dbb magazin 11/2021

vorgestellt Untersuchung zum Digital Gender Gap Das digital benachteiligte Geschlecht Die Digitalisierung der Arbeitswelt ermöglicht die Flexibilisierung von Arbeitsort und -zeit. Davon erhoffen sich vor allem Frauen, Familie und Berufsleben besser vereinbaren zu können. Doch ist diese Hoffnung auch realistisch? Eine Untersuchung der Initiative D21 skizziert ein ambivalentes Bild und zeigt Lücken bei der Gleichbehandlung der Geschlechter in der Digitalisierung ab. Im Rahmen des D21-Digital­ index, der jährlich den Digita­ lisierungsgrad der deutschen Wohnbevölkerung ab 14 Jahre misst, befasst sich die Initiative D21 seit mehr als 20 Jahren mit den Fortschritten der Digi­ talisierung. 2018/2019 wurde erstmals der sogenannte Digi­ tal Gender Gap erfasst. Dabei hat die Datenanalyse deutliche Unterschiede im Digitalisie­ rungsgrad von Frauen und Männern offengelegt. < Frauen bleiben hinter Männern zurück Frauen erreichen einen deut­ lich geringeren Digitalindex als Männer. Auf der Skala von 0 bis 100 Punkte liegen Frauen bei einem durchschnittlichen Digitalisierungswert von 57 Indexpunkten (2018/19: 51), Männer bei 64 Index­ punkten (2018/19: 61). Ana­ lysiert wurden vier Dimen­ sionen der Digitalisierung: Kompetenz (40 Prozent), Zu­ gang (30 Prozent), Offenheit (20 Prozent) und Nutzungs­ verhalten (zehn Prozent ), die zusammengefasst den Gesamtindex ergeben. In allen untersuchten Berei­ chen weisen Frauen, sowohl bei der Einschätzung ihrer Fer­ tigkeiten zur Bedienung einzel­ ner Anwendungen wie Office- Programmen und der Kenntnis von Fachbegriffen, geringere Werte als Männer auf. Aber auch beim Interesse an Digi­ talthemen oder der Wissens­ aneignung erzielen Frauen jeweils geringere Werte. < Unterschiedliche Voraus- setzungen in der digitali- sierten Arbeitswelt Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung einen enormen Schub gegeben. Ablesbar ist dies auch an der zunehmend besseren Ausstattung mit der nötigen Hardware, um im beruf­ lichen Kontext flexibler undmo­ biler arbeiten zu können. Mitt­ lerweile verfügt die Mehrheit (58 Prozent) der Bürobeschäf­ tigten über den Zugang zu min­ destens einem von Arbeitgeber­ seite zur Verfügung gestellten mobilen Endgerät (Laptop, Smartphone oder Tablet-PC). Doch nicht alle Beschäftigten profitieren gleichermaßen: Eine von drei Frauen mit Bürojob hat weder Zugriff auf Geräte noch entsprechende Anwendungen, bei Männern ist es nur einer von fünf. Darüber hinaus beein­ flusst auch das Beschäftigungs­ pensum den Grad der techni­ schen Ausstattung. Während nicht mal ein Drittel (30 Pro­ zent) der Vollzeitbeschäftigten in Bürojobs angibt, keine ent­ sprechenden Geräte erhalten zu haben, ist es bei den Teilzeit­ beschäftigten etwa die Hälfte (48 Prozent). Da noch deutlich mehr Frauen (48 Prozent) als Männer (11 Prozent) in Teilzeit beschäftigt sind, trägt dies laut Digitalindex ebenfalls zum Gender Gap bei. bas < Gender Gaps – wichtige Kennziffern für mehr Geschlechtergerechtigkeit Mit dem Gender Pay Gap wurden die Unterschiede in der Gleich­ stellung von Frauen und Männern in unserer Gesellschaft erstmals konkret beziffert. Seither hat sich das Vorgehen, Gleichstellungs­ defizite mit einer wissenschaftlich ermittelten Kennziffer zu ver­ sehen, zur Beschreibung der Geschlechterunterschiede durch­ gesetzt. Die sogenannten „Gender Gaps“ sind zu einem wichtigen Indikator für die gesellschaftliche Ungleichbehandlung von Männern und Frauen (sowie anderen Geschlechterkategorien) geworden und sind aus der Gleichstellungsarbeit nicht mehr wegzudenken. An­ hand der Gender Gaps können Gleichstellungsfort- und -rück­ schritte schnell sichtbar, Ursachen identifiziert sowie Maßnahmen abgeleitet und auf deren Wirksamkeit überprüft werden. Dieses Vorgehen hat sich bewährt, um geschlechterbedingten Einkommensunterschieden zu begegnen (Gender Pay Gap), die Alterssicherungssysteme gerechter zu gestalten (Gender Pension Gap), eine faire Verteilung von Sorgearbeit zu fördern (Gender Care Gap), die geschlechterbezogene Datenerhebung auszuweiten (Gender Data Gap) und bei der Digitalisierung die Geschlechter­ dimension im Blick zu behalten (Digital Gender Gap). Foto: Colourbox.de 21 dbb > dbb magazin | November 2021

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