dbb magazin 12/2020

sozial- und erziehungsdienst Studie zum Infektionsgeschehen in Kitas Flächendeckende Kitaschließungen nicht empfehlenswert Laut einer Studie des Bundesgesundheits- und Bundesfamilienministeriums sind Kindertages­ stätten keine Infektionsherde des Coronavirus. dbb Chef Ulrich Silberbach rät daher, die Einrich­ tungen nicht mehr flächendeckend zu schließen. Bei der dritten Sitzung des auf Initiative von Bundesfamilien­ ministerin Franziska Giffey ge­ gründeten Corona-Kita-Rates wurden am 26. Oktober 2020 die aktuellen Ergebnisse der laufenden Studie präsentiert, an der sich inzwischen über 12000 Einrichtungen beteiligt haben. Sie zeigen, dass die Zahl der gemeldeten Ausbrü­ che in Einrichtungen pro Wo­ che sich bislang im einstelli­ gen Bereich bewegen – bei bundesweit über 57000 Kitas. Weniger als ein Prozent der Kitas und Kindertagespflege­ stellen mussten im Erhe­ bungszeitraum coronabe- dingt ganz oder teilweise schließen. Erneute Kitaschließungen sollten daher aus Sicht des Corona-Kita-Rates angesichts des verhältnismäßig geringen Infektionsgeschehens in Kin­ dertagesstätten und Kinder­ tagespflegeeinrichtungen möglichst vermieden und nur als allerletztes Mittel betrach­ tet werden. Punktuelle regio­ nale Schließungen seien hin­ gegen denkbar, wenn ein Infektionsausbruch in einer Kita registriert wird. „Während der Kitaschließungen im Frühjahr hat sich gezeigt, dass unsere Arbeitswelt ohne eine verlässliche Kinderbetreu­ ung nicht mehr funktioniert“, kommentierte der dbb Bundes­ vorsitzende Ulrich Silberbach die Studienergebnisse. „Deshalb sollten die Maßnahmen zur Ein­ dämmung der Corona-Pande­ mie sowohl die Bedürfnisse von Kindern und ihren Familien be­ rücksichtigen, aber auch den Gesundheitsschutz der Beschäf­ tigten im Fokus haben. Insofern können und dürfen regionale Schließungen trotz des geringen Infektionsrisikos in Kindertages­ einrichtungen aber auch nicht ausgeschlossen werden.“ Sandra van Heemskerk, stell­ vertretende Vorsitzende der dbb Fachkommission Schule, Bildung und Wissenschaft und Vertreterin des dbb im Corona- Kita-Rat, machte in der dritten Sitzung des Corona-Kita-Rates darauf aufmerksam, dass die Belastungssituation der Fach­ kräfte zu wenig Berücksichti­ gung findet. In vielen Einrich­ tungen werde wegen des Infektionsschutzes in festge­ legten Gruppensettings gear­ beitet. Das bedeute, dass auch das Personal nicht gruppen­ übergreifend eingesetzt werde und das Einhalten der Öff­ nungs- und Betreuungszeiten in den Kitas ein hoher Kraftakt für die Kitafachkräfte sei. „Die Kolleginnen und Kollegen vor Ort arbeiteten schon vor der Pandemie bereits an der Belastungsgrenze. Bei Perso­ nalausfällen durch Krankheit oder Urlaub und den strenge­ ren Vorgaben beim Personal­ einsatz aus Infektionsschutz­ gründen droht das System ganz zusammenzubrechen. Hier muss Abhilfe geschaffen werden. Die Fachkräfte dürfen nicht mit der Umsetzung der Corona-Maßnahmen vor Ort alleingelassen werden“, so van Hemskeerk weiter. Der von der Bundesfamilien­ ministerin gegründete Corona- Kita-Rat, der zuletzt Anfang Dezember tagte, hat die Auf­ gabe, den Regelbetrieb in den Kitas unter Corona-Bedingun­ gen zu begleiten. Dem Gremi­ um gehören unter anderem Vertreter von Bund, Ländern, Kommunen, Gewerkschaften, Eltern- und Trägerverbänden an. << Studienteilnehmende weiterhin gesucht Für die von Bundesgesundheits- und Bundesfamilienministeri­ um im Juni 2020 gestartete Studie, die noch bis Dezember 2020/2021 läuft, können Kita­ leitungen und Personen aus der Kindertagespflege weiterhin Informationen zum Infektions­ geschehen und zu den Kapazi­ täten in ihrer Einrichtung ein­ tragen. Die Ergebnisse der Studie dienen als Grundlage für die Empfehlungen des Corona-Kita-Rates. Der Link zur Studienteilnahme: https://corona-kita-studie.de/ registrieren.html Foto: Colourbox.de Foto: Elena/Colourbox.de 14 > dbb magazin | Dezember 2020

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