dbb magazin 11/2021
akademie Neue Arbeit – und dann? Führung und Unternehmenskultur zukunftsfähig gestalten An der Arizona State University wurde 2024 eine Untersuchung durchge führt, wie man Menschen am besten zum Energiesparen animieren kann. Man bildete vier Versuchsgruppen. Bei der ersten wurde an das Umwelt gewissen appelliert, bei der zweiten an die Verantwortung gegenüber der nächsten Generation. Die dritte Gruppe bekam Informationen über mög liche Einsparpotenziale, und die vierte Gruppe erhielt die Nachricht, dass „die Mehrheit ihrer Nachbarn“ bereits Energie spare. Welche Gruppe hat nach ei nemMonat am wenigsten Energie verbraucht? Die vierte Gruppe – sie orientierte sich an einer scheinbar vorhandenen sozialen Norm: Wenn das alle in unserer Nachbarschaft so machen, können wir das auch. Was hat nun aber die Verände rung über eine soziale Norm mit Neuer Arbeit, Führung und Unternehmenskultur zu tun? Die Pandemie hat unser Leben, unseren Arbeitsalltag, unsere Arbeitsweisen und unser Mit einander verändert. Die digita le Transformation schreitet fort, das Veränderungstempo nimmt zu, und der Generati onswechsel wird sichtbarer. Arbeit 4.0 ist längst kein theo retisches Konstrukt mehr, son dern wird zunehmend gelebte Wirklichkeit. Was macht das alles mit uns? Wie verändern sich gerade Or ganisationen, Arbeitskulturen, Sichtweisen? Wie können wir in einer hochdynamischen Umwelt die Zukunft der Arbeit im besten Sinne gestalten? Wie machen es unsere Nach barn, Konkurrenten, Mitstrei ter, Kolleginnen und Kollegen aus dem eigenen Haus – haben sie bereits neue Normen ent wickelt, die uns für einen Rich tungswechsel motivieren? < Auf der Suche nach neuen Handlungsmustern Der Mensch ist ein Gewohn heitstier. Nun leben wir aber gerade in einer Zeit, in der es diese Spezies schwer hat. Ver änderung heißt die neue Nor malität, und wir alle erfahren das täglich. Der Begriff Digitalisierung suggeriert diesbezüglich ei- nen stark technischen Bezug, dabei ist das häufig nur die äußere, sichtbare Dimension des Wandels. Die Veränderung von Strukturen und Prozessen kann aber nur nachhaltig ge lingen, wenn Organisationen auch in ihrem Innern neue Potenziale entfalten. Warum ist das so wichtig? Unternehmenskultur nehmen wir häufig nicht bewusst wahr. Unsere tägliche Arbeit wird be stimmt von Handlungs- und Denkmustern, die wir tief ver innerlicht haben, die aber zu den neuen komplexen Heraus forderungen nicht mehr so recht passen. < Die Sache mit der Kultur „Kultur verspeist Strategie zum Frühstück.“ Dieser Ausspruch stammt vomManagement vordenker Peter Drucker. Er be sagt, dass eine Strategie allein keine Veränderung bewirken wird, wenn die Kultur einer Organisation sich dagegen sträubt. Unsere Strukturen verän- dern sich gerade maßgeblich. Es geht um Beschleunigung, Effizienz, Weiterentwicklung, aber auch um neue Arbeitsfor men, Freiräume, Flexibilität, um ein neues Verständnis von Führung, umMöglichkeiten und Grenzen beim Einsatz von Robotik und künstlicher Intelligenz. Ein weites Feld, auf dem der Mensch seinen Platz bezie hungsweise seine „Neue Ar beit“ finden muss. Welche Kultur aber benötigen wir in unseren Organisationen zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben? Können wir Unter nehmenskultur verändern, be einflussen und wenn ja, wie? Welche Rolle spielt Führung in diesem Zusammenhang? < Führung im digitalen Zeitalter Führung wird zunehmend zur multidimensionalen Aufgabe, auf die längst nicht alle Betei ligten vorbereitet sind. Die Führungskraft als Kommunika tor, Managerin, Teamleader, Psychologin, Problemlöser – das erscheint so manchem doch eher als die sprichwört lich eierlegende Wollmilchsau, denn einer realistischen Rollen beschreibung. Andere sehen die Führungs kräfte der Zukunft als Jong leure zwischen den Welten. Innovationen vorantreiben, gleichzeitig das Richtige be wahren – das alles mit Fach-, Sozial-, Selbst-, Digital- und Problemlösungskompetenz. Auch dieses Anforderungspro fil hat es in sich und verlangt © Daniel Berkmann/stock.adobe.com 22 dbb > dbb magazin | November 2021
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