dbb magazin 4/2021
frauen Digitales frauenpolitisches Frühstück der dbb frauen Solidarpakt „Equal Care“ gefordert Vor allem Frauen sind Leidtragende unfair verteilter Sorgearbeit. Die dbb frauen wollen das ändern und fordern einen Solidarpakt von Politik, Wirtschaft und Verwaltung, der die Abkehr von geschlechterstereotypen Vorstellungen bei der Organisation von Erwerbsarbeit verfolgt. „Sorgearbeit geht Männer und Frauen gleichermaßen an. Des halb müssen wir darauf hinwir ken, dass sie in Zukunft auch gleichmäßig zwischen den Ge schlechtern verteilt wird. Wir sehen das nicht als rein priva ten Aushandlungsprozess, der innerhalb der Familie stattfin det. Unbezahlte Sorgearbeit ist eine wichtige Säule unserer Gesellschaft. Damit stehen politische und wirtschaftliche Akteure ebenso in der Pflicht, sich an diesem Aushandlungs prozess zu beteiligen“, erklärte Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertre tung, am 10. März 2021 im Rahmen eines digitalen politi schen Frühstücks mit Abgeord neten des Bundestages. Um diese Mammutaufgabe stem men zu können, warb Kreutz für eine konzertierte „Aktion Equal Care“, bei der Politik, Ver waltung und Arbeitgebende mit den Gewerkschaften den Schulterschluss wagen. Neben familienpolitischen Maßnahmen, wie etwa der Einführung bezahlter Freistel lungszeiten für Väter nach der Geburt eines Kindes, forderte Kreutz die Normalisierung von Homeoffice und mobilem Arbeiten. Dafür die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaf fen, sei maßgeblich, um Fami lien bei der Aufteilung der privaten Sorgetätigkeiten zu unterstützen. „Eltern brauchen hier den gesetzlichen Rückhalt, um dem enormen Präsenz druck im Job trotzen zu kön nen“, so Kreutz. Darüber hin aus könnten öffentliche und private Arbeitgebende ihrer seits einen großen Beitrag leisten, indem sie eine famili enfreundliche Arbeitskultur etablierten, in der Leistung nicht mit Arbeitszeit gleich gesetzt und Beschäftigten mehr Freiheit bei der Eintei lung ihrer Arbeitszeiten er möglicht werde, wo es die jeweilige Tätigkeit erlaube. < Homeoffice darf nicht verordnet werden Carla Neisse-Hommelsheim, stellvertretende Vorsitzende der CDU-Frauen-Union, sieht die Politik in der Pflicht, den Weg zur Aufteilung der Care- Arbeit vor allem für Männer möglichst attraktiv zu gestal ten. Erreichen ließe sich dies aus Sicht der CDU-Politikerin über Doppelverdiener-Arran gements. Aber auch Homeof fice biete Chancen. „Arbeitneh mende müssen entscheiden dürfen, wie sie arbeiten wol len. Das Arbeiten von zu Hause aus darf ihnen nicht verordnet werden. Deshalb ist die Politik auch hier gefordert, einen ge eigneten gesetzlichen Rahmen zu schaffen. Den Arbeitneh menden muss auch ein Recht auf Rückkehr ins Büro einge räumt werden“, betonte Neis se-Hommelsheim. < Gewerkschaften müssen mitgestalten Sabine Zimmermann, Vorsit zende des Bundestagsaus schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sieht in der Sorgearbeit einen wesentli chen Baustein der Gesellschaft. Gleichzeitig warnte sie aber davor, Homeoffice zur alleini gen Lösung der Problematik zu überhöhen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Pandemie die Gleichberechtigung der Frauen weit zurückgeworfen hat. Die Möglichkeit zum Homeoffice ist hier nur eine Scheinlösung: Alles, was Frau en zu Hause tun, muss an die Öffentlichkeit gebracht und bewertet werden. Arbeitgeber und Politik dürfen hier nicht aus der Verantwortung ge nommen werden“, so Zimmer mann. Vielmehr hält sie ein Umdenken bei der Organisati on von Arbeit für unausweich lich. „Die Arbeitsbedingungen müssen so verändert werden, dass Familien nicht um das Ar beiten herum planen müssen. Was spricht gegen eine Vier- Tage-Woche?“ Diesen Prozess müssten zuerst die Gewerk schaften anstoßen und an ihrer Basis diskutieren. Die Ergebnisse dieser Diskussion sollten dann an die Politik hochgereicht werden. < Care-Arbeit ist keine Gratis-Ressource Sascha Verlan und Almut Schnerring, Initiatoren des Equal Care Day, benannten < Diskutierten beim digitalen Frühstück der dbb frauen: Milanie Kreutz, Almut Schnerring und Sascha Verlan, Carla Neisse-Hommelsheim, Sven Paul, Sabine Zimmermann sowie Michaela Neersen (von links oben im Uhrzeigersinn) © dbb frauen 28 dbb > dbb magazin | April 2021
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