dbb magazin 4/2021

europa ber des Verlusts der biologi­ schen Vielfalt angegangen werden. Mit dem Ziel, die biolo­ gische Vielfalt Europas bis 2030 wiederherzustellen, sind in der Strategie neue Wege zur effek­ tiveren Umsetzung bestehen­ der Rechtsvorschriften sowie neue Verpflichtungen, Maßnah­ men und Governance-Mecha­ nismen aufgenommen worden. Dazu gehören unter anderem Maßnahmen zur Bekämpfung der Boden- und Wasserver­ schmutzung sowie eine neue Waldstrategie. Elektrofahrzeu­ ge werden weiter gefördert mit der Intention, bis 2025 europa­ weit eine Million öffentliche Ladestationen einzurichten. Nachhaltige alternative Kraft­ stoffe – Biokraftstoffe und Wasserstoff – werden in der Luftfahrt, in der Schifffahrt und im Schwerlastverkehr ge­ fördert, wo eine Elektrifizierung derzeit nicht möglich ist. Die Farm-to-Fork-Strategie legt einen neuen Ansatz fest, damit Landwirtschaft, Fischerei und Aquakultur sowie die Lebens­ mittelwertschöpfungskette an­ gemessen zum Ziel einer klima­ neutralen Union im Jahr 2050 beitragen. Die Lebensmittelsys­ teme bleiben einer der Haupt­ treiber des Klimawandels. Die Herstellung, Verarbeitung, der Einzelhandel, die Verpackung und der Transport von Lebens­ mitteln tragen wesentlich zu den Treibhausgasemissionen, der Luft-, Boden- und Wasser­ verschmutzung bei und haben tiefgreifende Auswirkungen auf die biologische Vielfalt. Nach Angaben der Europäi­ schen Kommission wird die Umsetzung der Maßnahmen des Green Deal in den nächs­ ten zehn Jahren mindestens eine Billion Euro kosten. Der größte Anteil, 503 Milliarden Euro, wird aus dem EU-Haus­ halt stammen, weitere 114 Milliarden Euro werden von den Regierungen der Mit­ gliedstaaten bereitgestellt. 279 Milliarden Euro sollen größtenteils aus dem priva- ten Sektor kommen. Für die Kommission ist bei der Realisierung des Fahrplans wichtig, dass niemand zurück­ gelassen wird. Von daher soll Regionen geholfen werden, die besonders auf fossile Brenn­ stoffe angewiesen sind: „Wir werden 100 Milliarden Euro für die am stärksten von fossilen Brennstoffen abhängigen Regi­ onen und Sektoren bereitstel­ len“, sagte Präsidentin von der Leyen bei der Vorstellung des Green Deal. < Besondere Verantwortung liegt bei Deutschland Bundesumweltministerin Svenja Schulze betonte im Gespräch mit den dbb europa­ themen, dass das neue EU-Ziel für Deutschland ebenfalls mehr Anstrengungen als bislang be­ deute: „Als größte Volkswirt­ schaft der EU und größter Verursacher von Treibhausgas­ emissionen liegt bei uns eine besondere Verantwortung, dieses Ziel konsequent umzu­ setzen.“ Der schnellere Ausbau von Wind- und Solarenergie sei dabei ein ganz zentrales Instru­ ment. „Aus dem Ziel Klimaneu­ tralität folgt für den Strom­ bereich, dass dieser schon deutlich vor 2050 vollständig auf Erneuerbare umgestellt sein muss, und dies vor dem Hintergrund, dass wir 2050 einen deutlich höheren Strom­ bedarf haben dürften als heu­ te“, so Schulze. Für Deutsch­ land bedeute dies, dass der letztes Jahr beschlossene Aus­ baupfad zum 65-Prozent-An­ teil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bis 2030 deutlich angehoben werde, da­ mit der Ausbaupfad für Wind- und Sonnenenergie zum neuen EU-Klimaziel 2030 und zum Ziel der Klimaneutralität in Europa 2050 passe. Experten halten den euro­ päischen Green Deal für einen wissenschaftlich fun­ dierten und erreichbaren Klimaschutzplan. Natürlich fehlt es dem Plan nicht an Ehrgeiz. Sollte die EU jedoch erfolgreich sein, würde sie der Welt ein starkes Signal senden, dass sich wirtschaft­ licher Wohlstand und ökolo­ gische Nachhaltigkeit nicht gegenseitig ausschließen. en < Klima-Leitfaden für den öffentlichen Dienst Wege zur Treibhausgasneutralität Anfang Februar 2021 veröffentlichte das Umweltbundesamt (UBA) einen Leitfaden „Der Weg zur treibhausgasneutralen Verwaltung“. In der 114-seitigen Publikation, die Burk­ hard Huckestein für das UBA verfasste, werden Etappen aufgezeigt, wie die öffent­ liche Verwaltung im Sinne des europäi­ schen Green Deal und des Bundes-Klima­ schutzgesetzes klimaneutral werden kann. Der Autor ist promovierter Ökonom und im UBA für Umwelt- und Klimaschutzmanage­ ment zuständig. Dabei geht es nicht nur um Empfehlungen für Klimaschutzmaßnahmen. Vielmehr ste­ hen konkrete Empfehlungen für organisa­ torische Schritte beziehungsweise „Etap­ pen“, die für die Zielerreichung und die effektive Umsetzung von Klimaschutzmaß­ nahmen wesentlich sind, im Vordergrund. Die öffentliche Verwaltung soll beim Klima­ schutz eine Vorbildfunktion einnehmen. Der Leitfaden beschäftigt sich intensiv mit den organisationspsychologischen Voraus­ setzungen für das Gelingen der in den einzelnen Behörden erforderlichen Anpas­ sungsschritte. Eine wesentliche Erfolgsvor­ aussetzung sei, dass die oberste Leitungs­ ebene das Ziel der Treibhausgasneutralität aktiv unterstützt und dass sie die mit der Umsetzung betrauten Organisationsein­ heiten ausreichend mit Stellen, Sachmit­ teln und einem Budget ausstattet. Zur Bestimmung der Anwendungsbereiche für klimaschützende Maßnahmen werden direkte und indirekte Emissionen aus Verbrennungsprozessen stationärer und mobiler Anlagen sowie indirekte aus dem Bezug leitungsbezogener Energie und aus vor- und nachgelager­ ten Aktivitäten unterschieden. Die wichtigsten Bereiche sind laut Leitfa­ den der Wärme- und Stromverbrauch, der Fuhrpark und die Dienstreisen, gegebenenfalls auch die Arbeitswege, die Beschaffung und stets die Informa­ tions- und Kommunikationstechnik. Welche darüber hinausgehenden Aspekte wesentlich sind, ergebe sich vor allem aus den jeweiligen Aufgaben der Verwaltungseinheiten. Wörtlich heißt es: „Dreh- und Angelpunkt einer erfolgreichen und glaubwürdigen Strategie zur Treibhausgasneutralität ist, dass sich die Verwaltung anspruchsvolle und überprüfbare Ziele zum Klimaschutz setzt.“ Wichtige Voraussetzung hierfür sei es, auch die Beschäftigten kontinuierlich über die Initiative zu informieren und über alle Etappen und Phasen zu beteiligen. > Webtipp Der Leitfaden steht auf der Homepage des Umweltbundes­ amtes kostenlos zum Download zur Verfügung: https://bit.ly/ 30OlqWQ. © UBA 31 dbb > dbb magazin | April 2021

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