Besucher Zu- kunftsentwürfe aus unter- schiedlichen Lebensbereichen. Von sich selbst versorgenden Städten bis zur Arbeit der Zu- kunft und Ideen für nachhalti- geren Konsum, von neuartigen Baustoffe aus der Natur bis hin zu modernen Technologien und Anwendungen aus Medi- zin und Gesundheitsversor- gung werden zahllose unter- schiedliche Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Zukunft aussehen könnte. << „Die eine Zukunft gibt es nicht“ „Nie mit dem erhobenen Zeige- finger, nie als Masterplan, son- dern als offene Einladung zu Diskussion und Austausch“, betont Futurium-Direktor Stefan Brandt. Denn: „Die eine Zukunft gibt es nicht, wir müs- sen sie gemeinsam gestalten.“ Nicht zuletzt, weil alles mit al- lem zusammenhängt, wie eine weitere Installation im Portal zur Ausstellung deutlich macht: Ein mächtiges Netz an der Wand mit Dutzenden Fixpunk- ten, die für unterschiedlichste Variablen wie etwa Klima, Mig- ration, Ethik, Politik oder Wirt- schaft stehen, ist permanent in Bewegung. Hebt sich ein Fix- punkt, senkt sich der benach- barte ab, am anderen Ende des Spannungsfelds gehen dafür wieder zwei hoch. „Tja, es ist kompliziert“, murmelt eine Be- sucherin und nickt lächelnd. In den drei Denkräumen, ein jeder nach einer eigenen Sze- nografie gestaltet, sind die The- men mit den großen Heraus- forderungen der Gegenwart verknüpft. Wenn es um die Zu- kunft der Energieversorgung geht, müssen auch Klimawan- del und Konsum bedacht wer- den. Für die Zukunft der Arbeit spielen Digitalisierung oder neue Formen der Zusammen­ arbeit eine große Rolle. << Gespräch mit dem inneren Schweinehund Im cleanen, überwiegend weiß gehaltenen Denkraum „Tech- nik“ kann man sich mit einem Roboter darüber austauschen, was ihm so durch den Kopf (oder den Prozessor?) geht. Man lernt die Roboter-Pflege- robbe „Paro“ kennen, die bereits in der Pflege von De- menzkranken eingesetzt wird, erfährt, wie Bausteine des menschlichen Erbguts mit neuen Verfahren wie der „Gen-Schere“ (CRISPR) ver­ ändert werden können und welche positiven, aber auch negativen Folgen diese medi- zintechnologische Revolution haben kann. Wärmer wird die Atmosphäre im DenkraumMensch: Einem großen Marktplatz nachemp- funden, werden in den Holz- blickpunkt Futurium in Berlin Das Haus der Zukünfte In Berlin kann man jetzt die Zukunft sehen. Im Futurium dreht sich alles um die Frage: Wie wol- len wir leben? Das Museum, erbaut im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und For- schung, stellt unterschiedliche Zukunftsentwür- fe vor und regt zum Dialog über die Lebensge- staltung von morgen an. Roboter-Menschen, begrünte Hochhäuser, gemeinschaftliche Öko- nomien – es gibt unendliche Möglichkeiten, über Zukunft nachzudenken. Das Haus der Zukünfte stellt in seiner Ausstellung viele von ihnen vor. << „Die Zukunft beschäftigt die Menschen sehr“, weiß Futurium- Direktor Stefan Brandt. © Jan Brenner (4) 34 dbb > dbb magazin | März 2020

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==