dbb magazin 5/2021

frauen Im Zuge der Veröffentlichung der Parteiprogramme zur Bun­ destagswahl 2021 erwartet Kreutz rege Diskussionen über Gleichstellungsfragen. Längst überfällig sei eine Reform des Ehegattensplittings. „Wir müs­ sen entscheiden, ob wir die Ehe oder die Familie fördern wol­ len. Als dbb wollen wir das Ehegattensplitting – so wie es jetzt ist – nicht mehr haben. Wir werden uns in die politi­ sche Diskussion einbringen“, so Kreutz. Schauws: Solidarität gegen frauenfeindliche Angriffe von rechts entwickeln Noch nie wurde nach Auffas­ sung der frauen- und queer­ politischen Sprecherin der Bun­ destagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen, Ulle Schauws, so viel und so stark über die Sys­ temrelevanz und Entlohnung von Care-Arbeit gesprochen. Sie plädierte für eine Care-­ Revolution. „Care-Revolution heißt, das gesamte Konstrukt anzuschauen und eine Aufwer­ tung vorzunehmen. Die Frage, wer sich um die Care-Arbeit kümmert, hängt maßgeblich an den Frauen. Das ist nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch in den professionellen Pflegeberufen der Fall. Was wir benötigen und wofür wir wäh­ rend der Corona-Pandemie geklatscht haben, ist eine deut­ liche Verbesserung der system­ relevanten Berufe. Wir müssen über eine deutlich bessere Be­ zahlung und eine Reduzierung der Arbeitszeit diskutieren.“ Enttäuscht zeigte sich Schauws über die wenigen Ergebnisse der parteiübergreifenden Zu­ sammenarbeit der Mandats­ trägerinnen. „Interfraktionell haben wir im Bundestag mit­ einander viel geredet, darüber, wie wir es schaffen, die Pari­ tätsthemen nach vorne zu bringen. Aber selbst an dem Punkt einer Kommission zu Paritätsfragen sind wir Frauen gescheitert.“ Mit Blick auf die Zukunft wünschte sich Schauws mehr Solidarität unter den Frauen und demokratischen Parteien: „Ich glaube, dass wir sehr ge­ nau gucken müssen, wo die Angriffe gegen die fortschritt­ dbb trauert um Jutta Endrusch Kämpferisch bis zum Schluss Jutta Endrusch war Zeit ihres Lebens eine engagierte Vorkämpferin: Ob als Schulleiterin einer Ganztagshauptschule, als Mitglied im Hauptper­ sonalrat, als Gewerkschafterin im Verband Erziehung und Bildung (VBE) oder in der dbb bundesfrauenvertretung – die Interessen ihrer Kollegin­ nen und Kollegen hatten stets Priorität. Am 8. April ist Jutta Endrusch nach kurzer schwerer Krankheit überraschend im Alter von 66 Jahren verstorben. Die dbb bundesfrauenvertretung trauert nicht nur um ihre stellver­ tretende Vorsitzende, sondern um ihre Kollegin und unverzichtbare Kämpferin für frauenpolitische Anliegen. Als Lehrerin hat Jutta Endrusch nicht nur Wissen und Können ver­ mittelt, sondern auch Herz und Charakter gebildet. In fast 25 Jahren gewerkschaftspolitischer Arbeit, die Endrusch im VBE „von der Pike auf gelernt“ hat, kam ihr diese starke Werteorientierung immer wie- der zugute. Das Engagement für die Belange der weiblichen Beschäf­ tigten und für mehr Chancengerechtigkeit im öffentlichen Dienst war Endrusch immer ein besonderes Anliegen. „Jutta war eine aufrechte und überzeugte Mitstreiterin, aber vor allem war sie ein wunderbarer und liebenswerter Mensch. Ich habe mich auf jedes Treffen mit ihr gefreut, uns hat eine generationenübergreifende Freundschaft verbunden. Sie war stets mit Rat und Tat zur Stelle, wenn sie gebraucht wurde – und das bis zuletzt“, erinnert sich Milanie Kreutz. Jutta Endrusch hatte die dbb bundesfrauenvertretung als stellvertre­ tende Vorsitzende und langjähriges Mitglied der Geschäftsführung maßgeblich geprägt. „Sie war eine von hohem pädagogischen Ethos erfüllte Lehrerin, die nicht nur bei ihren Schülerinnen und Schülern, sondern auch gegenüber sich selbst und ihren Kolleginnen im VBE und in der dbb bundesfrauenvertretung eine hohe Erwartungshaltung hat­ te. Sie war sehr diszipliniert und forderte diese Disziplin auch in ihrem gewerkschaftspolitischen Umfeld ein. Mit ihrer Geradlinigkeit – gepaart mit ihrer herausragenden Fachkompetenz – hat sie unsere politische Agenda nicht nur mitgestaltet, sondern auf ein besonders hohes Niveau gehoben. Für Jutta zählte immer das Wir und weniger das Ich“, erinnert sich dbb frauen Chefin Milanie Kreutz, die Jutta Endrusch nicht nur als Kollegin in der dbb bundesfrauenvertretung, sondern auch als enge Freundin abseits des gewerkschaftlichen Engagements nahestand. „Wir werden das Reden, das Lachen und das gelegentliche Anstoßen mit einem Glas Sekt mit ihr vermissen. Ihre zurückhaltende Bescheiden­ heit, ihre Stärke, ihr Verständnis, ihre pädagogische Kompetenz, ihre strahlende Freude und ihr großes Herz für uns werden fehlen. Vor allem aber ihre Entschlossenheit und ihre Kompromisslosigkeit, wenn es um die Gleichstellung der Geschlechter im beruflichen und sozialen Kon­ text ging, werden in die Geschichte der dbb bundesfrauenvertretung eingehen. Juttas innigster Wunsch war es, dass wir Frauen mutig nach vorne gehen und auch junge Frauen für unsere Aufgabe begeistern. Den Weg, den sie ein Stück mit uns gegangen ist, werden wir gemein­ sam in ihrem Sinne weitergehen“, so Kreutz. < Jutta Endrusch © Jan Brenner < Online-Diskussion über die Frauenpolitik der Zukunft (von links): Ulle Schauws, Birgit Strahlendorff (Moderation), Carla Neisse-Hommels­ heim, Milanie Kreutz und Gerd Landsberg 28 dbb > dbb magazin | Mai 2021

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