dbb magazin 5/2020

arbeitnehmerrechte Homeoffice-Neulinge machen es sich oft zu einfach und set- zen sich mit ihrem Laptop aufs Sofa. Dabei ist ein funktionaler und ergonomischer Arbeits- platz der entscheidende Fak- tor, um Leistung, Motivation und Wohlbefinden im Home­ office dauerhaft zu erhalten“, sagt André Siegl, Arbeits- schutzexperte beim TÜV-Ver- band (VdTÜV). Anders als bei der sogenannten Telearbeit be- stehe beimmobilen Arbeiten zwar keine Pflicht des Arbeit- gebers, einen festen Homeof- fice-Arbeitsplatz einzurichten. „Arbeitgeber sollten in der ak- tuellen Situation aber alles tun, um ihren Beschäftigten die Ar- beit im Homeoffice zu erleich- tern“, betont Siegl. Neben der technischen Ausstattung ge- hörten dazu auch Verhaltens- regeln und Unterstützung in Krisensituationen. << Gesunde Arbeitshaltung Bei der Möblierung des heimi- schen Arbeitsplatzes sollten ergonomische Aspekte im Vor- dergrund stehen. Der richtige Stuhl stützt die Wirbelsäule und ermöglicht wechselnde Körperhaltungen. Im besten Fall sind Sitz und Armlehnen höhenverstellbar. Außerdem sollte die Rückenlehne dyna- misch sein. Ist der perfekte Bü- rostuhl im Homeoffice nicht vorhanden, sollten Beschäftig- te auf ihre Sitzposition achten: Sowohl die Ober- und Unterar- me als auch die Ober- und Un- terschenkel sollten in einem 90-Grad-Winkel zueinander stehen und die Füße beim Sit- zen vollständig den Boden be- rühren. Ein Gymnastikball kann zeitweise als Stuhlersatz die- nen und für Abwechslung sor- gen. „Langes Sitzen führt – egal auf welchem Stuhl – zwangs- läufig zu Rückenschmerzen. Da- rüber hinaus kann eine falsche Sitzposition die Blutversorgung in den Beinen einschränken“, warnt Siegl. „Die nötige Bewegung gerät ins Hintertreffen, wenn die üblichen Wege zu Meetings, Terminen oder in die Kaffee­ küche entfallen.“ Zu einem ge- sunden Arbeitsalltag gehöre eine ausgewogene Balance zwischen Sitzen, Stehen und Bewegung. Als Faustregel emp- fehlen Orthopäden: 50 Prozent Sitzen, 25 Prozent Stehen und 25 Prozent Gehen. Im Homeof- fice sollte man sich also auch immer wieder daran erinnern, in Bewegung zu kommen. Tele- fonate können im Schlender- gang durch die Wohnung ge- führt und Lesearbeit im Stehen an einer Kommode erledigt werden. << Technische Ausstattung nachrüsten Um effektiv zu arbeiten, ist die passende technische Ausstat- tung im Homeoffice ein Muss. Ein Laptop ist für wochenlan- ges Arbeiten in den eigenen vier Wänden nur bedingt ge- eignet: Die Einhaltung des ide- alen Abstands zum Bildschirm und eine ergonomische Hand- haltung sind mit den fest ver- bundenen Werkzeugen Bild- schirm, Tastatur und Touchpad nicht möglich. Hier lohnt es sich, die externe Tastatur und Maus sowie den LCD-Bild- schirm aus dem Büro nach Hause zu holen oder anzu- schaffen. So können der emp- fohlene Sehabstand von 50 bis 80 Zentimetern und die opti- male Sehhöhe (oberste Zeile nicht über Augenhöhe) einge- halten werden. Dies wirkt ei- ner Zwangshaltung des Kopfes entgegen und entlastet die Augen. Die Tastatur sollte möglichst flach und wenig oder gar nicht geneigt sein. Die Maus sollte der Handgröße und Händigkeit angepasst sein. Die Höhe des Arbeitstisches ist so zu wählen, dass sie auf einer Linie mit den Ellenbogen oder knapp darunterliegt. Ein weiterer Anhaltspunkt für die optimale Arbeitshöhe ist der Abstand zwischen der Unter- seite des Tisches und den Ober­ schenkeln: Eine Handbreit gilt hier als optimal. << Mehr Informationen Die TÜV-Organisationen bie- ten bundesweit arbeitsmedi- zinische Dienste an und un- terstützen Unternehmen und andere Arbeitgeber in Fragen des betrieblichen Ar- beitsschutzes, der Gesund- heitsförderung sowie bei betriebspsychologischen Fragestellungen. Weitere wichtige Informationen rund um den mobilen Arbeits- platz bietet das Institut für angewandte Arbeitswissen- schaft (ifaa) im Internet in Form der Broschüre „Check- liste zur Gestaltung mobiler Arbeit“ zum Download an: https://bit.ly/2UTlwJj. TÜV-Empfehlungen zum mobilen Arbeiten Raum und Zeit: Mit einem permanenten Arbeitsplatz in einem Raummit verschließba- rer Tür schaffen es Arbeitnehmer leichter, in Ruhe und ohne Ablenkung zu arbeiten und die Trennung zwischen Beruf und Freizeit einzuhalten. Technische Ausstattung: Viele Beschäftigte sind mit Laptop ausgestattet und können flexibel ins Homeoffice starten. Um den Nacken, die Handgelenke und die Augen zu entlasten, lohnt sich die Anschaffung von externem Bild- schirm, Tastatur und Maus. Ein Headset sorgt für gute Tonqualität bei den Videokonferenzen mit Kolleginnen und Kollegen. Wohlfühlatmosphäre: Lichtquellen, ohne zu blenden, und frische Sauerstoffzufuhr durch regelmäßiges Lüften erhalten Konzentrationsfähigkeit, Erinnerungs- vermögen und ermöglichen ein gleichbleibend hohes Energielevel. Der Arbeitsplatz sollte parallel zum Fenster eingerichtet werden, damit das Licht von der Seite einfallen kann. Im rechten Winkel: Die Faustregel zur ergonomischen Körperhaltung: Die Füße stehen flach auf dem Boden, Ober- und Unterschenkel sowie Ober- und Unter- arme stehen im rechten Winkel zueinander. Die Arme liegen auf der Stuhllehne und die Schultern sind an der Rückenlehne ausgerichtet. Ergonomische Formel für einen gesunden Rücken: Der richtige Stuhl ermöglicht die optimale Stützung der Wirbelsäule und erlaubt idealerweise Positionswechsel. Außerdem hilft eine re- gelmäßige Abwechslung zwischen Ssitzen, Stehen und Gehen. © Unsplash.com / Jan Baborák 33 dbb > dbb magazin | Mai 2020

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==