dbb magazin 3/2020
einer intelligenten, zukunfts- orientierten Kommune und knüpft damit nicht nur an die Leipzig-Charta zur nachhalti- gen europäischen Stadt, son- dern auch an die New Urban Agenda (NUA) der Vereinten Nationen an. << Forschung ist mit von der Partie Die Bundesregierung hat im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) dar- über hinaus das Forschungs- cluster Smart City ins Leben gerufen, um die Digitalisierung auf ihren spezifischen Zusam- menhang mit der Stadtentwick- lung zu untersuchen. Das For- schungscluster Smart City zielt darauf, die Auswirkungen der Digitalisierung der Gesellschaft auf die Stadtentwicklung zu verstehen, Methoden und Ins trumente aus der Digitalisie- rungs- und Big-Data-Forschung für die Stadtentwicklung nutz- bar zu machen, Handlungs felder der Stadtentwicklungs- politik mit demWissen zur Digitalisierung neu zu denken und zusammen mit Praxispart- nern aus Städten und Gemein- den sowie der Wirtschaft Emp- fehlungen zu erarbeiten, die den Kommunen auf ihren We- gen in Richtung digitaler Stadt der Zukunft helfen können. Neben den Themen Urban Governance, Stadtökonomie, Big Data und Digitale Spaltung werden im Forschungscluster Fragen des Stadtverkehrs, des Onlinehandels, der E-Partizipa- tion sowie neue Formen der Wissensgewinnung und -verar- beitung analysiert. Ergebnisse der Studien sollen auch in die Diskussionen der Dialogplatt- form Smart City einfließen. Das BBSR umreißt die Problem- stellung wie folgt: „Schlagwor- te wie ,Smart City‘, ,Digitalisie- rung‘ oder ,Internet der Dinge‘ sind derzeit überall zu hören. Aber die Stadtentwicklung hat bisher kaum einen Begriff von diesem Schlagwort. Außer, dass mit vielen Daten, Senso- ren und Rechnern, mit integ- rierten Infrastrukturen und mit digital gestützter Kommunika- tion und Partizipation mehr Effizienz geschaffen, Ressourcen geschont und der Lebensstan- dard erhöht werden sollen. Digitalisierung, Datafizierung und Vernetzung sind also zent- rale technische Bausteine ,smarter‘ Städte.“ Unter „Smart City“ versteht das BBSR daher die Aus- und Aufrüstung der Städte und ih- rer Infrastrukturen mit digitaler Technologie, die Verknüpfung bisher getrennter Infrastruktu- ren oder ihrer Teilsysteme. Zu „Smart City“ gehöre auch die Modernisierung kommunaler Entscheidungs-, Planungs- und Managementprozesse unter Einbezug von Bürgern, privat- wirtschaftlichem Kapital und intensiver Nutzung von Daten. „Smart City“ seien ein städti- scher Ausdruck des Zeitalters der Digitalisierung. Untersuchen will das BBSR im Forschungsschwerpunkt Digi- tale Stadt unter anderem Fra- gen, wie sich die Wirkungen der digital vernetzten, der digi- tal aufgerüsteten Infrastruktu- ren und der neuen Daten-Infra- strukturen auf unser Leben, auf unsere Städte von den bekann- ten Wirkungen unterscheiden werden. Oder wie sich Beteili- gung, wie der Diskurs zwischen Stadtgesellschaft und Stadt politik durch digital gestützte Kommunikation verändert und welche digitalen Instrumente für Städte nutzbar sind. Für die entsprechende Förde- rung in Höhe von 750 Millionen Euro wurden bisher 13 Modell- regionen ausgewählt: Solingen, Ulm und Wolfsburg in der Kate- gorie „Großstädte“, Cottbus, Gera und Kaiserslautern in der Kategorie „Mittlere Städte“ so- wie Grevesmühlen, Haßfurt, Süderbrarup und Zwönitz in der Kategorie „Kleinstädte und Landgemeinden“. In der Kate- gorie „Interkommunale Ko operationen und Landkreise“ wurden die Kooperationen Arnsberg, Olpe, Menden, Soest und Bad Berleburg und die Ko- operationen Brandis, Naunhof, Borsdorf, Großpösna, Belgers hain, Parthenstein und Machern sowie der Landkreis Wunsiedel ausgewählt. Ein Blick in die Projektbe- schreibungen der Regionen offenbart teils konkrete, teils unkonkrete Maßnahmen, die von „einfach mal machen“ und „Ausbau der Strukturen in der Verwaltung“ (Kaisers- lautern) über „Kompetenz- aufbau und Etablierung einer neuen Kooperationskultur zwischen Stadt, Bürgern und Wirtschaft“ (Wolfsburg) bis hin zum „Aufbau und Erhalt eines Hochleistungs-WLAN, überall, kostenfrei“ (Greves- mühlen) reichen. << Vorreiter USA Ein Blick über den großen Teich vermittelt eine Vorstellung da- von, wie es aussehen kann, wenn eine City smart wird. Die Stadt Las Vegas hat bereits in eine „intelligente“ Infrastruk- tur investiert und die Weichen gestellt, um bis 2025 eine intel- ligente Stadt zu werden. Inner- halb eines festgelegten Inno- vationsbezirks (Innovation District) arbeitet die Stadt zü- gig daran, einen Ort zu schaf- fen, an dem intelligente Ver- kehrssysteme und intelligente Technologie nahtlos funktio- nieren, um ihren 650 000 Ein- wohnern und 42 Millionen jährlichen Besuchern effiziente Dienstleistungen zu bieten. In Las Vegas wird daran gear- beitet, die Interoperabilität zwischen allen öffentlichen Dienstleistungssektoren zu verbessern: Verkehr, Energie, Verwaltung, Einrichtungen und öffentliche Sicherheit durch Open-Source-Datenaustausch, Echtzeit-Datenanalyse und Entscheidungsunterstützung. Ziel der Stadt ist es, die Öffent- lichkeit sicher und vernetzt zu halten und ihr die gesuchten Informationen zur Verfügung zu stellen. Der Innovationsbezirk wird als Testumgebung für neue Innovationen im Internet der Dinge dienen, die später im gesamten riesigen Stadtgebiet eingesetzt werden sollen. Dazu arbeitet Las Vegas unter anderem im Rahmen einer öffentlich-privaten Partner- schaft mit dem US-Computer- riesen Dell zusammen, um das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) und Edge Ana- lytics (die Auswertung und Weiterverarbeitung der Daten aus dem Internet der Dinge) zur Verbesserung der öffent lichen Sicherheit nutzen zu können. Hochauflösende Videokameras, Ton- und Be- wegungssensoren sowie eine Reihe von IoT-Geräten werden integriert und zur Überwa- chung eines geografischen Gebiets im Innovation District eingesetzt, um eine Mehr kanal-Sicherheitslösung zu schaffen. Ähnliche Verfahren wendet Las Vegas an, um den Verkehr in der Wüstenmetro- pole intelligenter zu erfassen und zu steuern. online © Colourbox.de/Visual Generation © Colourbox.de 41 dbb > dbb magazin | März 2020
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