dbb magazin 5/2021
brennpunkt Rassismus- und Rechtsextremismusbekämpfung Politische Bildung in der Polizei Die Polizei hat in ihrer Rolle als Repräsentantin des öffentlichen Gewaltmonopols den Auftrag, die Grund- und Menschenrechte zu garantieren und die freiheitliche demokratische Grundordnung zu schützen. Daher ist politische Bildung, zu der auch die Auseinandersetzung mit Rassismus und Rechts extremismus gehört, ein wichtiger Bestandteil der polizeilichen Aus- und Fortbildung. Doch es gibt Verbesserungspotenzial: Interdisziplinäre Netzwerke arbeiten an einer besseren Datenlage, praxis nahen Bildungsangeboten und beraten Lehrende im Superwahljahr 2021 hinsichtlich offener Fragen im Umgang mit rassistischen und rechtsextremen Äußerungen und Positionen von Parteien. Politische Bildung ist in Deutsch land unparteiisch, aber nicht wertfrei. Die Grundlage bilden das Werte- und Demokratiever ständnis der freiheitlich demo kratischen Grundordnung des Grundgesetzes. Es geht nicht nur darum, Wissen zu vermit teln, sondern auch dazu anzure gen, gesellschaftliche und poli tische Prozesse zu reflektieren und sich über die Bedeutung der Menschenrechte für das ei gene Leben Gedanken zu ma chen. Politische Bildung setzt dort an, wo der Zusammenhalt der Gesellschaft in der freiheit lichen Demokratie gefährdet ist. In diesem Sinne sollen Poli zistinnen und Polizisten durch politische Bildung in die Lage versetzt werden, rassistische und rechtsextreme Positionen als Angriff auf die gleiche Wür de aller Menschen zu erkennen, gegenüber entsprechenden Positionierungen wachsam zu sein und ihnen im Alltag entge genzutreten. Bereitet die politi sche Bildung in der polizeilichen Aus- und Fortbildung genügend auf die polizeiliche Praxis im Hinblick auf die aktuellen ge sellschaftspolitischen Entwick lungen vor? < Projekt „Politische Bildung und Polizei“ Die Bundeszentrale für politi sche Bildung (BpB), die Deut sche Hochschule der Polizei (DHPol) sowie die Fachhoch schule für öffentliche Verwal tung (FHöV) in Nordrhein- Westfalen haben im Jahr 2016 das Kooperationsprojekt „Poli tische Bildung und Polizei“ ins Leben gerufen. Ziel war es, die Bedarfsstrukturen politischer Bildung in den deutschen Poli zeien zu analysieren sowie pra xistaugliche Bildungsangebote für die Polizei und ihre zustän digen Bildungseinrichtungen zu entwickeln. In diesem Kon text wurden bundesweit Poli zeivollzugsbeamtinnen und -beamte mittels eines standar disierten Fragebogens nach ih ren Einschätzungen zur Rolle und Funktion sowie zu Themen der politischen Bildung be fragt. „Im Ergebnis zeigte sich, dass sich die Bildungsinteres sen grundsätzlich mit gegen wärtigen Herausforderungen der Polizeiarbeit decken. Hier zu zählen beispielsweise die gesellschaftliche Pluralisie rung, internationale Flucht- und Migrationsbewegungen sowie politischer Extremismus. Gleichzeitig wurde ein deutli ches Bedürfnis nach politischer Grundbildung mit Blick auf das Verhältnis von Politik, Polizei und Gesellschaft geäußert“, resümiert Philipp Kuschewski von der Deutschen Hochschule der Polizei. Von zentraler Be deutung sei sowohl für die Auszubildenden und Studie renden als auch für die erfah renen Polizistinnen und Polizis ten, dass die Bildungsangebote Bezüge zu aktuellen gesell schaftspolitischen Entwicklun gen sowie insbesondere zur polizeilichen Praxis aufweisen. Auf Basis dieser Erkenntnisse ist aus dem Kooperationspro jekt „Politische Bildung und Polizei“ ein gleichnamiger Ar beitskreis entstanden, der seit 2019 Akteure der politischen Bildung im Hinblick auf die spezifischen Anforderungen der polizeilichen Bildung berät. Als interdisziplinärer Zusam menschluss von Vertreterinnen und Vertretern der Wissen schaft, Polizei, von Lehrenden sowie zivilgesellschaftlicher Organisationen entwickelt, begutachtet und unterstützt der Arbeitskreis Maßnahmen und Programme zur Förderung der politischen Bildungsarbeit für die und in der Polizei. < Gegen Rassismus und Rechtsextremismus In einem Positionspapier hat sich der Arbeitskreis kürzlich auch zumMaßnahmenkatalog zur Bekämpfung von Rechts extremismus und Rassismus der Bundesregierung geäußert. Insgesamt begrüßt der Arbeits kreis die Schwerpunktsetzung sowie die Umsetzungsstrate gie. Darüber hinaus regen die Expertinnen und Experten an, die demokratischen und men schenrechtsorientierten Hal © Jan Brenner 24 > dbb magazin | Mai 2021 dbb
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