dbb magazin 10/2021

„Die Corona-Krise hat der Digi­ talisierung der Verwaltung ei­ nen enormen Schub verpasst. Diesen müssen wir nutzen, um die Versäumnisse der letzten Jahre aufzuholen“, stellte Mila­ nie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, in ih­ rer Eröffnungsrede fest. Vor al­ lem, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbes­ sern, müsse jetzt Tempo ge­ macht werden. „Die digitali­ sierte Verwaltung hat Frauen so viel mehr zu bieten als nur Homeoffice“, gab Kreutz zu be­ denken. „Führen in Teilzeit und Führen aus der Ferne sind be­ währte Konzepte für familien­ freundliches und flexibles Ar­ beiten, die mithilfe digitaler Arbeitsmittel in die Breite ge­ tragen werden müssen. Aber auch Empathie trotz Distanz und eine kontinuierliche Kom­ munikationsentwicklung gehö­ ren als zentrale Elemente der Führungskultur im öffentlichen Dienst dazu. Gleichzeitig müs­ sen die neuen Arbeitsweisen unter Berücksichtigung der Dis­ kriminierungsfreiheit in den Leistungskriterien und der Leis­ tungsbewertung abgebildet werden.“ < Silberbach: Mitbestim- mungsrecht muss nach- geschärft werden Angesichts der zunehmend hybriden Ausrichtung der Ver­ waltungsarbeit muss laut dem dbb Bundesvorsitzenden Ulrich Silberbach vor allem auch das Mitbestimmungsrecht deutlich nachgeschärft werden: „Die Zulassung der elektronischen Kommunikation zwischen Per­ sonalrat und Dienststelle, die Verstetigung der Option zur Durchführung von Video- und Telefonkonferenzen und die Ein­ fügung eines Mitbestimmungs­ rechts bei der Einführung von Telearbeit und mobiler Arbeit im neuen Bundespersonalver­ tretungsgesetz allein geben kei­ ne hinreichende Antwort auf die großen Herausforderungen der Digitalisierung. “ < Keynote: Frauen in der digitalen Arbeitswelt „Wie sieht die Zukunft der Arbeit für Frauen nach der Corona-Krise aus?“ Diese Frage diskutierte dbb frauen Chefin Milanie Kreutz im Rah­ men der öffentlichen Veran­ staltung mit ihren digital zugeschalteten Gästen. Den Start machte Dr. Julia Borggrä­ fe, Abteilungsleiterin Digitali­ sierung und Arbeitswelt im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS). In ihrer Keynote stellte sie aktuelle Er­ kenntnisse aus dem Fachkräf­ temonitoring zur Situation von Frauen in der digitalen Arbeitswelt vor. „Wo Algorithmen die Arbeit ersetzen können, werden Ar­ beitsplätze wegfallen. Hier werden vor allem Frauen be­ troffen sein“, machte Borggrä­ fe deutlich. Gleichzeitig steige aber auch der Bedarf an Fach­ kräften vor allem im Bereich der Pflege und in technischen Berufen. Bis 2040 würden rund 3,6 Millionen qualifizierte Fach­ kräfte nötig. Diesen Übergang zu gestalten, sei eine große He­ rausforderung. Die Ministerial­ beamtin verwies hier auf den 3. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung: „Es geht um Zugang, um Nutzung und Ge­ staltung der Digitalisierung. Diese drei Themen müssen wir gut durchstrukturieren, wenn wir den Transformationspro­ zess geschlechtergerecht gestalten wollen.“ < Podiumsdebatte: Wie sieht der öffentliche Dienst der Zukunft aus? Anschließend diskutierte die Vorsitzende der dbb frauen, Kreutz, im Rahmen einer digita­ len Podiumsdebatte mit der Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke (Sprecherin für ArbeitnehmerInnenrechte und aktive Arbeitsmarktpolitik – Bündnis 90/Die Grünen), der Europaabgeordneten Maria Noichl (die auch Bundesvorsit­ zende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen ist) sowie Nadine Schön (stell­ vertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, zuständig für die Bereiche Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie Digitale Agenda). „In der Wirtschaft werden die Chancen der Digitalisierung viel besser genutzt. Damit die öf­ fentliche Verwaltung die immer komplexeren Probleme besser anpacken kann, muss auch sie sich endlich besser vernetzen und lernen, in Teams zu arbei­ Hauptversammlung der dbb bundesfrauenvertretung dbb frauen fordern Zukunftsplan Digitalisierung und Gleichstellung müssen Hand in Hand gehen. Dafür muss der öffentliche Dienst zum Innovationstreiber ausgebaut werden. Mit dieser Forderung eröffnete dbb frauen ChefinMilanie Kreutz die Hauptversammlung, die erstmals seit Beginn der Pandemie am3. September 2021 in Berlin zusammentrat. frauen 32 dbb > dbb magazin | Oktober 2021

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