dbb magazin 10/2021

EU-Katastrophenschutzverfahren Gemeinsames Handeln gegen die Waldbrände in Europa Eine kolossale Hitzewelle in diesem Sommer, bei der die Temperaturen einen Rekordwert von 48,8 Grad Celsius erreichten, war Hauptursache für zahlreiche Waldbrände. Durch diese wurden weite Landstriche in Südeuropa und Nordafrika – von der Türkei, Griechenland und Italien bis Marokko und Algerien – ver­ wüstet und Dutzende von Menschen getötet. Hilfe kam im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfah­ rens, durch das in kurzer Zeit Feuerwehren aus elf EU-Mitgliedstaaten mobilisiert werden konnten. In Balkanländern wie Bosnien, Serbien und Bulgarien warnten die Behörden die Bürgerinnen und Bürger, sich während der Mittagszeit nicht der direkten Sonneneinstrahlung auszuset­ zen. In Nordmazedonien wur­ den schwangere Frauen und Personen über 60 Jahre vo­ rübergehend von der Arbeit freigestellt, weil die Hitze sie gefährdete. Diese verheerenden Hitze­ wellen setzen einen Trend fort, der schon seit mehreren Jahren besteht: Laut einer in der Zeitschrift Nature Geosci­ ence veröffentlichten Studie ist die seit 2014 anhaltende Serie von Dürren und Hitzewel­ len die schlimmste, die Europa seit rund 2000 Jahren erlebt hat. Sie verursachte insgesamt Tausende von vorzeitigen To­ desfällen und zog die Agrar­ industrie des Kontinents in Mitleidenschaft. „Es ist klar, dass der Klima­ wandel zu solchen Ereignissen führen wird“, sagte der fran­ zösische Präsident Emmanuel Macron im August nach einer Reise in die Region Saint-­ Tropez, wo 10000 Menschen wegen eines Großbrandes evakuiert werden mussten. Auch laut aktuellen Studien, wie beispielsweise in der Fach­ zeitschrift Frontiers in Water, werden solche Zustände in naher Zukunft zur Normalität. So wird eine allgemeine Zu­ nahme der Dauer, Anzahl und Intensität von Dürren, ein­ schließlich einer deutlichen Zunahme von Sommertro­ ckenheit und einer Abnahme der Wintertrockenheit in den meisten Regionen prognos­ tiziert. Als wahrscheinliche Brennpunkte gelten die Alpen, der Mittelmeerraum, Frank­ reich und die Iberische Halb­ insel. Während der diesjährigen Waldbrandsaison in Europa wurde eine Fläche verbrannt, die mehr als doppelt so groß ist wie der Durchschnitt der verbrannten Fläche in der EU im Zeitraum 2008 bis 2020. Viele Stimmen sind sich einig, dass neben effektiven Maß­ nahmen zur Bekämpfung der globalen Erderwärmung, wie der von der EU angestoßene Green Deal, eine gemeinsame Lösung gefunden werden muss, um den von Waldbrän­ den betroffenen Regionen in ihrer Notlage bestmöglich zu helfen. Der für Umwelt, Meere und Fischerei zuständige Kom­ missar Virginijus Sinkevičius erläuterte hierzu: „80 Prozent der bekannten Pflanzen und Tiere der Welt sind in Waldöko­ systemen zu Hause und ihre Zerstörung bedeutet für uns alle eine Gefahr. Waldbrände stellen eine immer größere Be­ drohung für Wälder und Men­ schen dar, und in diesem neu­ en Kontext sind Prävention und Zusammenarbeit unsere wichtigsten Werkzeuge.“ Die rescEU-Kapazität an Löschflugzeugen soll rasch erhöht werden Bei seinem Besuch in der Region Attika in der Nähe von Athen, die in diesem Sommer stark von Waldbränden betrof­ fen war, sagte der für Krisen­ management zuständige EU- Kommissar Janez Lenarčič: „Die derzeitige Waldbrandsai­ son in Europa war extrem an­ strengend und hatte schädliche Auswirkungen auf die Men­ schen und unsere Ökosysteme. Besonders betroffen war Grie­ chenland, wo wir die schlimms­ te Welle von Waldbränden seit mehr als einem Jahrzehnt erle­ ben konnten.“ Lenarčič ist sehr stolz darauf, dass das EU-Katas­ trophenschutzverfahren und europa 24 dbb > dbb magazin | Oktober 2021

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