dbb magazin 6/2021
brennpunkt DigitalPakt Schule Zukunftsfähige Bildungsfinanzierung weiterhin ungewiss Jahrelang haben die Schulen auf den DigitalPakt gewartet, um ihre IT-Ausstattung modernisie ren zu können. Jetzt zeigt sich, dass auch eine Anschubfinanzierung vom Bund nicht ausreicht, um eine kontinuierliche Bildungsfinan zierung zu gewährleisten. Die Bildungsgewerkschaf- ten im dbb fordern einen gemeinsamen strategi schen Rahmenplan für Bund, Länder und Kom munen, um langfristig die notwendigen strukturel len Voraussetzungen an den Schulen zu schaffen. Am 19. Mai 2019 haben Bund und Länder die Verwaltungs vereinbarung zum DigitalPakt Schule unterzeichnet und darin die zentralen Regeln für die Be antragung und Durchführung der Förderung festgelegt. Die Zuständigkeiten des Bundes und der Länder sind dabei klar definiert: Der Bund stellt den Ländern über einen Zeitraum von fünf Jahren finanzielle Mittel zur Verfügung, um In vestitionen in die kommunale Bildungsinfrastruktur zu er möglichen. Die Verteilung der insgesamt fünf Milliarden Euro erfolgt nach dem Königsteiner Schlüssel, richtet sich demnach zu zwei Dritteln nach dem Steueraufkommen und zu ei nem Drittel nach der Bevölke rungszahl. Die kommunalen und privaten Schulträger brin gen zusätzlich einen finanziel len Eigenanteil von über 550 Millionen Euro ein. Investitionen in die Bildungs infrastruktur sind dringend notwendig, um die Schulen dauer haft fit für die Zukunft zu machen und zu erhalten. Die Digitali sierung ist dabei eine aufwen dige und vor allem ressourcen intensive Aufgabe. Dennoch rief im ersten Halbjahr 2020 kaum ein Bundesland die ver fügbaren Mittel ab. Das Bun desministerium für Bildung und Forschung (BMBF) erklärte die Verzögerungen mit der co ronabedingten Umstellung an den Schulen. Viele Digitalisie rungsmaßnahmen ließen sich aufgrund der Einschränkungen im öffentlichen Leben nicht umsetzen. Zudem hätten die meisten Schulen den Schwer punkt der Tätigkeiten darauf verschoben, den Unterrichts betrieb aufrechtzuerhalten. Doch die Schulträger klagten schon vor der Corona-Pande mie über den hohen Verwal tungsaufwand und den insge samt schleppenden Prozess bei der Mittelvergabe. In mehre ren Bundesländern mussten die Schulen monatelang warten, bevor sie überhaupt Förderanträge stellen konnten, weil es noch keine entsprechen den Verwaltungsvorschriften gab. Außerdem wurde bemän gelt, dass die Förderung zu niedrig sei. So müsse für ein schuleigenes Netz teilweise in die Gebäudesubstanz eingegrif fen werden. Die daraus entste henden Kosten könnten aber nicht mit den Mitteln des Digi talPaktes abgedeckt werden. Durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schulschließungen wurde der DigitalPakt aufgewertet, und es kam Bewegung in die Mit telvergabe. Bund und Länder haben die Förderung für die Erstellung von digitalen Inhal ten, ausleihbare mobile Endge räte und die IT-Administration um weitere 1,5 Milliarden Euro ergänzt. Der jüngste Bericht der Länder zeigt, dass mitt lerweile fast 488 Millio nen Euro abgerufen wurden (Stand: 31. Dezember 2020). Davon stammen knapp 376 Millionen Euro aus den Corona- Zusatzmitteln. Zum Vergleich: Bei der Erhebung zum Stichtag 30. Juni 2020 waren nur zehn Millionen Euro aus dem DigitalPakt abgeflossen. Die Bildungsgewerkschaften im dbb sehen einen Konstruk tionsfehler in der Mittelver gabe: Die Kommunen und Schulträger können die Förde rung des Bundes ablehnen, wenn sie die weitere Finan zierung, zum Beispiel von IT- Administratoren, selbst nicht gewährleisten können. Dieses Problem löst sich auch nicht durch die Erhöhung des För dertopfes, sondern nur durch langfristige Finanzierungs pläne. Foto: Colourbox.de 16 dbb > dbb magazin | Juni 2021
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