dbb magazin 6/2020
vorgestellt Gemeinsame Studie der Uni Würzburg mit der IUBH Krise traf Verwaltung unvorbereitet Auch die öffentliche Verwaltung in Deutschland ist erheblich von der Corona-Krise betroffen. Wie genau hat eine Studie mit rund 2000 Teil nehmerinnen und Teilnehmern ermittelt, die das Verwaltungs- und Beschaffernetzwerk in Koope ration mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg sowie der IUBH Internationalen Hochschule durchgeführt hat. Die Studie zeigt: Vier von fünf befragten Verwaltungen besa ßen keine Pandemie-Notfall pläne – haben aber nach Aus bruch der Krise verschiedene Maßnahmen zum Schutz der eigenen Mitarbeiter getroffen. „Die Corona-Krise traf viele Verwaltungen unvorbereitet. Nur 20 Prozent verfügten über Pandemie-Notfallpläne“, so Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky von der Universität Würzburg. „Die Verwaltungen haben dann aber kurzfristig zahlrei che Maßnahmen ergriffen, um mit den Veränderungen durch die Corona-Krise zurechtzu kommen“, ergänzt Prof. Dr. Michael Broens, IUBH. Nahezu überall wurde der Publikums verkehr auf ein Minimum re duziert. Die Ermöglichung der Arbeit im Homeoffice, die Erhöhung der räumlichen Dis tanz der Arbeitsplätze in der Verwaltung oder die Einfüh rung von Schichtregelungen wurden zudem in vielen Ver waltungen als Maßnahmen aufgegriffen. Insbesondere die unmittelbare Verminderung der Kontakt möglichkeiten innerhalb des Verwaltungsalltags wurde bei zahlreichen Verwaltungen um gesetzt. So fand lediglich bei einem Prozent der befragten Verwaltungen noch ein eini germaßen normaler Publikums verkehr statt. Dahingegen wur de der Publikumsverkehr in knapp 95 Prozent der Fälle auf ein Minimum heruntergefah ren. Ebenso wurden häufig Maßnahmen zur Kontaktredu zierung zwischen den Beschäf tigten durchgeführt. So wurde in 44,4 Prozent der befragten Verwaltungen die Arbeit größ tenteils auf Homeoffice um gestellt, größere räumliche Distanz zwischen den Arbeits plätzen geschaffen (64,2 Pro zent) oder es wurden Schicht regelungen eingeführt (52,4 Prozent). Ebenso wurden in zahlreichen befragten öffent lichen Verwaltungen (rund 70 Prozent) Möglichkeiten zur Desinfektion installiert. Die Ausgabe von Schutzmas ken fand dagegen nur verein zelt statt. Als Ergebnis der ge troffenen Maßnahmen fühlt sich etwas mehr als die Hälfte der befragten Verwaltungs mitarbeiter ausreichend vor einer Ansteckung geschützt. Lediglich knapp 13 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich entweder „gar nicht“ oder lediglich „in geringemMaße“ durch die Maßnahmen ge schützt fühlen. Knapp ein Drit tel der Befragten sah sich nur teilweise geschützt. Die getrof fenen Maßnahmen erschienen für fast die Hälfte der befrag ten Mitarbeiter als noch nicht ausreichend. Hier besteht of fensichtlich noch Verbesse rungsbedarf. Die unterschiedliche Intensität der Durchführung von Home office-Arbeit mit Blick auf ein zelne Bundesländer sowie die jeweilige Größe der Verwal tungen lässt darauf schließen, dass in Teilen der öffentlichen Hand noch strukturelle oder technische Mängel bei der Umsetzung von modernen Arbeitskonzepten bestehen. Laut den befragten Verwal tungsmitarbeitern wird die Corona-Krise einen erhebli chen Einfluss auf den Verwal tungsalltag der öffentlichen Hand in Deutschland noch im weiteren Verlauf des Jahres 2020 haben. Auf die potenziell entstehenden finanziellen Pro bleme wird bereits jetzt schon teilweise mit der Zurückstel lung von Beschaffungsvorha ben reagiert. Dagegen sehen die Befragten weniger Auswirkungen auf das Personal – geplante Stel lenbesetzungen sind laut den Befragten eher nicht stark von der Corona-Krise betroffen. Fast 60 Prozent konstatieren, dass die Corona-Krise auf mögliche Stellenbesetzungen eher keinen Einfluss haben wird. Dies könnte allerdings auch aus dem geplanten Per sonalzuwachs in den Gesund heitsämtern und anderen Ge sundheitseinrichtungen zur besseren Bewältigung der Co rona-Krise resultieren, sodass in anderen Bereichen eventu ell doch fällige Stellenbeset zungen verzögert werden. Immerhin ein gutes Fünftel sieht ohnehin eine zumindest gewisse Zurückstellung der Stellenbesetzungen. Die Vollversion der Studienergebnisse ist unter www.VuBN.de/ Corona abrufbar. Das Verwaltungs- und Beschaffernetzwerk ( www.VuBN.de ) ist die größte webbasierte professionelle Wissensaustauschplatt form für den öffentlichen Sektor sowie für Kirchen in Deutsch land. Neben zahlreichen Themengebieten wie Beschaffung und Vergabe, Finanzen, Bauhöfe oder IT wurde im Zuge der Corona- Krise die Fachgruppe „Coronavirus/COVID-19“ erstellt, in der sich bereits über 2000 Mitglieder aktiv austauschen. © Colourbox.de / Volurol 13 dbb > dbb magazin | Juni 2020
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