dbb magazin 6/2020
Im Zentrum aller Bemühungen steht derzeit die Entwicklung eines wirksamen Impfstoffs gegen das Coronavirus. Auch bessere Schnell- und Antikör pertests sowie wirksame Medi kamente gegen die Infektion stehen ganz oben auf den For schungslisten der Welt. Dabei wird zu leicht vergessen, dass die Krise auch viele weitere Probleme geschaffen hat, die gelöst werden müssen. So ar beiten Beschäftigte des öffent lichen Sektors, Akteure des so zialen Sektors und Bürgerinnen und Bürger aus allen Bereichen der Gesellschaft derzeit an Lö sungen. Der Hackathon unter demMotto „#WirvsVirus“ bot einen gemeinsamen organisa torischen und technischen Rah men, in dem sich Programmie rerinnen und Programmierer, Designerinnen und Designer, Kreative, Problemlöser und so zial engagierte Menschen über zwei Tage online einbringen konnten, um funktionierende Prototypen und Lösungsansät ze – digital und nicht digital – zu entwicklen. << 20 Topprojekte Sofort nach dem Hackathon wurden nach einem Auswahl verfahren, bei dem über 700 Expertinnen und Experten aus Bundesministerien, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Tech-Branche beteiligt waren, die besten 20 Projekte gekürt. Einige Beispiele: „Sicher-Test“ ist eine Smart phone-App, die die Terminver gabe bei Fachärzten optimiert. Nachdem Hausärzte Coronavi rus-Test-Termine für Patienten gebucht haben, zeigt die App Verzögerungen an und gibt ge naue Wegbeschreibungen, so dass Patienten pünktlich und direkt zu ihren Terminen gehen können. Dadurch werden fatale Aufenthalte in Wartehallen mit Infizierten und Nichtinfizierten gestoppt. Weiter werden die Testpersonen gleichmäßig auf die verfügbaren Teststellen verteilt. Die bereits vorher über die App erfolgte Anamnese ver kürzt die Verweildauer weiter. << Krisenlogistik Eine medizinlogistische Anwen dung ist „RemedyMatch“. Sie zielt darauf ab, den Bestand und die Nachfrage nach medi zinischen Schutz- und Nothilfe gütern schnell und einfach zu sammenzuführen. Das soll dazu beizutragen, Versorgungs engpässe während der COVID- 19-Krise und darüber hinaus zu überbrücken. Benutzer wie Krankenhäuser, Ärzte, Pflege dienste und andere Institutio nen können RemedyMatch nut zen, um innerhalb kürzester Zeit einen aktuellen Überblick über die verfügbare Persönli che Schutzausrüstung (PSA) zu erhalten und den oder die Benutzer zu kontaktieren, die Hackathon der Bundesregierung Neue Probleme, neue Lösungen! Wenn sich rund 28000 Computer nerds und Kreative für 48 Stun den virtuell zusammenschlie ßen, um einen Großangriff zu starten, steht zweifellos Ungemach ins Haus. Das Ziel der koordinierten Attacke waren allerdings nicht Server und Computersyste me von Behörden und Institutionen, sondern die Her ausforderungen, die im Zuge der Corona-Krise entstanden sind. Initiiert hatte den sogenannten „Hackathon“ vom 20. bis 22. März 2020 die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit sieben zivilgesellschaftlichen Organisationen. Im Ergebnis hatten die krisenbe dingten Sorgen und Probleme allen Grund kalte Füße zu bekommen: Mehr als 1500 Detaillösungen wurden erarbeitet. Ressourcen zur Überbrückung von Versorgungsengpässen die ser Artikel bereitstellen können. Schutzartikel, die nicht für den medizinischen Gebrauch geeig net oder erforderlich sind, kön nen an besonders gefährdete Institutionen wie Apotheken, Tankstellen oder Schulen ver teilt werden, um deren Schutz zu gewährleisten. Das System bietet auch die Möglichkeit, Lo gistikpartner einzubinden und Angebote für Transportunter stützung anzufordern. „Print4Life“ hat die Angebote des 3D-Drucks neu gedacht: In den vergangenen Wochen hat sich die Versorgungslage in Krankenhäusern und Arzt praxen in Teilen Europas dra matisch zugespitzt. Wichtige Ausrüstungsteile sind nicht ausreichend verfügbar, was die Behandlung von Erkrankten zusätzlich erschwert. In Liefer ketten kommt es zu Engpässen, die von den Herstellern nicht schnell genug überbrückt wer den können. Viele Gegenstände können ganz oder teilweise mithilfe von innovativen Her stellungsverfahren wie 3D- Druck gefertigt werden. Viele Privatpersonen und Firmen ver fügen über solche Geräte. Das Team Print4Life, eine Gruppe von 3D-Druckerinnen und -Dru ckern (sogenannte „Maker“) aus Lübeck hat eine Möglichkeit entwickelt, diese Probleme an zugehen: Im Rahmen des Pro jekts wurde eine Webplattform erarbeitet, die die unkompli zierte, zentrale Verteilung von Großaufträgen an Maker und Firmen ermöglicht. Medizini sche Einrichtungen können sich registrieren, Dateien, Beschrei bungen und Lieferadresse hin terlegen und eine gewünschte Anzahl ihrer Auftragsobjekte angeben. Maker können sich für einen selbst gewählten Anteil eintragen und diesen fertigen. << und Kommunikation Auch die Herausforderungen einer Krisenkommunikation greifen die prämierten Projek online © Unsplassh.com / Andras Vas 40 > dbb magazin | Juni 2020 dbb
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