dbb magazin 9/2020
gastbeitrag selbst lernen die Nachhaltig- keitskriterien der GIZ kennen: Für sie hat die GIZ eine Online- Schulung entwickelt, in der sie nicht nur Details über die GIZ- Standards erfahren, sondern dazu ermutigt werden, ihr ei- genes Nachhaltigkeitsmanage- ment auf- und auszubauen. Das Sustainability Office und die Abteilung „Einkauf und Verträge“ arbeiten im Rahmen des Nationalen Aktionsplans (NAP) Wirtschaft & Menschen- rechte daran, die menschen- rechtliche Sorgfaltspflicht auch in Lieferketten zu verankern. Dazu gehören Vorgaben zu Sozialstandards wie den Kern- arbeitsnormen der Internatio- nalen Arbeitsorganisation ILO – etwa die Beseitigung aller Formen von Zwangsarbeit, Dis- kriminierung und der Arbeit von Kindern sowie die Einhal- tung des Mindestlohngesetzes. Bei Verstößen behält sich die GIZ Schadenersatzansprüche, Vertragsstrafen oder die fristlo- se Kündigung des Vertrags vor. << Unternehmensweit klimaneutral Als Dienstleister für nachhal tige Entwicklung misst die GIZ dem Klimaschutz beson dere Bedeutung bei. Das 2019 verabschiedete Klimaschutz gesetz der Bundesregierung sieht vor, dass bis 2030 alle deutschen Verwaltungen und Bundesunternehmen klima neutral werden. Im Jahr 2018 stieß die GIZ in Deutschland rund 28000 Tonnen Treibhaus- gase aus, im Ausland 100000 Tonnen. Noch im Jahr 2020 will die GIZ unternehmensweit klimaneutral werden – im In- land ist sie es bereits seit 2013. Das bedeutet, auf demWeg zum klimaneutralen Unterneh- men den Treibhausgas- (THG-) Ausstoß systematisch zu er fassen. Der Grundsatz lautet: Emissionen erst vermeiden, dann reduzieren und zuletzt kompensieren. Einen Beitrag dazu leisten Neubauten der GIZ, etwa in Bonn, die den gehobenen Standards des nachhaltigen Bauens entspre- chen. Zudem nutzen sämtliche Standorte in Deutschland fast ausschließlich Ökostrom. Nachhaltige Mobilität ist ein weiteres Instrument, den CO 2 - Ausstoß zu verringern – beson- ders bei einem weltweit täti- gen Unternehmen wie der GIZ. Im Jahr 2018 entfielen rund 80 Prozent der von der GIZ ver- ursachten Emissionen auf Flug- reisen. Digitale Technologien wie Online-Konferenzen kön- nen zwar einen Teil der Reisen ersetzen, jedoch nicht alle. Der persönliche Austausch ist für die wirkungsvolle Arbeit der GIZ in vielen Fällen unerläss- lich. Auch hier gilt, Treibhaus- gasemissionen, wo immer möglich, zu vermeiden und zu prüfen, inwieweit Reisen wirklich notwendig sind. Als weitere Maßnahme im Bereich Mobilität planen wir, unsere Reisekostenrichtlinie anzupas- sen, sodass hier künftig gezielt Nachhaltigkeitskriterien inte griert sind. Diese soll dazu an- halten, in Deutschland und Europa verstärkt die Bahn zu nutzen und bei Flügen CO 2 -effiziente Fluglinien und -routen zu buchen. Nachhaltigkeitsmanagement ist seit Jahren fest in unserer Unternehmensstruktur und -kultur verankert. So konzipier- te die GIZ ein unternehmens- weites Nachhaltigkeits- und ein separates Umweltpro- gramm, das für einen Zeitraum von fünf Jahren für einzelne Organisationseinheiten Ziele und Maßnahmen definiert. Anhand festgeschriebener Indikatoren sind Umsetzungs- erfolge messbar. Das aktuelle Programm gilt für 2016 bis 2020; es wird für die Jahre 2021 bis 2025 fortgeschrieben. Dabei zeigten sich Verbesse- rungsmöglichkeiten: Wir ha- ben