dbb magazin 9/2020

interview Svenja Schulze, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit Umweltschutz hat immer auch eine soziale Dimension dbb magazin Frau Schulze, die Corona-Pandemie hat viele andere Themen zuletzt in den Hinter- grund gerückt. Freuen Sie sich eigentlich, dass die Fridays- for-Future-Bewegung jetzt wieder regelmäßig demon­ strieren will und dem Klima- schutz damit vielleicht neue Aufmerksamkeit verschafft? Svenja Schulze Seit Beginn der Pandemie geht es selbstverständlich zualler- erst um die Gesundheit der Menschen und darum, wie wir durch diese Krise kommen. Das ist völlig richtig so. Aber dass die Klimakrise in den Hin- tergrund gerückt sein soll, kann ich nicht bestätigen. Bei früheren Wirtschaftskrisen war das so, das stimmt. Aber diesmal ist es gelungen, den Weg aus der Wirtschaftskrise mit Klimaschutz zu verbinden. Alle wissen heute: Die Klima­ krise verschwindet nicht, nur weil gerade Corona ist. Das ist ein großer Erfolg für die Um- weltpolitik. Das unermüdliche Engage- ment von Fridays for Future ist da wertvolle Unterstützung, für die ich sehr dankbar bin. Unterstützung für mehr Klima- schutz kommt übrigens zuneh- mend auch aus der Wirtschaft. Denn auch dort setzt sich die Erkenntnis durch, dass Klima- schutz unser Land moderni- siert und neue, zukunftsfeste Jobs schafft. Deutschland droht die Ziele aus dem Pariser Klimaschutz- abkommen zu verfehlen. Trotz- dem muss um jede einzelne Maßnahme – etwa den Kohle- ausstieg oder den Ausbau der Windkraft – zäh gerungen wer- den. Ist die Dringlichkeit der Situation immer noch nicht in allen Köpfen angekommen? Alle wünschen sich einen Pla- neten, auf demman auch in Zukunft noch gut leben kann. Aber damit das gelingt, sind große Veränderungen nötig. Das geht nicht auf Knopfdruck, sondern braucht viel Überzeu- gungsarbeit. Ich werbe für Op- timismus, denn Frustrierte ret- ten nicht die Welt. Natürlich ist noch viel zu tun, aber wir ha- ben auch schon viel geschafft: Mit dem Klimaschutzgesetz sind wir das erste Land welt- weit, das sich einen derart ver- bindlichen Fahrplan in Rich- tung Treibhausgasneutralität bis 2050 gegeben hat. Ja, beim Kohleausstieg musste viel ge- rungen werden. Das lag an der gewaltigen Dimension der Auf- gabe. Der Kohleausstieg soll unumkehrbar sein und planbar << Svenja Schulze © BMU/photothek/Thomas Trutschel (2) 4 dbb > dbb magazin | September 2020

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