dbb magazin 9/2020
Stürme, Dürre, Borkenkäfer Wald in Gefahr Seit das Orkantief Friederike im Januar 2018 durch Europa zog, herrscht in den Wäldern Alarmstufe Rot. Ungewöhnlich viele Stürme und die große Dürre in den darauffolgenden Monaten haben den Bäumen stark zugesetzt. Die weitverbreiteten Fichtenbestände leiden zudem unter den sich rasant vermehrenden Borkenkäfern. Die Preise für Holz sind im Keller. Doch den Forstämtern fehlt nicht nur Geld, sondern vor allem Personal. Wenn Försterin Anna von Steen mit ihren Hündinnen Paula und Lotte im Sommer imWald in Südniedersachsen unterwegs ist, dann gilt ihre Aufmerksamkeit insbesonde- re den Fichten. Die Kiefernge- wächse sind praktisch in ganz Deutschland zu finden und zählen zu den wichtigsten Baumarten für die Forstwirt- schaft. Gerade in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie massenhaft an gepflanzt, weil sie vergleichs- weise schnell wuchsen, auch einen nicht ganz idealen Standort gut verschmerzen und sich ihr Holz vielseitig ver- wenden lässt. So konnten gro- ße Flächen aufgeforstet und etwa das Auswaschen von Hängen vermieden werden. „Heute macht uns das große Probleme, es gibt bundesweit ein regelrechtes Fichten-Ster- ben“, erklärt von Steen. Denn die Fichte wurzelt nicht sehr tief, bietet demWind als Na- delbaum ganzjährig eine ver- gleichsweise große Angriffs fläche und ist zudem in der Regel recht hoch und schlank gewachsen. So fielen den Stür- men, die seit Januar 2018 über Deutschland fegten, viele Fich- ten zum Opfer. „Stürme gab es natürlich schon immer und das ist normalerweise nicht so ein riesiges Problem. Aber die Häu- fung, die wir seit dem Orkan- tief Friederike im Januar 2018 erleben, ist in Kombination mit der Witterung schon außerge- wöhnlich“, erklärt von Steen. << Nicht nur stürmisch, son- dern auch viel zu trocken Denn nicht nur die Stürme sind schuld an den katastrophalen Zuständen in den Wäldern. Zu- sätzlich ist das Wetter in den vergangenen Jahren auch noch viel zu warm und zu trocken gewesen. „Es herrscht Dürre“, erklärte die 33-jährige von Steen, die für ihren Arbeitge- ber, die Niedersächsische Lan- desforsten, eine Anstalt des öffentlichen Rechts, einen pri- vaten Genossenschaftswald betreut. Die Dürre setzt den Bäumen massiv zu. Grundsätzlich allen Bäumen, aber auch wieder be- sonders der Fichte. Aber sogar die Buche, wichtigster Laub- baum in Deutschland, ist heute vielerorts im Bestand bedroht. Dabei nahmen Experten lange Zeit an, dass die Buche eigent- lich gut mit den Folgen des Klimawandels zurechtkom- men würde. „Selbst Kiefern, die auch auf sandigen Böden wachsen und einen vergleichs- weise geringen Wasserbedarf haben, leiden zurzeit stellen- weise“, so von Steen. << 160000000 Kubikmeter Schadholz seit 2018 Und als wären Stürme und Dürre nicht genug, hat Letztere auch noch eine äußerst drama- tische „Nebenwirkung“: Der Borkenkäfer vermehrt sich ra- sant. Besonders zwei Arten des Borkenkäfers nutzen das aus ihrer Sicht schöne Wetter, um sich fleißig zu vermehren. Und diese beiden Arten befallen vor allem einen Baum: die Fichte. „Seit zwei Jahren werden in vielen Revieren nur vom Bor- kenkäfer befallene Fichten ge- schlagen, um die Verbreitung zu stoppen. Auch beim Ab- transport ist Eile geboten“, erklärt Anna von Steen. Das bedeutet: Wenn die Forstwirte mit einer Vollernte- maschine, dem sogenannten „Harverster“, die Bäume ge- fällt, das Geäst entfernt und die Stämme grob geschnitten haben, muss das Holz von den „Rückemaschinen“ zügig zu den Waldwegen gebracht und von dort schließlich aus dem Wald herausgebracht werden. „Personal und Maschinen sind aber natürlich nur begrenzt verfügbar. Und die Menge des zu verarbeitenden Holzes ist brennpunkt © privat (2) 18 > dbb magazin | September 2020 dbb
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