dbb magazin 1-2/2021

2021 DStGB-Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg wies die Kritik Kampeters an der mangelnden Flexibilität der öffentlichen Verwaltung in der Corona-Pan­ demie, insbesondere bezüglich der Arbeit der Gesundheitsäm­ ter, entschieden zurück. „Wir haben in den Gesundheitsäm­ tern seit vielen Jahren Perso­ naldefizite beklagt, ohne dass sich jemand dafür interessiert hätte. Die Arbeit ist dort wenig lukrativ, insbesondere die drin­ gend benötigten Ärzte meiden den öffentlichen Gesundheits­ dienst. Jetzt, wo die Ämter im Zentrum des allgemeinen Inte­ resses stehen, entsteht hof­ fentlich Bereitschaft, bei der Bezahlung nachzulegen.“ „Wir müssen den Weg berei­ ten, dass in einer Krise das not­ wendige Personal schneller in den Gesundheitsämtern ein­ gesetzt werden kann“, unter­ stützte der dbb Bundesvorsit­ zende Ulrich Silberbach die Ausführungen Landsbergs. „Geeignete Mitarbeiter fallen schließlich nicht vom Himmel. Sie müssen ausgebildet wer­ den.“ Die Zusammenarbeit von Wirt­ schaft und öffentlichem Dienst bezeichnete Ulrich Silberbach als „eine Frage der Haltung, aber auch der Infrastruktur: Es geht darum, die Schnittstellen zwischen Wirtschaft und öf­ fentlichem Dienst zu optimie­ ren, damit bereitgestelltes Geld schneller dort ankommt, wo es gebraucht wird.“ Beide Seiten könnten voneinander lernen, so Silberbach weiter: „Die Wirtschaft hat gute Mo­ delle für eine bessere Verein­ barkeit von Familie und Beruf, wie zum Beispiel Betriebskin­ dergärten. Solche Maßnahmen kosten Geld, aber das sollte es uns wert sein.“ Auch der Hauptgeschäftsfüh­ rer des DStGB glaubt an einen gegenseitigen Lernprozess. Doch könnte die Kooperation zwischen Wirtschaft und Ver­ waltung besser laufen. „Es fehlt am Konsens. Viele Unter­ nehmer wissen wenig über die Abläufe in der Verwaltung, und seitens der Verwaltung nehme ich mitunter eine gewisse Wirtschaftsfeindlichkeit wahr, die dazu führt, dass man beim Genehmigungsverfahren schaut, wo überall man noch ein Schippchen Bürgerbeteili­ gung drauftun kann“, sagte Gerd Landsberg. Arbeitgebervertreter Kampe­ ter räumte indes ein, dass Um­ strukturierungen im öffentli­ chen Dienst nicht so einfach möglich seien wie in einem Un­ ternehmen. Auf der anderen Seite brauche es aber immer ein bisschen Druck, um etwas zu bewegen. „Ein leistungsfä­ higer öffentlicher Dienst und ein schlanker Staat sind für mich kein Widerspruch. Im öf­ fentlichen Bereich muss aber noch mehr ,Output-Orientie­ rung‘ Einzug halten. Schlank ist der Staat nicht, wenn er seine Aufgaben nicht erfüllt, son­ dern wenn er Prozesse an den Gegebenheiten orientiert und sie entsprechend strukturiert. Einen Rechtsanspruch auf Homeoffice lehnte nicht nur Kampeter als nicht praxisge­ mäß ab. Die Politik müsse nichts regeln, was in den Be­ trieben bereits gut funktionie­ re. „Die Arbeit im Homeoffice soll ausgeweitet werden, wenn der Arbeitsplatz und die Tätig­ keit dies ermöglichen, aber wir brauchen keinen Rechtsan­ spruch auf Homeoffice“, be­ kräftigte dbb Chef Silberbach und auch Gerd Landsberg be­ zweifelte eine entsprechende Notwendigkeit: „Wir sind mit weniger Regeln besser aufge­ hoben als mit mehr Regeln.“ < Panel 3: Positive Rollen- vorbilder statt Quote Der öffentliche Dienst muss Menschen mit unterschiedli­ chen Hintergründen gewinnen, um zukunftsfähig zu sein. Im dritten Diskussionspanel der dbb Jahrestagung 2021 < Steffen Kampeter < Franziska Giffey 13 dbb > dbb magazin | Januar/Februar 2021

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