dbb magazin 7-8/2021
interview Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur „Die Mobilität wird innovativ, intelligent, vernetzt und klimafreundlich“ dbb magazin Die Verkehrswende ist in aller Munde. Nach der jüngsten Ver- schärfung der Klimaziele wird der Sektor seinen CO 2 -Ausstoß noch drastischer reduzieren müssen. Wo sehen Sie vor die- sem Hintergrund die größten Baustellen in der kommenden Legislaturperiode? Andreas Scheuer Nur mit einer nationalen Kraft anstrengung können wir die Klimaziele im Verkehrsbereich erreichen. Unser Klimaschutz Sofortprogramm 2022 ist ein wichtiger Schritt, gerade bei den umweltfreundlichen Ver kehrsträgern Schiene, Wasser, Rad und E-Autos, schnell viel zu bewirken. Deshalb setzen wir genau an den Programmen an, die stark nachgefragt sind, wie unser Sonderprogramm Stadt und Land für den Radver kehr oder unser Schnellläufer programm zur Digitalisierung der Schiene. Außerdem wollen wir bestehende Radwege schnell in Topqualität bringen. Zusammen mit einem Sonder programm für Radparkplätze an Bahnhöfen können wir so noch mehr Menschen Lust ma chen, aufs Fahrrad zu steigen. Aber auch die Ladeinfrastruk tur müssen wir massiv weiter ausbauen. Neben den bundes weit geplanten 1000 Schnell ladehubs werden wir gezielt in den Wohnvierteln der Städte weitere Lademöglichkeiten aufbauen. Die Deutsche Bahn steht wegen ihrer vergleichsweise hohen Preise und Unpünktlichkeit im- mer wieder in der Kritik. Auch Infrastrukturprobleme, Perso- nalmangel und zuletzt Milliar- denausfälle durch Corona machen dem Unternehmen zu schaffen. Wie bekommt der Staat sein größtes Mobilitäts- unternehmen fit für die Zu- kunft? Die Bahn ist Treiber für Klima schutz und Innovation. Wir haben durch Absenkung der Mehrwertsteuer die Ticketprei se günstiger gemacht, damit mehr Menschen Zug fahren. Wir haben die DB in der Co rona-Krise gestützt und ge schützt. Und wir haben in die ser Legislaturperdiode so viel für das System Schiene getan wie nie zuvor: Rekordinvesti tionen, ein Bahnhofskonzept Plus, eine Digitalisierungsof fensive, Maßnahmen für einen starken Schienengüterverkehr, ein Elektrifizierungsprogramm Plus, den Deutschlandtakt, das Konzept Trans-Europ-Express 2.0 und umfangreiche Maß nahmen zum Lärmschutz. Ins gesamt ein gewaltiges Wachs tums-, Investitions- und Modernisierungsprogramm. In der Verkehrsverwaltung war die Gründung der Autobahn GmbH eine der größten Um- wälzungen seit langer Zeit. Nun stehen dort Betriebsrats- wahlen an. Welche Rolle spie- len Beschäftigtenvertretungen gerade in dieser Phase des Unternehmens? Werden Sie zur Teilnahme an der Wahl aufrufen? Gerade jetzt nach dem ge lungenen Betriebsstart der Autobahn GmbH haben die Beschäftigtenvertretungen eine unverzichtbare Funktion, denn der Betriebsrat mit seiner konstruktiv-kritischen Arbeit trägt zur innerbetrieblichen Stabilität bei. Er wacht über die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, setzt sich als Ansprechpartner für die Be schäftigten ein und wird bei sozialen und personellen Ange legenheiten involviert. Dem Übergangsbetriebsrat danke ich für seine erfolgreiche Ar beit während der Transforma tionsphase. Ich möchte jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter ermuti gen, sich jetzt an den Betriebs wahlen zu beteiligen. Dass die Mitbestimmung im Unterneh men gestärkt wird, ist nicht nur wichtig, weil sich gerade die Strukturen in der Verkehrs verwaltung ändern. Sondern auch, weil sich die Arbeitswelt allgemein tiefgreifend verän dert. Viele Infrastrukturprojekte in Deutschland, gerade im Ver- kehr oder bei der digitalen In frastruktur, gestalten sich zäh. Das betrifft Bund, Länder und Kommunen gleichermaßen. Oft fehlt es an Personal für die Planung, die Genehmigungs- verfahren sind kompliziert. © Daniel Biskup < Andreas Scheuer 12 dbb > dbb magazin | Juli/August 2021
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