dbb magazin 3/2021
nachrichten Vorstellung des Jahreswirtschaftsberichts 2021 Schulden für Investitionen nutzen Um die historische Neuverschuldung der Bundes republik sinnvoll zu nutzen, plädiert der dbb für massive Investitionen in den öffentlichen Dienst. „Wir können diese Krise nutzen“, betonte der Zweite Vorsitzende des dbb, Friedhelm Schäfer, bei der Vorstellung des Jahreswirtschaftsberichts am 15. Januar 2021 im Bundeswirtschaftsminis terium in Berlin. Die Voraussetzung dafür sei al lerdings, dass mit diesen Schul den die Zukunftsfähigkeit der Bundesrepublik gesichert wer de. „Wir haben enorme Heraus forderungen zu bewältigen, die in vielen Bereichen einen bes ser ausgestatteten öffentlichen Dienst benötigen.“ Als Beispiele nannte Schäfer die Energiewende, die Digita lisierung und die Integration von Menschen mit Migrations hintergrund. „Jedes der drei Themen ist eine Herkulesauf gabe, die auf einen über Jahr zehnte zusammengespar ten öffentlichen Dienst trifft – der dazu vor der größten Pensionie rungswelle der Nach kriegszeit steht.“ Wenn der Umbau zu einer dekarbonisier ten Wirtschaft, die Vernetzung der Verwaltung, der Ausbau der digitalen Infrastruktur und ein vielfältiges, aber friedliches und geordnetes Zusammenle ben in der Gesellschaft gelin gen soll, dann müsse der Staat jetzt das Geld dafür in die Hand nehmen. Als immer wichtigere Stell schraube nannte Thomas Eigenthaler, stellvertretender dbb Bundesvorsitzender und Vorsitzender der Deutschen Steuer-Gewerkschaft (DSTG): „Wenn wir eine stärkere europäische Zu sammenarbeit bei der Bekämp fung von Steuervermeidung und Geldwäsche etablieren können, ist auch mehr Geld für die Rückzahlung der Schulden im Zuge der Corona-Hilfspro gramme vorhanden.“ Die stellvertretende dbb Bun desvorsitzende Astrid Hollmann plädierte für sicherere Arbeits bedingungen im öffentlichen Dienst. „Wir sehen hier leider, dass der Staat immer noch Spitzenreiter ist bei befristeten Arbeits verhältnissen.“ Brinkhaus-Vorschlag zu durchgreifender Staatsreform Investitionen in Technik und Personal nötig „Ob es eine Revolution in Deutschland braucht, lasse ich mal da hingestellt. Auf jeden Fall brauchen wir durchgreifende Reformen“, kommentierte dbb Chef Ulrich Silberbach am 22. Februar 2021 die Medienberichterstattung zu Äußerungen des Vorsitzenden der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, Ralph Brinkhaus. „Die benannten fünf Punkte sind nicht wirklich neu. Der dbb setzt sich seit Jahren im mer wieder für die Überprü fung und Vereinfachung von Verwaltungsprozessen und eine breit angelegte Digitali sierung ein“, so Silberbach weiter. Die Kolleginnen und Kollegen im öffentlichen Dienst, als ei gentliche Verwaltungsexper ten, wüssten genau, welche „Rahmenbedingungen“ dabei verändert werden müssten. Sil berbach: „Wir brauchen sicher keine teuer eingekauften exter nen Berater und jahrelange Kommissionsarbeit, um hier durchgreifende Veränderungen zu erzielen. Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes und der dbb stehen Ralph Brinkhaus und allen anderen interessier ten Politikerinnen und Politikern gerne mit Rat und Tat zur Seite. Eines muss allerdings klar sein: Ein erfolgreicher Staatsumbau setzt motivierte, gut aus- und fortgebildete Beschäftigte, sachgerechte moderne IT-Aus stattung und wettbewerbsfähi ge Bezahlstrukturen voraus.“ Der dbb fordert: eine umfassen de Digitalisierung des öffentli chen Dienstes, die flächende ckende Vernetzung in einem Hochleistungsdatennetz, den Einsatz von E-Akte und E-Sig natur wo möglich, die Digitali sierung der internen Verwal tungsprozesse, die regelmäßige Überprüfung aller Verwaltungs prozesse und -strukturen, die kontinuierliche IT-Fort- und Weiterbildung der Mitarbei terinnen und Mitarbeiter, verstärkte Bemühungen der öffentlichen Arbeitgeber, IT- Spezialisten für den öffentli chen Dienst zu gewinnen, und die Beteiligung der Beschäftig ten und ihrer gewerkschaftli chen Vertretungen in allen As pekten dieses Reformprozesses. „Eins ist dabei völlig klar“, so das Fazit des dbb Bundesvorsitzen den, „dieser Prozess wird – zu mindest am Anfang – umfang reiche Investitionen in Technik und Personal erfordern. Sparrun den auf Kosten des öffentlichen Dienstes sind in den nächsten Jahren ausgeschlossen – wenn die Politik ihre Reformbemühun gen hier wirklich ernst nimmt.“ Foto: Colourbox.de F o t o : C o l o u r b o x . d e 8 > dbb magazin | März 2021
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