dbb magazin 7-8/2021
dbb dialog dbb dialog – Neustart für einen NEUSTAAT Brauchen wir eine Verwaltungsrevolution? Die staatliche Ordnung der Bundesrepublik war am 17. Juni 2021 Thema beim dbb dialog „Neustart für einen NEUSTAAT: Brauchen wir eine Verwal tungsrevolution?“. ImWebtalk diskutierte dbb Chef Ulrich Silberbach mit Ralph Brinkhaus, dem Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfrak tion, und Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer beim Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB), über das von Abgeordneten der CDU/CSU- Bundestagsfraktion initiierte Projekt „NEUSTAAT“. Ralpf Brinkhaus nutzte die Ge legenheit, einige wesentliche Aspekte des Projekts „NEU STAAT“ vorzustellen. „Uns geht es nicht darum, zurückzu schauen oder Vorwürfe zu er heben. Uns geht es darum, das Momentum der Corona-Pan demie, die viele Probleme wie unter einem Brennglas sichtbar gemacht hat, zu nutzen. Viele Reformideen sind auch nicht neu, wir müssen sie nur end lich umsetzen“, erklärte der Chef der Unionsfraktion vorab. Konkret bedürfe es zunächst einer grundlegenden Inventur der staatlichen Aufgaben, die dann klar einer Ebene – ob Bund, Land oder Kommune – zugeordnet werden müssten. Diese Ebene müsse dann aber auch mit den entsprechenden finanziellen Mitteln ausgestat tet werden, um die Aufgabe erfolgreich zu bewältigen. „Man kann im Leben alles tei len, nur Verantwortung nicht“, machte Brinkhaus deutlich. Die aus Sicht der Unionsabge ordneten zu komplexe Organi sation vieler staatlicher Prozes se machte Brinkhaus anhand einiger Beispiele deutlich, etwa der Verteilung der Finanzen. „Der Bürger zahlt Steuern, die dann nach einem bestimmten Schlüssel zwischen den staatli chen Ebenen aufgeteilt wer den. Doch damit geht es dann ja eigentlich erst los. Wir ha ben einmal versucht, alle Fi nanzverflechtungen zwischen Bund und Ländern in einer Gra fik darzustellen. Das Ergebnis sah aus wie ein Schnittmuster von Aenne Burda“, scherzte der Unionsfraktionsvorsitzende. Brinkhaus: Leistung anerkennen, Nichtleistung sanktionieren Auch in der Verwaltung gebe es einige „alte Zöpfe“ abzuschnei den, die etwa die dringend not wendige Digitalisierung aus bremsen würden. „Nehmen Sie das Laufbahnrecht im Be amtenbereich. Vielleicht habe ich einen echten IT-Crack, der uns super weiterhelfen könnte, der aber keinen Hochschulab schluss hat. Diese formale Hür de würde eine angemessene Bezahlung verhindern, das kann doch nicht sein“, machte Brinkhaus deutlich. Gerade bei der Digitalisierung seien auch unkonventionelle Ansätze ge fragt. „Es geht schließlich nicht nur um Infrastruktur und Hard ware, sondern darum, zukünf tig in Prozessen statt in Silos zu denken; von den Bürgerinnen und Bürgern her, statt vom Gesetzgeber.“ In diesem Reformprozess, betonte Brinkhaus, sei es ent scheidend, die Beschäftigten in den Verwaltungen mitzu nehmen. „Das haben wir in unserem Konzept auch immer wieder deutlich betont. Die Menschen im öffentlichen Dienst haben sich nicht zuletzt in der Corona-Pandemie unsere Wertschätzung verdient.“ Zur Wahrheit gehöre aber, dass es wie in der Privatwirtschaft auch weniger fleißige Beschäf tigte gebe. „Wenn wir dann über eine Reform des Beamten tums reden, die Leistung aner kennt, müssen wir auch über Möglichkeiten sprechen, Min derleistung zu sanktionieren. Wenn ich beispielsweise höre, dass es beim Unterrichten wäh rend der Pandemie neben vie len beispielhaften Lehrkräften auch solche gab, die sich etwa dem Distanzunterricht kom plett verweigert haben, ist das schlicht nicht akzeptabel.“ An diesem Punkt widersprach Silberbach, auch aufgrund sei ner Erfahrung als Vater eines © www.marco-urban.de 6 > dbb magazin | Juli/August 2021
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