dbb magazin 12/2020

blickpunkt schule Unterricht in der Pandemie – Grundschule „In der Köllnischen Heide“, Berlin-Neukölln Ruhig bleiben und weitermachen In der Grundschule „In der Köllnischen Heide“ im Berliner Corona-Hotspot-Bezirk Neukölln leugnen weder die Schulleiterin Astrid-Sabine Busse noch ihr Team aus Lehrern, Erziehern und Sozialarbeitern die Infektionsgefahren, die vom Präsenzunterricht ausgehen können. Deshalb folgen sie den Vorgaben von Ge­ sundheitsamt und Schulaufsicht gewissen­ haft und machen weiter mit dem Ganz- tagsschulbetrieb, so gut es geht. Für die Kinder, sagt Schulleiterin Busse, wäre eine Schließung der Schule – wie beim ersten Lockdown – die eigentliche Katastrophe. Mittwochmorgen, Mitte No­ vember, 10 Uhr. Im Foyer emp­ fangen mich zwei junge Lehr­ kräfte, die in ihrer Freistunde zur Hallenaufsicht eingeteilt sind, nach Corona-Etikette mit Händedesinfektionsmittel und der obligatorischen Liste, in die Besucher persönliche Kontakt­ daten und die Dauer ihres Auf­ enthalts eintragen müssen. Dann geht es durch ein Trep­ penhaus, dessen Stufen mit Richtungspfeilen markiert sind, hinauf in die zweite Etage zu Astrid-Sabine Busse. „Haben Sie etwas gehört?“, fragt sie lä­ chelnd, um gleich darauf selbst zu antworten: „Sie haben natür­ lich nichts gehört. Es ist Unter­ richt, da sind alle bei der Sache. Wir sind eine Ganztagsschule. Unsere Kinder halten sich in der Regel von halb acht früh bis vier Uhr nachmittags hier auf und haben Zeit zu lernen, zu spielen und sich bei diversen Kursange­ boten auszuprobieren. Sie wer­ den nicht glauben, wie sehr das beruhigt.“ Diese Ruhe und Geborgenheit möchte Astrid-Sabine Busse, die seit 1992 Schulleiterin „In der Köllnischen Heide“ ist, ihren sechs- bis zwölfjährigen Schüle­ rinnen und Schülern auch jetzt erhalten, wo die wieder aufge­ flammte Pandemie jeden Tag neue Regeln erzeugen könnte. „Obwohl unser Bezirk Neukölln als Corona-Hotspot gilt, ist das Infektionsgeschehen bei uns noch vergleichsweise gering. Stand heute befinden sich zwei unserer 30 Klassen und vier Kol­ legen in Quarantäne. Gemäß Stufenplan der zuständigen Se­ natsverwaltung stehen wir auf Gelb – dem Regelunterricht mit verstärkten Hygienemaßnah­ men. Das bedeutet, dass der reguläre Betrieb mit allen Zu­ satz- und Förderangeboten möglich ist. Für die Erwachse­ nen besteht generelle Masken­ pflicht. Für die Kinder, je nach Alter, auf den Gängen bezie­ hungsweise auch in Unter­ richtsräumen. Der Mindestab­ stand muss nach Möglichkeit eingehalten, Gruppen sollten nicht mehr vermischt werden“, zählt die Schulleiterin auf. „In einer großen Schule lässt sich das recht gut organisieren. Je kleiner die Schule ist, desto schwerer ist Corona zu ertra­ gen“, fasst Busse, die als Vorsit­ zende des Interessenverbandes Berliner Schulleiter (IBS) im en­ gen Austausch mit ihren Amts­ kolleginnen und -kollegen steht und in dieser Funktion an den Pandemieschutz-Beratungen der Berliner Senatsbildungs­ verwaltung teilnimmt, die Erfahrungen der vergangenen Monate und Wochen zusam­ menzusammen. << Dunkelziffer bereitet Kopfzerbrechen Wenn es, um gegen Corona zu punkten, allein auf die Schul­ größe ankäme, hätten Astrid- Sabine Busse und ihr Team aus Lehrern, Erziehern und Sozial­ arbeitern gute Chancen: Dass sie auf Gelb bleiben und die nachfolgenden Eskalationsstu­ fen Orange und Rot spät oder gar nicht erreichen. Schließlich zählt die gebundene Ganztags­ schule „In der Köllnischen Hei­ de“ mit rund 650 Schülerinnen und Schülern, 90 Pädagogen und 20 Personen aus dem nicht pädagogischen Bereich zu den größten Bildungsein­ richtungen für die Klassenstu­ fen 1 bis 6 in Berlin. Doch das ist nur die eine Seite. Die andere: Eine Institution, in der sich fast 800 Menschen täg­ lich begegnen, kann sich trotz aller Abstandsgebote und Hygienemaßnahmen rasch in einen Hotspot verwandeln. 16 dbb > dbb magazin | Dezember 2020

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