dbb magazin 12/2020

Polizei und Gesellschaft Gefahrenzone öffentlicher Dienst Der größte Teil der deutschen Bevölkerung schätzt die Polizei sehr. Das geht alljährlich aus der Bürgerbefragung hervor, die das Meinungsforschungsin­ stitut forsa für den dbb durch­ führt. Regelmäßig finden sich dort Polizistinnen und Polizis­ ten unter den fünf Berufsgrup­ pen mit dem höchsten öffentli­ chen Ansehen wieder. Umso mehr verwundert es daher, wie intensiv ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung den Einsatz­ kräften zusetzt. Das beklagt auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG), deren Vorsitzender Rainer Wendt mehr Respekt und Wert­ schätzung für die Polizei for­ dert. Unter anderem hat die DPolG dazu die Internetseite „polizei-wertschaetzen.de “ ins Leben gerufen, die Aufklärungs­ arbeit leisten soll, was die Ar­ beit der Polizei und deren Stel­ lung in der Gesellschaft betrifft. „Viele Kolleginnen und Kollegen registrieren schmerzhaft, dass die Polizeiarbeit in Deutschland nicht mehr das Maß an auf­ merksamer Wertschätzung und Respekt erhält, das es bislang nahezu uneingeschränkt gege­ ben hatte“, sagt Wendt. „Ob­ wohl sie an vielen Konflikther­ den unserer Gesellschaft rund um die Uhr ihre Frau und ihren Mann stehen. Um ihren Beitrag zum Zusammenhalt der Gesell­ schaft zu leisten, sehen sie sich pauschaler Kritik, absurden Ver­ dächtigungen und offener Feindseligkeit ausgesetzt.“ Die Einsatzkräfte bräuchten wieder die Gewissheit, dass die zivile Führung Deutschlands hinter ihnen stehe. Derzeit sind es nicht nur eska­ lierende Demonstrationen von Corona-Leugnern, die die Ein­ satzkräfte zusätzlich auf Trab halten, sondern auch die Durchsetzung der Masken­ pflicht in der Öffentlichkeit. Zwar gibt es keine Statistiken über damit verbundene Über­ griffe. Polizistinnen und Polizis­ ten beklagen aber, dass die Ak­ zeptanz der Corona-Regeln abnehme und Menschen un­ einsichtiger werden, was nach Angaben der Landespolizeien beinahe täglich zu Auseinan­ dersetzungen führe. << Mit der Axt im Baumarkt gewütet Das muss sich nicht immer so spektakulär äußern wie bei ei­ nem Fall in Zwickau, wo ein Mann im Baumarkt mit einer Axt um sich geschlagen haben soll, nachdem er auf die Mas­ kenpflicht hingewiesen wurde. „Grundsätzlich stellen wir aber fest, dass die Menschen zuneh­ mend genervt von den Regeln sind“, sagt Wendt. Das liege auch daran, dass sich die Politik in Bund und Ländern schwer­ tue, der Bevölkerung die Sinn­ haftigkeit der Maßnahmen zu vermitteln. Das bestätigt auch Ralf Kuste­ rer, DPolG-Landeschef in Ba­ den-Württemberg, der gegen­ über dem SWR darauf hinwies, dass in Baden-Württemberg immer mehr Menschen die Co­ rona-Regeln missachten. Für Kusterer spiegelt sich darin das Versagen der Politik: „Das Sozi­ alministerium schafft es auch nach Monaten nicht, eine pro­ fessionelle Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Man muss den Bür­ gerinnen und Bürgern endlich mit einfacher Sprache verdeut­ lichen, was gilt und was nicht.“ Außerdemmeldeten Polizeikol­ leginnen und -kollegen nach Kontrollen zur Einhaltung der Corona-Verordnung eine stei­ gende Zahl an Verstößen. Es sei nicht zu erkennen, dass irgend­ wo eine Verbesserung eintrete. „Vielmehr steigt der Gesprächs­ bedarf, umMenschen auf die Die Einsatzkräfte von Polizei und Ordnungs­ ämtern sind dieser Tage gefordert wie nie. Sie arbeiten während der Pandemie unter er­ schwerten Bedingungen und müssen neben ihren sonstigen Aufgaben dafür sorgen, dass Infektionsschutzregeln im öffentlichen Raum eingehalten und Sperrstunden beachtet wer­ den. Immer häufiger schlägt ihnen Ablehnung entgegen, die oft in Respektlosigkeit und tät­ liche Angriffe übergeht. brennpunkt © Mike Powell / Unsplash.com © Matthieu Joannon / Unsplash.com > dbb magazin | Dezember 2020 dbb 12

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==