dbb magazin 4/2020

mitgliedsgewerkschaften << komba gewerkschaft Fachkräftekampagne gestartet Unter demMotto „Beruf kann ‚jeder‘. Berufung nicht.“ wirbt die komba gewerkschaft seit dem 27. Februar 2020 mit einer Kampagne um qualifizierte Fachkräfte. Bereits heute greife der Fach- kräftemangel immer weiter um sich, im öffentlichen Dienst fehlten 300000 Beschäftigte. Daher demonstriere die Kampa- gne, was anhaltender Fachkräf- temangel zur Folge hat, so die komba: „Sie stellt jeweils eine Person in einem beruflichen Umfeld vor, für das diese offen- sichtlich nicht ausreichend qua- lifiziert ist. Ziel ist zu zeigen, dass entsprechend geeignetes Personal für die Arbeit in den vielfältigen Bereichen des öf- fentlichen Dienstes unerlässlich ist. Das Fachkräftegebot aufzu- weichen, ist nach Ansicht der komba gewerkschaft keine Option.“ Der komba Bundesvorsitzende Andreas Hemsing sagte: „Wir brauchen in der kommunalen Welt erfahrene Kolleginnen und Kollegen genauso wie qua- lifizierte Nachwuchskräfte. Im öffentlichen Dienst geht es um Leistungssicherheit und Zuver- lässigkeit. Der Einsatz für das Gemeinwohl und der hohe ge- sellschaftliche Sinn der Aufga- ben ist mehr als ein Beruf. Für viele ist es Berufung.“ Das Wer- ben um Fachkräfte müsse ange- sichts des anhaltenden Perso- nalmangels ganz oben auf der Agenda des öffentlichen Diens- tes stehen. Einige Kommunen hätten das bereits erkannt, an- dere müssten dieses Bewusst- sein noch entwickeln. „Wir als Sozialpartnerin greifen das jetzt mit unserer Kampagne auf“, so komba Chef Hemsing. << dbb hamburg Unnötigen Behördenumbau vermeiden Der dbb hamburg warnt nach den Bürgerschaftswahlen vor einem großflächigen Behör­ denumbau. Aufgrund des neu- en Parteienproporzes – derzeit verhandeln SPD und deutlich erstarkte Grüne über eine Fort- setzung ihrer Koalition – könne es zu einem umfangreichen Neuzuschnitt der Fachbehör- den in der Hansestadt kom- men, hieß es am 6. März 2020 beim Landesbund. Gründe für die Vermutungen sind neben dem erheblichen Stimmenzuwachs bei Bündnis 90/Die Grünen und entspre- chend höheren Senatorenpos- ten-Forderungen diverse anste- hende schon verkündete oder diskutierte personelle und struk- turelle Veränderungen. „In Zu- kunft stehen in Hamburg große Herausforderungen für die Be- hörden und deren Beschäftigte wie die Digitalisierung und der Klimaschutz an. Da darf es nicht sein, dass sich die Verwaltung durch einenmöglicherweise großflächigen Behördenumbau nur mit sich und den neuen Strukturen und Umzügen be- schäftigenmuss und wichtige zukunftsträchtige Aufgaben nicht erledigt werden können oder zeitlich in erheblichemUm- fang geschoben werdenmüs- sen“, warnte dbb Landeschef Ru- dolf Klüver. „Die Beschäftigten erwarten vernünftige, tragfähi- ge sowie zukunftsfähige Behör- denstrukturen ohne viel Verän- derungen. Es kann und darf nicht sein, dass sie wieder zum Spielball langatmiger politischer Ränkespiele werden.“ << DPhV Gymnasiallehrer beruflich hoch belastet Zwei Drittel der mehr als 176000 Gymnasiallehrerin- nen und Gymnasiallehrer in Deutschland erleben in ihrem Schulalltag eine hohe bis sehr hohe berufliche Belastung. Die empfundene Belastung steigt mit längeren Arbeitszei- ten deutlich an: So sprechen 74 Prozent der Lehrer an Gym- nasien mit 40 bis 45 Wochen- stunden von einer hohen bis sehr hohen Belastung; von de- nen mit über 45 Wochenstun- den sagen dies sogar 83 Prozent. Das ist eines der Ergebnisse der vom Deutschen Philologenver- band (DPhV) in Auftrag gegebe- nen Studie „Lehrerarbeit im Wandel“ (LaiW), die am 9. März 2020 vorgestellt wurde. Wie die Studie ergab, sind die meisten Lehrenden trotzdemmit ihrem Beruf zufrieden, weil sie gerne mit Schülern arbeiten. „Wir können aber nicht stillschwei- gend in Kauf nehmen, dass un- sere Gymnasien nur noch durch eine chronische Überlastung der Lehrkräfte funktionieren“, sagte die DPhV-Vorsitzende Su- sanne Lin-Klitzing. Für die Un- tersuchung hatte das Institut für Präventivmedizin Rostock im Auftrag des Verbandes rund 16000 Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien befragt. Die Teil- nehmenden mussten einen Online-Fragebogen ausfüllen und zusätzlich vier Wochen lang ein Arbeitszeitprotokoll führen, in dem sie den Unter- richt und alle weiteren Tätigkei- ten vermerkten. Unzufrieden- heit lösen bei gut einem Drittel der Befragten lange Arbeitsta- ge aus sowie stetig zunehmen- de Mehraufgaben – auch aus dem außerunterrichtlichen Auf- gabenspektrum. Häufig gelingt keine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit, wodurch es für die Betroffenen schwer ist, sich am Feierabend und am Wochenende effektiv zu erho- len, die Lehrenden sprechen von einer Sieben-Tage-Woche. Weitere Gründe für Unzufrie- denheit sind zunehmende Verwaltungsaufgaben und behördliche Vorgaben (jeweils 18 Prozent). Im Unterricht emp- finden Lehrer vor allem die Leis- tungsunterschiede zwischen den Schülern als belastend (95 Prozent). Außerdem sind für jeden Zweiten der Lärmpegel und verhaltensauffällige Schü- ler eine große Belastung. Dazu kommen die Mängel in der schulischen Infrastruktur: So hält lediglich jeweils ein Viertel die Arbeitsplätze in der Schule und das Angebot an Ruhezonen für ausreichend. „Damit unsere Kinder und Ju- gendlichen gesund aufwachsen können, ist es wichtig, dass sie auch gesunde Lehrer haben“, sagte Andreas Storm, Chef der Krankenkasse DAK, die die Lehrerstudie unterstützt hatte. Der DPhV fordert mehr ruhige Rückzugsorte in den Schulen, kleinere Klassen und weniger vorgeschriebene Unterrichts- stunden für die Lehrer. > Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des DPhV > Rudolf Klüver, Vorsitzender des dbb hamburg > Andreas Hemsing, Bundesvorsitzender der komba gewerkschaft 44 dbb > dbb magazin | April 2020

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