beispielsweise gelernt, dass wir detaillierter beschrei- ben müssen, welche Organisa- tionseinheit für welches Ziel verantwortlich ist, um bei Be- darf nachjustieren zu können. Wir stellen die eigenen Maß- nahmen immer wieder auf den Prüfstand. Denn wir sind überzeugt, dass dies ein ent- scheidender Faktor für ein er- folgreiches Nachhaltigkeits management ist. << Transparenz durch klare Standards Aus diesem Grund hat die GIZ eine Bestandsaufnahme ihrer Nachhaltigkeitsaktivitäten in Auftrag gegeben, um zu erfah- ren, wo Optimierungsbedarf besteht. Positiv beurteilten die externen Expertinnen und Experten bei dieser unterneh- mensstrategischen Evaluierung, dass die GIZ über systemische Ansätze, Strukturen und Instru- mente zumManagement der Nachhaltigkeit verfügt. Stan- dards, Selbstverpflichtungen und eine ausführliche Bericht- erstattung leiten und schaffen Transparenz. Insbesondere die Organisationsstruktur mit Sus- tainability Board, Nachhaltig- keitsbeauftragtem und Sus tainability Office bietet gute Voraussetzungen für ein effek- tives Management. Das Bewer- tungsteam empfahl aber auch, Leitplanken für den Umgang mit Zielkonflikten zu formulie- ren, etwa wenn die ökologisch sinnvollere Variante eines Pro- duktes deutlich teurer ist. Es soll Kriterien geben, wie in sol- chen Fällen zu entscheiden ist – daran arbeiten wir derzeit. Unsere Erfahrung ist jedoch auch, dass die kontinuierliche Weiterentwicklung eines Nachhaltigkeitsmanagements durchaus Herausforderungen birgt. Unerlässlich ist dabei, dass das Thema nicht als zu- sätzliche Aufgabe gesehen wird, sondern Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter aus eige- nem Antrieb handeln – und davon überzeugt sind. Dies ist auch für die GIZ ein stetiger Lernprozess, dessen bisherige Erfolge mich stolz und zuversichtlich machen. Leistungsbereitschaft und Ideenreichtum sind enorm: Beschäftigte bringen Impulse in Mitarbeiterinitiativen sowie bei Sitzungen der Umwelt- teams ein und regen zu neuen Projekten an. Freiwilliges Enga- gement für Nachhaltigkeit zahlt sich aus: Führungskräfte können dies in die Jahresziele ihrer Mitarbeitenden aufneh- men. Denn die GIZ betrachtet Nachhaltigkeit nicht nur als Top-down-Element, sondern als eines, das von der Mitarbei- terschaft mitgestaltet und mit- getragen wird: Auch scheinba- re kleinere Initiativen wie Wildblumenwiesen, Leihfahr- räder, Bieneninitiative und Insektenhotels bereichern die unternehmensweite Nach- haltigkeitsarchitektur – und nebenbei das Betriebsklima. Tanja Gönner << Die Autorin . . ist seit Juli 2012 Vor- standssprecherin der Deut- schen Gesellschaft für Inter- nationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Die GIZ ist ein privatrechtlich organisiertes Bundesunternehmen mit weltweit mehr als 22000 Mitarbeitenden. Als „Dienst- leister der internationalen Zusammenarbeit für nach- haltige Entwicklung und in- ternationalen Bildungsar- beit“ ist die GIZ neben der Bundesregierung und ihrem Hauptauftraggeber, dem Bundesministerium für wirt- schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), auch für Institutionen der Europäischen Union, die Ver- einten Nationen, der Privat- wirtschaft und Regierungen anderer Länder tätig. © GIZ 33 dbb > dbb magazin | September 2020
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